Nürnberg: Wasserstoff-Roadmap für Bayern vorgestellt +++ Indien: Cochin Shipyards entwickelt Schiff mit Brennstoffzellenantrieb +++ USA: MMEX Resources erwirbt weitere Flächen für Solar-, Wasserstoff- und Raffinerieprojekt +++ Nordhausen: Maximator Hydrogen erweitert Fuhrpark mit zehn Toyota Mirai +++ Südafrika: Sasol prüft Produktion von E-Fuel für die Luftfahrt +++ Dänemark: Everfuel baut Wasserstofftankstelle am Fehmarnbelt-Tunnel +++ USA: PG&E will das Potenzial von Wasserstoff für die Erdgasbranche untersuchen +++ Kolumbien: Offshore-Windpark soll künftig Strom für grünes Ammoniak liefern +++ USA: Plug Power und Olin gründen Wasserstoff-Joint-Venture +++ Termine

Eine Auswahl von PtX-Themen zum Wochenabschluss zusammengefasst

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Das Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B) hat eine Roadmap zum Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft im Freistaat veröffentlicht. Der kumulierte jährliche Bedarf von Wasserstoff und Syntheseprodukten wird demnach für das Jahr 2040 auf eine Spanne von 33 bis 75 Terawattstunden beziffert. 2020 lag der Bedarf bei fünf Terawattstunden. „Um den schnell ansteigenden Wasserstoffbedarf decken zu können, wird Bayern bereits mittelfristig auf den Import von Wasserstoff und H2-Derivaten angewiesen sein“, heißt es in einer Mitteilung. Wichtig sei ein rascher Anschluss Bayerns an die internationale Wasserstoffinfrastruktur. Zunächst war dies erst um 2035 geplant. Inzwischen ist ein beschleunigter Anschluss bis 2030 erforderlich. Im Falle einer Anbindung bis 2030 sei eine jährliche Elektrolyseleistung zur Herstellung von Wasserstoff in Bayern mit einer Leistung von 0,3 bis 1,7 Gigawatt nötig. Kommt der Anschluss erst 2035, sind nach den Berechnungen drei bis zehn Gigawatt erforderlich. Bis 2025 sollen in dem Bundesland mindestens 300 Megawatt Elektrolyseleistung installiert werden, bis 2030 ein Gigawatt. Laut Roadmap könnten bis 2025 etwa 500 Wasserstoffbusse im öffentlichen Personennahverkehr Bayerns fahren, überdies 500 mit Wasserstoff betriebene Lkw. Außerdem wird bis 2025 „eine weitflächige Etablierung von Wasserstofftankstellen angestrebt“, sowie bis 2030 „ein breiter Einsatz von Wasserstoff zur Prozesswärmebereitstellung in der bayerischen Industrie“ erwartet. (Grafik: Titelseite der Roadmap, © Zentrum Wasserstoff.Bayern, H2.B)

„Wasserstoff-Roadmap Bayern. Perspektiven und Handlungsempfehlungen zum Hochlauf der bayrischen Wasserstoffwirtschaft“. Kostenfrei als PDF (32 Seiten).

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Das indische Ministerium für Häfen, Schifffahrt und Wasserstraßen hat verkündet, dass Cochin Shipyard Ltd (CSL) das erste mit Wasserstoff betriebene Schiff des Landes entwickeln und bauen wird. Nach Angaben der indischen Zeitung „The Economic Times“ sagte der für Schifffahrt zuständige Minister Sarbananda Sonowal, dieser Plan für ein „Fuel Cell Electric Vessel“ (FCEV) sei „Teil von Indiens Bemühungen um innovative und neue Technologien im Bereich grüner Energie und nachhaltiger, kostengünstiger alternativer Kraftstoffe“. Eingesetzt werde die Niedertemperatur-Protonen-Austauschmembran-Technologie. Die Kosten werden auf rund 1,75 Milliarden Rupien (216 Millionen Euro) geschätzt.

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Die MMEX Resources Corp. hat in Texas weitere Grundstücke erworben. Die nunmehr verfügbare Fläche in Pecos County in einer Größenordnung von 4,3 Quadratkilometer soll für mehrere Projekte zur Verfügung stehen. Geplant sind ein Solarkraftwerk, eine Produktionsanlage für grünen Wasserstoff sowie eine Raffinerie für nachhaltige Kraftstoffe. Die Grundstücke verfügen über einen Anschluss an die Eisenbahnlinie Texas Pacifico Railroad sowie eine Autobahnanbindung an die Interstate 10, die durch acht Staaten von Küste zu Küste führt.

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Die Maximator Hydrogen GmbH erweitert ihren Fuhrpark um zehn Brennstoffzellenfahrzeuge des Typs Toyota Mirai. Derzeit würden fast zehn Prozent der Firmenfahrzeuge mit Wasserstoff betrieben. Das Unternehmen ist im Bereich Planung, Bau und Betrieb von Wasserstoffinfrastrukturen für Straßen-, Schienen- und Schiffsverkehr tätig. Seit 2018 hat die in Nordhausen ansässige Firma eigenen Angaben zufolge fast 50 komplette Wasserstofftankstellen hergestellt. Bis 2030 sollen insgesamt 4.000 der Maximator Hydrogen Anlagen in Betrieb sein.

