Fraunhofer ISE und IEE erstellen Studie für Wärmemarkt +++ Deutsch-chinesische Forschungsprojekte +++ Plug Power kauft ACT +++ Ariadne-Studie zur Klimaneutralität 2045 +++ NREL / Electric Hydrogen forschen an Elektrolyseur-Komponenten +++ Wasserstoff-Studie für Südafrika beauftragt +++ BMBF / BMWi fördern internationale Wasserstoffprojekte +++ Octopus / Innova / Novus planen H2-Produktion an PV-Standorten in Großbritannien +++ Cellcentric plant FC-Fabrik im Kreis Esslingen +++ Reform der Grünstromkennzeichnung +++ Wasserstoff-Manifest +++ neue Studien

Eine Auswahl von PtX-Themen zum Wochenabschluss zusammengefasst

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Der Nationale Wasserstoffrat (NWR) hat die Fraunhofer Institute für Solare Energiesysteme (ISE) sowie Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) beauftragt, eine Analyse und Bewertung unterschiedlicher Dekarbonisierungspfade für den Wärmemarkt vorzunehmen. Der NWR empfiehlt, bis zum Vorliegen der Ergebnisse keine Grundsatzentscheidungen für oder gegen den Einsatz von grünen Gasen oder Wasserstoff im Wärmemarkt zu fällen. Die Studie soll bis zum Frühjahr 2022 fertig sein und wird Grundlage für Empfehlungen im Sinne einer Roadmap mit Optionen für einen dekarbonisierten Wärmemarkt 2045.

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Bis zum 30. November 2021 können Projektskizzen für deutsch-chinesische Forschungs- und Kooperationsprojekte im Bereich Wasserstoff und Brennstoffzellenfahrzeuge beim Nationalen Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) eingereicht werden. Das virtuelle „Sino German Electro Mobility Innovation and Support Center“ (SGEC) vereint und koordiniert die Aktivitäten und Projekte der deutsch-chinesischen Kooperation zu Elektromobilität sowohl mit Batterie- als auch Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie.

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Der US-amerikanische Hersteller von Brennstoffzellen Plug Power Inc. hat Applied Cryo Technologies, Inc. (ACT) übernommen. ACT bietet Technologien, Ausrüstungen und Dienstleistungen für den Transport, die Lagerung und den Vertrieb von verflüssigtem Wasserstoff, Sauerstoff, Argon, Stickstoff und anderen kryogenen Gasen. Der Abschluss der Transaktion wird für das vierte Quartal 2021 erwartet.

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Wie der Strukturwandel zur Klimaneutralität 2045 über alle Sektoren hinweg gelingen kann, untersucht eine Ariadne-Studie im Rahmen der Kopernikus-Projekte. In der Politik werde oft noch unterschätzt, wie tiefgreifend der notwendige Umbau zur Klimaneutralität 2045 ist. Zwar rückten erneuerbarer Strom, grüner Wasserstoff, grüne E-Fuels sowie nachhaltig erzeugte Biomasse immer stärker an die Stelle der fossilen Brennstoffe. Demgegenüber stünden jedoch langlebige vorhandene Infrastrukturen, Gebäude- oder Fahrzeugbestände und Industrieanlagen. Es werden zehn Modelle verglichen, sechs Szenarien durchgerechnet sowie Erkenntnisse zu Transformationspfaden, Spielräumen und Engpässen darlegt. So müsse unter anderem die Stromerzeugung aus Wind und Sonne bis 2030 etwa 50 Prozent größer sein als bislang angepeilt. Im Gebäudebestand müsste bis 2030 die jährliche Sanierungsrate auf 1,5 bis 2 Prozent steigen und die Elektrifizierung im Personenverkehr um rund 40 Prozent höher liegen.

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Das zum US-amerikanischen Energieministerium gehörende National Renewable Energy Laboratory (NREL) wird gemeinsam mit dem auf sauberen Wasserstoff spezialisierte US-Unternehmen Electric Hydrogen an der Entwicklung von Hochleistungs-Elektrolyseur-Komponenten forschen. Im Rahmen der auf drei Jahre angelegten und mit 3,6 Millionen Dollar dotierten Zusammenarbeit sollen die Ursachen für die Degradation von Elektrolysezellen diagnostiziert und fortschrittliche Konstruktionen, die höhere Stapelströme verwenden, validiert werden.

