(Oulu / Finnland) – Die finnische Stadt Oulu positioniert sich als Standort für die Wasserstoffwirtschaft. Drei Unternehmen erhielten vom städtischen Umweltausschuss Planungszusagen für Anlagen mit einer Leistung von kumuliert 1.500 Megawatt im Industriegebiet Pyyryväinen. Das 800 Hektar große Gelände liegt rund zehn Kilometer vom Zentrum entfernt. Der Flächenbedarf der Unternehmen reiche von 15 bis 41 Hektar. Diese Landreservierungen seien nur Vorentscheidungen; die endgültigen Investitionsentscheidungen würden zu einem späteren Zeitpunkt getroffen.

Pyyryväinen im Norden der Stadt Oulu, etwa zehn Kilometer vom Zentrum (Keskuta) entfernt. © Stadtverwaltung Oulu

So gab die Stadt dem Unternehmen Energiequelle Oy, Tochter der im brandenburgischen Zossen ansässigen Energiequelle GmbH, die Planungszusage für den Bau einer Wasserstoffproduktionsanlage mit einer Leistung von anfangs fünf Megawatt sowie für eine Wasserstofftankstelle für Busse und schwere Nutzfahrzeuge. Das Projekt ist auf drei Phasen ausgelegt, die zwischen 2028 und 2033 in Betrieb gehen sollen. In der nächsten Phase solle die Produktionskapazität auf zehn bis 50 Megawatt erhöht werden. Letztlich könnten die Elektrolyseure grünen Wasserstoff mit einer Leistung von über 500 Megawatt (MW) erzeugen.

Erster Schritt zur Investitionsentscheidung

„Die aktuelle Planungszusage ist der erste Schritt für konkrete Investitionsentscheidungen“, sagt Karl Schultheis, Leiter der Geschäftsentwicklung bei Energiequelle Finnland. Wenn die erforderliche Infrastruktur vorhanden sei, könnten Wasserstoffexporte über die geplante Pipeline in den Hafen von Oulu beginnen.

Rendering des Energiequelle-Standorts in Oulu. © Energiequelle GmbH

Die Strategie, mehrere Betreiber von Wasserstoffproduktionen im gleichen Gebiet zu bündeln, sei richtig, sagt Nils Borstelmann, Geschäftsführer von Energiequelle Finnland: Das unterstütze die Entwicklung der Wasserstoffinfrastruktur in der Region. Es sei „genau die Art von vorhersehbarem Investitionsumfeld und vertrauensbildenden Maßnahmen, die wir von lokalen, nationalen und europäischen Entscheidungsträgern erwarten“. Der endgültige Zeitplan und die vollständige Größe hingen indes stark von der Marktsituation ab.

ABO Energy plant 600 Megawatt

Auch die deutsche ABO Energy-Gruppe hat eine Planungszusage für den Bau einer Wasserstoffproduktionsanlage in Pyyryväinen erhalten. Nach Unternehmensangaben verfüge die Anlage im Endausbau über eine maximale Leistung von 600 Megawatt. Die Umsetzung durch ABO Energy Suomi Oy, Tochter der deutschen ABO Energy KGaA, solle auch hier in zwei bis drei Phasen erfolgen. Die erste Phase könnte etwa 2034 bis 2036 in Betrieb genommen werden. Neben der Wasserstoffproduktion prüfe das Unternehmen die Möglichkeit, in Oulu Methanol und nachhaltigen Flugkraftstoff (eSAF) herzustellen.

ABO Energy plant im Übrigen nicht allzu weit entfernt eine weitere Wasserstoffproduktionsanlage mit einer Leistung von 200 Megawatt. Der Ertrag liege nach vorläufigen Schätzungen bei 30.000 Tonnen pro Jahr. Die Inbetriebnahme ist frühestens für 2030 vorgesehen. Standort ist die Industriezone Kurunpuhdo von Nivala, etwa 150 Kilometer südlich von Oulu. Der benötigte Ökostrom werde in Windparks erzeugt, die von ABO Energy in ganz Finnland entwickelt wurden, erklärte jüngst das Unternehmen. Die Investitionen für die Wasserstoffanlage und Windparks beliefen sich auf kumuliert bis zu eine Milliarde Euro.

