(Dortmund / Deutschland) – Der Dortmunder Fernleitungsnetzbetreiber Thyssengas GmbH steigt in die vorbereitenden Planungsverfahren für den Bau von Pipelines für das geplante Wasserstoffkernnetz ein. Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hatte das deutschlandweite Netz im Oktober mit einer Gesamtlänge von 9.040 Kilometern genehmigt. Davon werden rund 60 Prozent von Erdgas auf Wasserstoff umgestellt und 40 Prozent neu installiert. Dies sei „der Startpunkt für den Aufbau einer deutschlandweiten Wasserstoffinfrastruktur“, sagte Behördenchef Klaus Müller bei der Präsentation.

„Es darf jetzt keinen Strömungsabriss geben“ (v.l.): Arne Dammer (Bereichsleiter Strategie und Innovation), Thomas Gößmann (Vorsitzender der Geschäftsführung) © Thyssengas GmbH / Kloubert

„Die Bestätigung des Wasserstoffkernnetzes ist ein Meilenstein für Thyssengas und alle Akteure entlang der H2-Wertschöpfungskette“, sagt Thomas Gößmann, Vorsitzender der Geschäftsführung. Der Anteil von Thyssengas beträgt den Angaben zufolge 1.100 Kilometer. In Nordrhein-Westfalen gebe es etwa 35 Neubau- und Umstellungsprojekte. Damit würden sowohl die großen Industriezentren als auch der Mittelstand im Münsterland, Ruhrgebiet und Rheinland angebunden. Thyssengas betreibt ein rund 4.400 Kilometer langes Gasnetz, großteils in Nordrhein-Westfalen, einzelne Leitungen aber auch in Niedersachsen. Darüber werden sowohl Verteilnetzbetreiber als auch Industriebetriebe und Kraftwerke versorgt.

Die Bundesnetzagentur hatte im Oktober das deutsche Wasserstoffkernnetz mit gut 9.000 Kilometer Leitungen genehmigt, hauptsächlich durch Umstellungen bestehender Erdgaspipelines. Gestrichelte Linien: Neubau. © Bundesnetzagentur

„Unsere zeitkritischsten H2-Projekte gehen jetzt in die notwendigen Planungs- und Genehmigungsverfahren“, sagt Gößmann. Bei Projekten, deren geplante Inbetriebnahme noch weiter in der Zukunft liege und deren Umsetzungspfad noch konkretisiert werden müsse, arbeite Thyssengas eng mit potenziellen H2-Kunden, Politik und Behörden zusammen. Ziel sei es, „diese Projekte gemeinsam im weiteren Netzentwicklungsprozess marktreif zu machen“.

„Wir transformieren derzeit unser Energiesystem und gestalten einen völlig neuen Energiemarkt für Wasserstoff“ sagt Arne Dammer, Leiter Strategie und Innovation bei Thyssengas. Daher gebe es aktuell „noch einige Unsicherheiten“ mit Blick auf die konkrete Ausgestaltung. „Entsprechend können wir nur Schritt für Schritt vorgehen und alle Akteure müssen bereit sein, diese Phase proaktiv zu gestalten.“ Um den Wasserstoffhochlauf anzuschieben, komme es insbesondere auf drei Faktoren an, so der Konzern:

  • Die bislang unverbindlichen Absichtserklärungen der Industrie zum künftigen Wasserstoffbedarf müssten zeitnah in verbindliche Verträge münden.
  • Bereits während der Vorbereitungen sollten künftige Netzanschlüsse mit einkalkuliert werden, um später regionale Wasserstoffkunden ohne große Anpassungen anzubinden.
  • Die Weiterverteilung des Wasserstoffs vom Kernnetz in die Fläche müsse in Zusammenarbeit mit den lokalen Verteilnetzbetreibern eingeplant werden.

„Wir Fernleitungsnetzbetreiber können die Transportinfrastruktur bereitstellen, aber für den Hochlauf, Netzaufbau und die Marktentwicklung brauche man weiterhin „politischen Rückenwind, Mut und Pragmatismus sowie die Kooperation aller Akteure“, sagt Thomas Gößmann. „Im Interesse des Wirtschaftsstandorts“ dürfe es keinen Strömungsabriss geben“, so der Konzernchef mit Blick auf die anstehenden Wahlen einer neuen Bundesregierung.

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Die Dortmunder Thyssengas GmbH beginnt mit den Planungs- und Genehmigungsverfahren für seinen Anteil am Wasserstoffkernnetz. © Thyssengas GmbH / Schaper