(Essen / Oslo) – Der norwegische Öl- und Gaskonzern Equinor ASA und der deutsche Energiekonzern RWE wollen gemeinsam Großprojekte zur europäischen Energieversorgung sowie zum Aufbau der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland und der EU entwickeln. Eine entsprechende Vereinbarung haben die Geschäftsführer Anders Opedal und Markus Krebber jetzt unterzeichnet, nachdem die Regierungen von Norwegen und Deutschland vor wenigen Tagen ihre stärkere Zusammenarbeit auch im Wasserstoffsektor bekundet haben.

RWE und Equinor wollen bis 2030 Wasserstoff per Pipeline nach Deutschland transportieren, um damit in Gas- und Dampfkraftwerken Strom zu erzeugen. © RWE

Die Kooperation habe das Potenzial, Norwegen „zu einem wichtigen Lieferanten von Wasserstoff für Deutschland und Europa zu machen“. Dies sei „eine einmalige Gelegenheit, eine Wasserstoffindustrie in Norwegen aufzubauen, in der Wasserstoff auch als Rohstoff für die heimische Industrie verwendet werden kann“, sagt Anders Opedal.

Voraussetzung für die Investitionen sei allerdings der „Bau einer Wasserstoffpipeline zwischen Norwegen und Deutschland sowie der Aufbau einer deutschen Wasserstoff-Folgeinfrastruktur“.

Erst blauer, dann grüner Wasserstoff

Equinor will gemäß der Übereinkunft bis 2030 in Projekte mit einer anfänglichen Produktionskapazität von zwei Gigawatt (GW) für kohlenstoffarmen (blauem) Wasserstoff in Norwegen investieren. Bis 2038 sollen es zehn Gigawatt sein. Nach Fertigstellung speisen die Anlagen ihren Ertrag in eine Pipeline nach Deutschland ein. RWE kauft dann den Wasserstoff zur Stromerzeugung in kombinierten Gas- und Dampfkraftwerken (GuD).

Darüber hinaus wollen RWE und Equinor die Möglichkeiten zur Nutzung von Offshore-Windenergie für die Wasserstoffproduktion auf See untersuchen. Beide Unternehmen sind gemeinsam mit Shell und Gasunie bereits an der Entwicklung von AquaSector beteiligt. Geplant ist die Installation von Windkraftanlagen in der Nordsee mit einer Leistung von 300 Megawatt, um damit bis zu 20.000 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr herzustellen.

Investitionen in wasserstofftaugliche Gaskraftwerke

RWE und Equinor investieren außerdem bis 2030 gemeinsam in wasserstofftaugliche GuD-Kraftwerke in Deutschland mit einer Gesamtleistung von drei Gigawatt. Diese Anlagen dienten auch der Netzstabilisierung zum Ausgleich von schwankender Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und Stromnachfrage.

Gemäß den Vorgaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz sollen die GuD-Anlagen zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme einen Wasserstoffanteil von 50 Volumenprozent erreichen. Die Unternehmen planen bis Mitte 2030 eine 100-prozentige Wasserstoffverbrennung.

Equinor wird zunächst das für den Betrieb der gemeinsamen GuD-Anlagen benötigte fossile Erdgas liefern. Anschließend wird das Erdgas durch kohlenstoffarmen blauen Wasserstoff ersetzt. Mit dem Anschluss von Offshore-Wasserstoffproduktionsanlagen soll grüner Wasserstoff nach und nach den blauen Wasserstoff ergänzen und schließlich ersetzen.

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Dereinst sollen Elektrolyseure Offshore-Windkraft auf See direkt zur Wasserstoffproduktion nutzen. / © AquaSector

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RWE und Equinor wollen bis 2030 Wasserstoff per Pipeline nach Deutschland transportieren, um damit in Gas- und Dampfkraftwerken Strom zu erzeugen. © RWE