(Leverkusen/Rotterdam) – Die Covestro AG und der Logistikdienstleister Nederlandse Particuliere Rijnvaart-Centrale Coöperatie U.A. (NPRC) wollen gemeinsam die Transportflotte für Industriesalze auf dem Rhein auf Wasserstoffantrieb umstellen. Salz ist gemessen am Transportvolumen der wichtigste Rohstoff für die Covestro-Standorte in Nordrhein-Westfalen.
Zwei Schiffe ab 2024
Covestro und NPRC unterstützen den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur an Häfen und Verladestationen entlang des Rheins, damit die ersten beiden emissionsfreien Schiffe 2024 zwischen den Niederlanden und den drei Niederrhein-Standorten von Covestro fahren können. Weitere sollen folgen.
Der Rumpf der neuen Schiffe wird so konzipiert, dass sie auch bei Niedrigwasser einsetzbar sind. Geprüft wird ferner, ob zur Betankung der Binnenschiffe Wasserstoff aus der Covestro-eigenen Chlorelektrolyse eingesetzt werden könnte.
„Wir wollen unser Unternehmen komplett auf die Kreislaufwirtschaft ausrichten und langfristig treibhausgasneutral produzieren“, erklärt Klaus Schäfer, Chief Technology Officer der Covestro AG. Der Logistikbereich sei dabei besonders relevant und der Verkehrssektor der einzige Industriezweig in der Europäischen Union, in dem die Emissionen seit 1990 gestiegen statt gesunken sind.
Initiative „RH2ine“
Das Projekt ist Teil der Initiative „RH2ine“ (Rhine Hydrogen Integration Network of Excellence). Das Joint Venture will auch mit anderen Partnern aus dem Konsortium mehrere wasserstoffbetriebene Schiffe zwischen Rotterdam und Köln in Betrieb bringen. Langfristiges Ziel ist die Schaffung eines klimaneutralen Transportkorridors „Rhein-Alpen”. Zu den Unterstützern zählen neben dem NRW-Wirtschaftsministerium und den niederländischen Provinzen Südholland und Gelderland die Häfen Duisburg, Neuss/Düsseldorf, Köln und Rotterdam sowie weitere Logistik- und Industrieunternehmen.
Überdies will „RH2ine“ 400 Brennstoff-Lkw für schwere Güter und 500 Busse für den öffentlichen Personennahverkehr auf die Straße bringen sowie eine Reihe von „Green Energy Hubs“ aufbauen. Hinzu kommen drei Wasserstofftankstellen, acht bis zwölf Wasserstoff-Binnenschiffe (davon vier auf deutscher Seite), zwölf Loks und sechs sogenannte Reachstacker, also Flurförderzeuge zum Stapeln und Umschlagen von Containern.
Die Genossenschaft NPRC erwirtschaftet mit 135 Mitgliedern einen Umsatz von 90 Millionen Euro im Jahr. Täglich hat sie rund 200 Schiffe im Einsatz, die zwölf Millionen Tonnen Schüttgut, Container und Massengüter (Breakbulk) auf den europäischen Binnengewässern transportieren. NPRC hat Niederlassungen in Rotterdam, Mannheim, Duisburg, Antwerpen und Paris. Covestro ist ein börsennotierter Hersteller von Polymerwerkstoffen mit Sitz in Leverkusen. Das Unternehmen ist 2015 aus der ehemaligen Kunststoffsparte der Bayer AG hervorgegangen. Covestro produziert an 30 Standorten weltweit und beschäftigte Ende 2019 rund 17.200 Mitarbeiter.
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Entladung eines Salzschiffes in Leverkusen / © Covestro/ Michael Rennertz