(Speyside / Schottland) – Der Projektentwickler Storegga Ltd. will in der Region Speyside grünen Wasserstoff produzieren. Das „Speyside Hydrogen“ genannte Projekt soll den Energieträger für den Betrieb und die Dekarbonisierung von Whisky-Brennereien und anderen Unternehmen in Moray im Nordosten Schottlands bereitstellen, um Erdgas für den Brennvorgang zu ersetzen.

Alternative Energiequelle für Destillen

In Schottland gibt es 151 Whisky-Destillerien, von denen mehr als 50 in Moray angesiedelt sind und die zusammen fast 45 Prozent des gesamten Bedarfs an fossilen Brennstoffen in der Region nutzen, sagt Storegga. Grüner Wasserstoff könne eine alternative Energiequelle für die Whisky-Herstellung bieten.

Vorläufige Visualisierung der ersten Phase von Speyside Hydrogen. © Storegga Group

Speyside Hydrogen sieht einen schrittweisen Aufbau der Wasserstoffproduktionskapazität vor. In den ersten beiden Phasen sind zwei Elektrolyseure mit einer Leistung von kumuliert 70 Megawatt an einem Standort in Ballindalloch in der Nähe von Marypark geplant. Bis 2032 sollen es 200 Megawatt sein. Der grüne Wasserstoff werde über 40 Industrieanlagen versorgen, neben den Destillerien auch die mit den Brennereien verbundenen Transportunternehmen. Damit würden „voraussichtlich rund 190.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart“. Dies entspreche einer Verringerung der Basisemissionen des schottischen Whisky-Sektors um 35 Prozent gegenüber dem Jahr 2018.

Man werde die lokale Bevölkerung durch laufende öffentliche Konsultationen einbeziehen, „um sicherzustellen, dass dieses Projekt sowohl der Region als auch ihren Bewohnern zugute kommt“, sagt Storegga-CEO Tim Stedman. Eine erste öffentliche Konsultation läuft vor Ort noch bis zum 5. September.

In der ersten Phase von Speyside Hydrogen wird eine 35-Megawatt-Elektrolyseanlage in Ballindalloch in der Nähe von Marypark in Betrieb genommen, etwa 1,5 Kilometer südwestlich des Flusses Spey. © Storegga Group

Schottland unterstützt die Whisky-Brennereien bei der Entwicklung eines grünen Wasserstoffzentrums in Moray mit 3,1 Millionen Pfund (3,6 Millionen Euro). Storegga investiere weitere 6,2 Millionen Pfund, heißt es in einem Papier der Regierung. Der Bau eines neuen regionalen Drehkreuzes in Speyside werde etwa 100 hochqualifizierte und hochwertige Dauerarbeitsplätze in der Region schaffen, sagt Energieministerin Gillian Martin. Es gebe „ein erhebliches Potenzial“ für die Entwicklung der Produktion von grünem Wasserstoff in Schottland auf Basis des Stroms aus Offshore-Windkraftanlagen.

Beam Suntory testet bereits

Dass die Produktion von Whisky mit Wasserstoff grundsätzlich möglich ist, hat der Spirituosenkonzern Beam Suntory Inc. im April dieses Jahres bestätigt. Die britische Regierung hatte das Pilotprojekt „WhiskHy“ aus dem Förderprogramm „Green Distilleries Competition“ des Energieministeriums mit 2,9 Millionen Pfund (3,4 Millionen Euro) unterstützt. Projektpartner war die Londoner Supercritical Solutions Ltd. „Wir haben einen hocheffizienten Hochdruckelektrolyseur mit 230 bar entwickelt, der die Wasserstoffproduktion vor Ort mit Hilfe erneuerbarer Energiequellen ermöglicht“, sagt CEO und Mitgründer Matt Bird.

Beam Suntory hat erstmals Wasserstoff genutzt, um mit der Methode der Direktbefeuerung Whisky herzustellen. © Beam Suntory Inc.

Der Test fand in der japanischen Yamazaki-Destillerie in Shimamoto in einer eigens für das Vorhaben entwickelten Pilotbrennerei statt. Der Wasserstoff diente zum Erhitzen des Kessels („Stille“). Die „Direktbefeuerung“ gilt als eine traditionelle Methode der Destillation, bei der eine Flamme direkt genutzt wird, statt den Kessel indirekt über Heißdampfleitungen zu erwärmen. Somit ließen sich Qualität und Charakter der Spirituose leichter beeinflussen, weil die Maillard-Reaktionen besser steuerbar seien. Diese bewirken – wie auch beim Braten und Frittieren von Lebensmitteln –, dass sich Aromen bilden und entfalten. Ein Teil der auf diese Weise hergestellten Spirituose wird nun in der schottischen Brennerei Glen Garioch abgelagert, um Reifung und Qualität zu überwachen und zu dokumentieren.

10 Millionen Pfund für Innovationsprogramm 

Die schottische Regierung hatte im Jahr 2022 ein zehn Millionen Pfund schweres Wasserstoff-Innovationsprogramm aufgelegt. Die Mittel aus dem „Emerging Energy Technologies Fund“ sind für Projekte zur Entwicklung und Demonstration erneuerbarer Wasserstofftechnologien gedacht und werden über vier Jahre von 2022 bis 2026 bereitgestellt. Das Programm von August 2022 ist in zwei Phasen unterteilt: Finanzierung von Machbarkeitsstudien oder der technischen Demonstration von Lösungen für die Erzeugung, Verteilung oder Speicherung von Wasserstoff sowie Unterstützung für die Entwicklung von Test- und Demonstrationsanlagen. 31 Projekte erhielten Fördermittel in Höhe von kumuliert sieben Millionen Pfund.

Ziele des Wasserstoff-Innovationsprogramms sind Kostensenkungen für in Schottland erzeugten Wasserstoff, außerdem um schottische Unternehmen in die Lage zu versetzen, ihren Betrieb umzustellen oder zu diversifizieren und so zur Verankerung einer Wasserstoffversorgungskette in Schottland beizutragen, zusätzliche Investitionen in die schottische Wasserstoffwirtschaft zu ziehen und die Zusammenarbeit zwischen Privatsektor und Wissenschaft zu fördern.

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Schottland fördert die Nutzung von Wasserstoff in der Whisky-Industrie. © Scottish Development International