(Lugano, Schweiz / Westlake Village, USA) – Der Schweizer Anbieter von nachhaltigen Energiespeicherlösungen Energy Vault Holdings, Inc. und der kalifonische Energieversorger Pacific Gas and Electric Company (PG&E) arbeiten gemeinsam an einem Batterie- und Wasserstoff-Energiespeichersystem („battery plus green hydrogen energy storage system“, BH-ESS). Dabei wird eine Brennstoffzelle mit Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen Strom für den Speicher erzeugen. Die Mindestkapazität der hybriden Erzeugungs-/Speicheranlage betrage 293 Megawattstunden (MWh) und könne auf 700 MWh erweitert werden.
Sicherheitsreserve bei Netzabschaltung
Das BH-ESS soll das Stadtzentrum und die Umgebung der nordkalifornischen Gemeinde Calistoga mit mehr als 2.000 Stromkunden bei Netzausfällen mindestens 48 Stunden lang mit Strom versorgen. Der Speicher dient auch als Reserve, wenn etwa aus Sicherheitsgründen Stromleitungen wegen hoher Waldbrandgefahr oder nach Sturmschäden abgeschaltet werden müssen („Public Safety Power Shutoffs“).
Die Anlage ersetzt die üblicherweise genutzten mobilen Dieselgeneratoren, die bei größeren Netzausfällen für die Energieversorgung Calistogas eingesetzt werden. Das gesamte System wird auf weniger als einem Hektar Land entwickelt und soll als Modell für Energy Vaults künftige hybride Speichersysteme im Versorgungsmaßstab dienen. Die Stadt werde dem Unternehmen die erforderlichen Grundstücke verpachten.
Der Speicher bleibt Eigentum von Energy Vault und wird von dem Unternehmen betrieben und gewartet. PG&E schließt für den Strombezug einen langfristigen Abnahmevertrag.
Blaupause für weitere Mikronetze
Das System ist schwarzstartfähig, kann mithin unabhängig vom Stromnetz bei ausgeschaltetem Zustand hochgefahren werden. Das Design ermögliche es, „ein kosteneffizientes und völlig kohlenstofffreies Mikronetz zu schaffen, das erneuerbare Energie nach Bedarf speichern und verteilen kann“, sagte Ron Richardson, Regional Vice President, North Bay und North Coast bei PG&E.
Im Rahmen der auf 10,5 Jahre ausgelegten Vereinbarung wird Energy Vault auch „Distributed Generation-Enabled Microgrid Services“ anbieten – eine Art Energiedienstleistung, bei der netzbildende Erzeugungs- und Speicherressourcen in Kombination mit nachfrageseitigen Ressourcen eingesetzt werden, um Spannung und Frequenz innerhalb der festgelegten Parameter des Versorgungsunternehmens zu regulieren.
Die Zusammenarbeit mit Energy Vault liefere „eine Vorlage für künftige Mikronetze im kommunalen Maßstab, die erfolgreich dezentrale Energieressourcen von Dritten integrieren“, erklärte PG&E. Man erwarte, dass die Kosten für die Kunden unter dem von den staatlichen Regulierungsbehörden festgelegten Richtwert liegen, der auf dem Einsatz mobiler Dieselgeneratoren basiere.
Inbetriebnahme Mitte 2024 vorgesehen
Den Projektvertrag hatte PG&E am 30. Dezember 2022 zur Prüfung bei der zuständigen Behörde California Public Utilities Commission eingereicht. Eine Genehmigung wird bis zum 15. Mai 2023 erwartet.
Der Baubeginn ist für das vierte Quartal 2023 vorgesehen, der kommerzielle Betrieb soll Ende des zweiten Quartals 2024 starten. Nach seiner Fertigstellung wird dieses Projekt voraussichtlich das erste seiner Art und der größte Speicher für Energie aus grünem Wasserstoff in den Vereinigten Staaten sein.
Foto
Ob Waldbrand oder Orkan: PG&E schaltet aus Sicherheitsgründen – wie viele US-Versorger – oftmals Stromnetze oder Teile davon ab. Zur Überbrückung der Netzausfälle installiert das Unternehmen nun für ein Mikronetz Batteriespeicher, die mit Strom aus grünem Wasserstoff befüllt werden. Das Foto zeigt die kalifornische Region Walnut Grove im Bezirk Sacramento, wo in diesem Winter heftige Stürme zahlreiche Strommasten zerlegt haben. © PG&E