Deutschland: Evia Aero will von Britten-Norman 15 Flugzeuge kaufen und auf H2-Antrieb umrüsten +++ Deutschland: Gasunie beginnt Bau einer Wasserstoffpipeline in Niedersachsen +++ Norwegen: Nel stoppt Produktion in Herøya und entlässt Personal +++ USA: Plug Power bekommt vom Energieministerium 1,66 Milliarden Dollar Kreditgarantie +++ USA: Linde und Port Houston erhalten 25 Millionen Dollar Förderung für Wasserstofftankstelle +++ Deutschland: Sunfire bekommt 200-Millionen-Euro-Bürgschaft von Bankenkonsortium +++ Spanien: H2Site sammelt 36 Millionen Euro über ein Investorenkonsortium

Eine Auswahl von PtX-Themen zum Wochenabschluss zusammengefasst

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Evia-CEO Florian Kruse will von William Hynett (CEO Britten-Norman) 15 „Islander“ kaufen: „Das Flugzeug erfüllt alle Fähigkeiten, die wir als Betreiber für Kurzstreckenflüge benötigen.“ © Grafik: Britten-Norman Ltd.

(Deutschland) Das Bremer Luftfahrtunternehmen Evia Aero GmbH will von dem britischem Flugzeughersteller Britten-Norman Ltd. (BN Group) 15 Maschinen des Typs „Islander“ kaufen. Der Absichtserklärung zufolge werden die Flugzeuge ab Anfang 2027 ausgeliefert und auf Brennstoffzellenantrieb umgerüstet. Die Zusammenarbeit umfasse auch die Neugestaltung der Innenausstattung, um den Komfort und die Funktionalität für die Passagiere zu erhöhen und „die Kompatibilität mit nachhaltigen Luftfahrttechnologien“ zu gewährleisten, so die BN Group. Die emissionsfreien Flugzeuge sollen mit vor Ort auf Regionalflughäfen erzeugtem grünem Wasserstoff betankt werden. Florian Kruse, CEO von Evia Aero: „Für uns ist es wichtig, ein Produkt einzusetzen, das bereits weltweit im Einsatz ist und sich bewährt hat. Mit einem überarbeiteten, maßgeschneiderten Kabinendesign werden wir das Flugzeug unseren Kunden zur Verfügung stellen.“

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Verlauf der Wasserstoffleitung von Peine nach Salzgitter. © Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (Niedersachsen)

(Deutschland) Die Gasunie Deutschland Transport Services GmbH beginnt in Niedersachsen mit den Arbeiten für die Wasserstoffpipeline von Peine nach Salzgitter. Das für das Planfeststellungsverfahren zuständige Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) hat dafür jetzt eine Duldungsanordnung erlassen. Eigentümer der betroffenen Flächen müssen demnach laut Energiewirtschaftsgesetz (§ 44 Abs. 1) dem Unternehmen gestatten, die nötigen Vorarbeiten durchzuführen. Diese können unter anderem Baugrunduntersuchungen, Untersuchungen von Grund- und Oberflächengewässern, bodenkundliche Kartierungen oder geophysikalische Messungen sein, so die Behörde. Die Pipeline wurde von der Bundesnetzagentur als Teil des Wasserstoffkernnetzes im Oktober 2024 genehmigt, da im Raum Salzgitter eine hohe Nachfrage nach Wasserstoff absehbar sei. Die Salzgitter AG mit Werken in Salzgitter und Peine will künftig auf Koks bei der Stahlherstellung verzichten und durch grünen Wasserstoff ersetzen (wir berichteten). Für das Verfahren, in dem auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt wird, müsse die Tochter des niederländischen Fernleitungsnetzbetreibers nun umweltfachliche Untersuchungen durchführen sowie die technische Planung vorbereiten. Die Listen der betroffenen Flurstücke könnten in den Rathäusern der betroffenen Gemeinden sowie auf der LBEG-Website eingesehen werden.

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Markt falsch eingeschätzt: Nel entlässt Mitarbeiter und stellt die Elektrolyseurproduktion in Herøya „vorübergehen“ ein. © Nel ASA

(Norwegen) Der Hersteller von Elektrolyseuren Nel ASA stellt die Produktion in Herøya „vorübergehend ein“ und reduziert die Belegschaft. Man habe „einen Prozess zur Anpassung der Kapazität an die Marktnachfrage eingeleitet“, so das Unternehmen in wohlfeilem Marketing-Sprech. Der Markt für Technologien zur Herstellung von erneuerbarem Wasserstoff habe „sich langsamer entwickelt als von der Branche im Allgemeinen und von Nel erwartet“. Der Auftragseingang in den Jahren 2023 und 2024 sei hinter den Erwartungen zurückgeblieben, mehrere Kundenprojekte hätten sich erheblich verzögert oder seien von Streichung bedroht. Darüber hinaus habe Nel ein Verfahren eingeleitet, „um die Kontrolle über gelieferte Anlagen als Ausgleich für seit mehr als einem Jahr überfällige Forderungen“ gegenüber einem nicht genannten Kunden zu behalten. Infolgedessen habe Nel „in naher Zukunft nur einen begrenzten Bedarf an der Produktion neuer alkalischer Elektrolyseure“ und werde die Produktions- und Organisationskapazitäten „entsprechend anpassen“. Dies betreffe rund 20 Prozent der zum Ende des dritten Quartals 2024 gemeldeten Vollzeitbeschäftigten. Etwa die Hälfte des Abbaus sei bereits im vierten Quartal 2024 „durch freiwilliges Ausscheiden und Kündigung von Beratern vollzogen“ worden. Absolute Zahlen nannte Nel nicht. Laut Quartalsbericht (Q3/24) hatte Nel seinerzeit 430 Mitarbeiter, knapp zehn Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

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Wasserstoffproduktionsanlage in Georgia. © Plug Power Inc.