Darüber hinaus plane ein namentlich nicht genanntes drittes Unternehmen in Pyyryväinen den Bau von Elektrolyseuren mit einer Leistung von etwa 400 Megawatt in der Region. Die erste Phase der Anlage soll voraussichtlich im Jahr 2030 in Betrieb genommen werden.

Planungskarte von drei Standorten für Wasserstoffprojekte in Oulu. © Stadtverwaltung Oulu

Doch nicht allein für Pyyryväinen werden Pläne entwickelt. So will etwa das lokale Energieunternehmen Oulun Energia ausweislich des letzten Jahresberichts eine Wasserstoffproduktionsanlage in Laanila errichten. Eine konkrete Größe wurde nicht genannt, die Rede ist von „Industriemaßstab“. Das Unternehmen betreibt dort bereits ein konventionelles Kraftwerk für Fernwärme.

Und für das Hafengebiet Oritkari unterzeichneten die Stadt Oulu und der französische Energieanbieter Verso Energy SAS bereits im Februar eine Kooperationsvereinbarung zum Bau einer Fabrik für eSAF mit einer Produktionskapazität von jährlich 80.000 Tonnen. Das Investitionsvolumen wird auf 1,4 Milliarden Euro geschätzt. Die Vereinbarung gelte bis Ende 2026. Während dieser Zeit arbeiteten beide Parteien an der Umsetzung (wir berichteten). Verso Energy habe mehrere Anlagen für Wasserstoff und synthetischen Kraftstoff für Flugzeuge und Schiffe in Frankreich in Planung. Die Oulu-Anlage sei eines der ersten Projekte des Unternehmens im Ausland.

Ab nächstem Jahr müsse der an den größten Flughäfen der EU verwendete Kraftstoff eine zweiprozentige Beimischung von nachhaltigem Flugkraftstoff enthalten. Derzeit gebe es in Finnland dafür keine Produktionsanlagen. In dem Land könne „das Verfahren zur Flächennutzungsplanung parallel zur Projektplanung eines Unternehmens durchgeführt werden, was im Vergleich zu einigen anderen Ländern mehr Flexibilität bietet“, betont Marko Kilpeläinen, Leiter der städtischen Umweltdienste der Stadt Oulu.

Gasgrid baut Infrastruktur

Zur Unterstützung der H2-Projekte arbeitet der staatliche finnische Gasnetzbetreiber Gasgrid Finland Oy am Aufbau einer Wasserstofftransportinfrastruktur, um die Produktionsstätten in Oulu mit dem übrigen Finnland und anderen europäischen Ländern, einschließlich Deutschland, zu verbinden. Auch die Anlage von Abo Energy würde nach Unternehmensangaben an das geplante nationale Wasserstoffnetz von Gasgrid angeschlossen.

Das von Gasgrid vorgesehene Pipeline-Netz soll entlang der Westküste des Landes entstehen und Wasserstoffproduzenten und -nutzer miteinander verbinden. Die Karte zeigt ein Update, das Ende November 2024 veröffentlicht wurde. © Gasgrid Finland Oy

Im Januar 2025 erhielten alle drei von Gasgrid geplanten Infrastrukturvorhaben im Ostseeraum die Zusage finanzieller Unterstützung seitens der Europäischen Union. Beantragt wurden die Mittel für Machbarkeitsstudien in Höhe von 51,4 Millionen Euro bereits im April 2024. So soll einst das „Nordic-Baltic Hydrogen Corridor“-Projekt die Wasserstoffmärkte in Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen und Deutschland verbinden. Die „Nordic Hydrogen Route“ schafft eine Verbindung zwischen Finnland und Schweden entlang der Bottnischen Bucht. „Baltic Sea Hydrogen Collector“ entwickelt eine Offshore-Infrastruktur zwischen Finnland, Schweden und Mitteleuropa.

Auch die Universität von Oulu ist in den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft involviert. Sie biete nach Angaben der Stadtverwaltung sowohl hochwertiges Wasserstoff-Fachwissen als auch einen großen Pool von Wasserstoffspezialisten, um den Arbeitskräftebedarf der Unternehmen zu decken.

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Verso Energy hat mit der Stadt Oulu eine Kooperationsvereinbarung zum Bau einer Fabrik für Flugkraftstoffe getroffen. Standort ist das Hafengebiet Oritkari. © Verso Energy SAS