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Der südafrikanische Erdöl- und Chemiekonzern Sasol kündigt eine Machbarkeitsstudie für das „Boegoebaai Green Hydrogen“-Projekt an. Es wurde im nationalen Entwicklungsplan Südafrikas als strategisches integriertes Projekt (SIP) eingestuft und befindet sich in der Sonderwirtschaftszone (SWZ) Namakwa. Im Verlauf der nächsten 24 Monate wird unter Leitung von Sasol das Potenzial von Boegoebaai als Exportzentrum für grünen Wasserstoff und Ammoniak untersucht.

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Das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesforschungsministerium haben eine Förderrichtlinie zur finanziellen Unterstützung internationaler Wasserstoffprojekte vorgelegt. Damit werden konkret Projekte zur Erzeugung und Weiterverarbeitung von grünem Wasserstoff sowie zur Speicherung, dem Transport und der Anwendung von Wasserstoff in Ländern außerhalb der EU über einen Investitionszuschuss für die Anlagen gefördert. Unternehmen und Forschungseinrichtungen können zudem Förderanträge für begleitende Forschungsvorhaben, Studien sowie Ausbildungsmaßnahmen einreichen. Insgesamt stehen bis Ende 2024 350 Millionen Euro zur Verfügung.

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Die britische Octopus Hydrogen Ltd. ist eine strategische Partnerschaft mit Innova Renewables und Novus Renewables Services Ltd. eingegangen, um eine Reihe von Anlagen zur Erzeugung von grünem Wasserstoff aufzubauen. Octopus wird demnach an mehreren Innova-Standorten Elektrolyseure in einer Größenordnung von zwei bis 20 Megawatt installieren, außerdem Kompressoren und mobile Wasserstoffspeicher. Novus und Innova entwickeln derzeit Solar- und Windkraftanlagen mit kumuliert vier Gigawatt Leistung. Innova wolle über Octopus Hydrogen an mehreren seiner Solar- und Batteriespeicherstandorte grünen Wasserstoff produzieren und an lokale Unternehmen liefern.

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Der Brennstoffzellenhersteller Cellcentric GmbH & Co. KG prüft offenbar, in Weilheim an der Teck (Kreis Esslingen, Region Stuttgart) eine Brennstoffzellenfabrik zu eröffnen. Das im März 2021 gegründete Joint Venture von Daimler Truck AG und Volvo Group habe laut „Stuttgarter Zeitung“ angekündigt, „im Kreis Esslingen eine der größten Fabriken für Brennstoffzellen in Europa bauen zu wollen“. Als Baubeginn wird das Jahr 2023 genannt. Die Serienproduktion könne frühestens 2025 aufgenommen werden.

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Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger hat als Vorsitzender des Energieministertreffens eine Reform der Grünstromkennzeichnung angeregt. Derzeit gilt wegen eines Doppelvermarktungsverbots Strom aus EEG-geförderten Anlagen als grauer und nicht als grüner Strom. Dies führt unter anderem auch dazu, dass ein großer Teil zum Beispiel der PV- und Windenergieanlagen nicht dazu benutzt werden kann, grünen Wasserstoff zu produzieren. Wer aus seiner Erneuerbare-Energien-Anlage Wasserstoff erzeuge, solle diesen auch als grünen Wasserstoff verbrauchen oder verkaufen dürfen, so Aiwanger. Dies werde nunmehr überprüft.

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Im Rahmen der Konferenzmesse „The Smarter E Europe Restart 2021“ wurde in München ein „Green Hydrogen Manifest“ präsentiert wurde. Die Initiatoren aus Industrie und Verbänden wollen „ein Zeichen setzen für die Dekarbonisierung und eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft“ und richten sich an Entscheidungsträger in der Europäischen Union, sowie nationale Regierungen und Politiker.
Der Text enthält zwölf Forderungen, die auf die eine oder andere Weise schon gestellt oder gehört wurden und nicht völlig neu sind. So fordert das Papier unter anderem die „Zertifizierung von Wasserstoff als globale Ware“, die Ernennung eines EU-Wasserstoff-Sonderbeauftragten sowie einen EU-Rechtsrahmen für die Regulierung von Wasserstoffnetzen, außerdem zeitlich begrenzte Ausnahmen von EU-Vorschriften, etwa eine Lockerung oder Reform der staatlichen Beihilfen, „wirtschaftliche Anreize“ sowie die Bildung von „Wasserstoff-Valleys“ und „Wasserstoff-Backbones“, aber auch den „Aufbau einer Infrastruktur für alternative Kraftstoffe. Kurz nach der Veröffentlichung hatten den Angaben zufolge bereits 54 Unternehmen und Organisationen das „Green Hydrogen Manifest“ unterschrieben.
Das „Manifest“ ist mit vier Seiten recht großzügig aufgemacht – der Text selber passt auf eine Seite.

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