(USA) Die Plug Power Inc. hat eine Kreditbürgschaft in Höhe von 1,66 Milliarden Dollar des US-Energieministeriums (DOE) erhalten. Dies sei „ein bedeutender Schritt für der Erweiterung unserer inländischen Fertigungs- und Wasserstoffproduktionskapazitäten, die viele hochwertige Arbeitsplätze in den USA schaffen“, sagt Geschäftsführer Andy Marsh. Die Mittel dienten den Angaben zufolge zur Finanzierung des Baus von bis zu sechs US-Projekten „zur Herstellung und Verflüssigung von kohlenstofffreiem oder kohlenstoffarmem Wasserstoff in großem Maßstab“, darunter an oberster Stelle die grüne Wasserstoffanlage in Graham, Texas. Empfänger der Mittel ist laut DOE die Tochter Plug Power Energy Loan Borrower, LLC. Plug betreibe derzeit das größte Proton Exchange Membrane (PEM)-Elektrolysesystem in den Vereinigten Staaten in seinem Werk in Georgia.

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„Der Houston Ship Channel ist die meistbefahrene Wasserstraße des Landes“ – entsprechend hoch ist der Warenumschlag am Port Houston. Linde entwickelt dort eine Tankstelle für Trucks nebst Wasserstoffinfrastruktur. © Port Houston

(USA) Im Hafenbereich von Houston, Texas, soll eine Wasserstofftankstelle für Schwerlastkraftwagen entstehen. Das US-Verkehrsministerium (DOT) und die Federal Highway Administration (FHWA) gewähren dafür einen Zuschuss in Höhe von rund 25 Millionen Dollar (24 Millionen Euro). An dem „Bayport HRS“ genannten Vorhaben beteiligen sich die Hafenverwaltung (Port of Houston Authority), der Hersteller von Industriegasen Linde Inc., außerdem GTI Energy sowie das unter anderem im Bereich der Modellierung von Wasserstoffinfrastrukturen tätige Argonne National Laboratory und das gemeinnützige Center for Houston’s Future. Die öffentlich zugängliche Station wird für einen hohen Betankungsdurchsatz ausgelegt und fördere die Entwicklung der Lieferkette in Texas und der Golfküstenregion. Die Versorgung erfolgt per Pipeline. Linde wird die neue Anlage planen, bauen, besitzen und betreiben. „Der Houston Ship Channel ist die meistbefahrene Wasserstraße des Landes“, sagte Charlie Jenkins, CEO von Port Houston. Im vergangenen Jahr erhielt die Hafenverwaltung fast 57 Millionen Dollar an Zuschüssen, um den Nachhaltigkeitsplan des Hafens zu unterstützen.

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Sunfire bekommt Bankbürgschaft in Höhe von 200 Millionen Euro zum Ausbau seiner Geschäftstätigkeiten. © Sunfire AG

(Deutschland) Der Dresdener Hersteller von Elektrolyseuren Sunfire AG erhält eine Bankbürgschaft (Avalfinanzierung) in Höhe von 200 Millionen Euro. Die Finanzierung wird von einem Konsortium unter Führung der Commerzbank AG bereitgestellt. Die Avallinie diene „der Absicherung von Kundenanzahlungen sowie von Vertragserfüllungs- und Gewährleistungsverpflichtungen“. Der Kreditbetrag werde zu 80 Prozent durch parallele Ausfallbürgschaften des Bundes und des Freistaats Sachsen abgesichert, die verbleibenden 20 Prozent tragen die Banken selbst. Damit ließen sich ohne Barsicherheiten industrielle Projekte und Kundenaufträge finanzwirtschaftlich effizienter absichern und erhaltene Anzahlungen effektiv für die Fertigung von Elektrolyseuren einsetzen ohne eigene Mittel zu binden. Die Laufzeit der Avalfinanzierung beträgt fünf Jahre.

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H2Site bekommt frisches Kapital in Höhe von 36 Millionen Euro. © Hydrogen Onsite S.L.

(Spanien) Hydrogen Onsite, S.L. (H2Site) hat in einer Finanzierungsrunde 36 Millionen Euro über ein Investorenkonsortium unter Führung des Investmentmanagers für kohlenstoffarmen Wasserstoff Hy24 sowie des Venture-Capital-Fonds SC Net Zero Ventures eingesammelt. H2Site ist seit 2021 mit der Entwicklung einer Membran-Technologie befasst, welche die Abscheidung von Wasserstoff aus Gasströmen und leicht zu transportierenden Molekülen wie Ammoniak oder Methanol ermöglicht. Das Unternehmen hat eigenen Angaben zufolge in Westeuropa 15 Projekte gebaut und in Betrieb genommen und entwickelt nun in Nordamerika, der EU und im asiatisch-pazifischen Raum Infrastrukturprojekte im großen Maßstab. Die Finanzierung soll unter anderem bis 2026 die Inbetriebnahme einer Wasserstoffproduktionsanlage mit einer Kapazität von mehreren Tonnen pro Tag unterstützen. Zudem arbeite man an Projekten zum dezentralen Cracken von Ammoniak. Das Unternehmen wurde 2020 im nordspanischen Bilbao gegründet und entstand in Zusammenarbeit mit Engie New Ventures als Spin-off des privaten Forschungszentrums TECNALIA sowie der Technischen Universität Eindhoven.

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