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Sasol ecoFT, ein erst kürzlich gegründeter Geschäftsbereich des südafrikanischen Erdöl- und Chemiekonzerns Sasol Ltd., will zusammen mit der südafrikanischen Gemeinde Sollefteå und dem schwedischen Energieunternehmen Uniper SE die Möglichkeit zur Errichtung einer industriellen Produktionsanlage für nachhaltigen Flugkraftstoff prüfen. Im Rahmen des Gemeinschaftsunternehmens SkyFuelH2 soll der Brennstoff auf Basis von grünem Wasserstoff und Kohlenstoff aus Biomasse nach dem Fischer-Tropsch-Verfahren hergestellt werden.
Anfang April wurde bekannt, dass sich Sasol an dem Joint Venture „Concrete Chemicals GmbH“ im brandenburgischen Dauerthal beteiligt. Gemeinsam mit dem Stromerzeuger Enertrag SE will man am Standort des Zementherstellers CEMEX SAB de C.V. Kohlendioxid unter Verwendung von grünem Wasserstoff in einem Power-to-Liquid-Prozess (PtL) zu einem Synthesegas (CO/H2) umwandeln. Das wiederum dient der Herstellung von E-Kerosin, welches als „Sustainable Aviation Fuels (SAF) für die Verwendung in Flugzeugen zertifiziert werden soll.

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Der dänische Hersteller von Elektrolyseuren Everfuel A/S errichtet in der dänischen Hafenstadt Vordingborg am künftigen Fehmarnbelt-Tunnel eine Wasserstofftankstelle. Ein Standort nahe der Autobahn sei gesichert. Sobald der Fehmarnbelt den Straßenverkehr zwischen Dänemark und Deutschland verbindet, würden viele Schwerlasttransporte durch Vordingborg rollen, sagt das Unternehmen. Die Tankstelle solle dem Bedarf an emissionsfreier und schneller Betankung gerecht werden. Die Stadt ist Teil des transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-T), das die wichtigsten Knotenpunkte in der Europäischen Union miteinander verbindet. (Grafik: Everfuel A/S)

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Der US-amerikanische Versorger Pacific Gas and Electric Company (PG&E) will im Rahmen einer Studie mit dem Titel „Hydrogen to Infinity“ das künftige Potenzial von Wasserstoff als erneuerbare Energiequelle nicht nur für die Kunden von PG&E, sondern für die gesamte Erdgasbranche untersuchen. Kernstück ist ein Großprojekt, bei dem Wasserstoff und Erdgas in einem eigenständigen Pipelinesystem zusammengeführt werden. H2 Infinity werde es PG&E und seinen Partnern Northern California Power Agency (NCPA), Siemens Energy, der Stadt Lodi, GHD Inc. und der University of California in Riverside ermöglichen, verschiedene Stufen von Wasserstoffmischungen mit mehreren Einspeisungen und mehreren Richtungen zu untersuchen. Das NCPA-Kraftwerk Lodi Energy Center befindet sich in unmittelbarer Nähe dieser speziellen Anlage und wird ein Wasserstoff-Erdgas-Gemisch zur Stromerzeugung in der Siemens Energy 5000F4-Gasturbine nutzen.

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Die kolumbianischen Unternehmen Alumbrado Público de Barranquilla und Monómeros SA wollen eine Anlage zur Produktion von grünem Ammoniak bauen. Standort ist die Hafenstadt Barranquilla. Damit soll importiertes graues Ammoniak sukzessive substituiert werden. Der Strom stamme aus einem Offshore-Windpark, der von Monómeros vor der Küste errichtet werde und 2026 in Betrieb gehe. Die Investitionen für den Bau der grünen Ammoniakanlage belaufen sich den Angaben zufolge auf rund 300 Millionen Dollar, der Windpark schlage mit einer Milliarde Dollar zu Buche. Kolumbien will bis 2030 rund 35 Prozent seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen decken. Monómeros, Hersteller und Händler von Düngemitteln, landwirtschaftlichen Betriebsmitteln und Industrieprodukten, importiert derzeit 50.000 Tonnen Ammoniak pro Jahr. Die neue Anlage ermögliche nicht nur, die Importe zu ersetzen, sondern die Produktion von zusätzlich 50.000 Tonnen Ammoniak. (Foto: Monómeros SA)

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Der US-Hersteller von Brennstoffzellen Plug Power Inc. und die Olin Corp., Hersteller und Vermarkter von Chloralkalien, wollen im Rahmen eines Joint Ventures grünen Wasserstoff produzieren. Die erste gemeinsame Anlage soll ab 2023 in St. Gabriel, Louisiana, gebaut werden mit einer Kapazität von 15 Tonnen pro Tag. Olin sei für die Wasserstoffproduktion zuständig, Plug Power für dessen Vermarktung, heißt es in einer Mitteilung. Plug Power strebt bis Ende dieses Jahres eine Kapazität von 70 Tonnen pro Tag an, 2025 sollen es 500 Tonnen sein und bis 2028 sind eine Produktionskapazität von 1.000 Tonnen grünen Wasserstoffs pro Tag angepeilt.

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