(Gelsenkirchen / Deutschland) – Uniper SE verschafft sich weiterhin Platz für ein Gaskraftwerk. Dieses könne perspektivisch auch mit Wasserstoff betrieben werden (H2-ready), so der Versorger. Dazu wurde jetzt der 116 Meter hohe Kühlturm des Blocks F im Kraftwerk Gelsenkirchen-Scholven mit 60 Kilogramm Sprengstoff zu Fall gebracht. Die Vorarbeiten liefen seit April 2024.

Planmäßige Sprengung: Die anfallenden etwa 11.000 Tonnen Betonschutt will Uniper vor Ort aufbereiten und zum Verfüllen der Baugruben verwerten. © Uniper SE
Bereits im Jahr 2008 wurden die Kühltürme G und H gesprengt. „In diesem Jahr werden wir noch das Kesselhaus F und die Rauchgasentschwefelungsanlage sprengen. Für das Jahr 2026 sind auf dem Gelände weitere Sprengungen geplant“, sagt Martin Hein, Leiter des Rückbaus bei Uniper. Auch die anderen Rückbauaktivitäten am Kraftwerksstandort Scholven „schritten gut voran“. Mit dem jetzt geschaffenen freien Platz „geht die Transformation des Standorts weiter“, sagt Unipers Kraftwerksleiter Lars Wiese.

Steinkohlekraftwerk Scholven im Jahr 2021: Die Bundesnetzagentur hatte 2023 die Systemrelevanz der Blöcke B und C bis zum 31. März 2031 verlängert. © Uniper SE
Der Konzern hatte im Januar 2020 einen Stilllegungsplan für seine Steinkohlekraftwerke in Deutschland vorgelegt Damit wolle man Einsparungen in einer Größenordnung von rund 18 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr erzielen. Die Herausnahme des Steinkohlemeilers Scholven C aus dem kommerziellen Betrieb war das Resultat der dritten Auktion der Bundesnetzagentur (BNetzA) nach dem Gesetz zur Reduzierung und Beendigung der Kohleverstromung im Jahr 2021. Uniper kam auch in vorhergehenden Auktionen zum Zuge: Durch die Bescheide für die Kraftwerke Heyden 4 (875 MW), Wilhelmshaven 1 (757 MW) und Scholven C (345 MW) nimmt der Energieversorger insgesamt 1.977 Megawatt Steinkohlekapazität vom Markt (wir berichteten).
Laut Geschäftsbericht summierten sich Unipers direkte CO2-Emissionen im Jahr 2024 noch auf 14,2 Millionen Tonnen (Vorjahreszeitraum: 19,4 Millionen Tonnen). Der Rückgang um rund 27 Prozent sei insbesondere auf die Einstellung des kommerziellen Betriebs der deutschen Kraftwerke Staudinger 5 und Scholven B sowie auf die Stilllegungen der Kraftwerke Heyden 4 und Ratcliffe (zwei Gigawatt) in Großbritannien zurückzuführen. Für 2025 erwartet Uniper demnach, dass die direkten CO2-Emissionen „deutlich unter dem Vorjahresniveau“ liegen, da die Stromerzeugung aus Kohle unter der des Jahres 2024 erwartet werde.
Systemrelevanz bis 2031
Allerdings hatte die Bundesnetzagentur 2023 für die beiden Kohlekraftwerke Scholven B und C die Systemrelevanz bis zum 31. März 2031 verlängert. Im Mai 2024 hat die BNetzA zudem die Kraftwerke Staudinger 4 (Gas) und 5 (Kohle) sowie die ölbefeuerten Kraftwerksblöcke Ingolstadt 3 und 4 ebenfalls bis zum 31. März 2031 als systemrelevant eingestuft. Die Kraftwerke dienen bis dahin noch als Reservekraftwerke.
Im zurückliegenden Geschäftsjahr wurden rund 200 Millionen Euro unter anderem für Wasserstoffprojekte, Batterievorhaben und die Revitalisierung des Pumpspeicherkraftwerks Happurg investiert. Jedoch seien „aufgrund der vorgezogenen Bundestagswahl im Februar 2025 die Rahmenbedingungen für den Bau neuer wasserstofffähiger Gaskraftwerke derzeit weiterhin unklar“, heißt es im Geschäftsbericht. „Neben der Nutzung von Wasserstoff in der Stromerzeugung gestaltet sich auch die Umstellung auf Wasserstoff in der Industrie schwieriger als erwartet.“
Aktuell gebe es noch wenige große Kunden, die grünen oder blauen Wasserstoff nachfragten und entsprechende Lieferverträge abschließen wollten, so das Papier. „Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft geht nur schleppend voran.“ Diese Entwicklung lasse sich nicht nur in Deutschland, sondern auch in Unipers anderen Kernmärkten beobachten.
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Der Standort des einstigen Kohlekraftwerks Gelsenkirchen-Scholven wird für ein neues wasserstofffähiges Gaskraftwerk geräumt. © Uniper SE