(Wien / Deutschland) – Der österreichische Petrochemiekonzern OMV Aktiengesellschaft hat die eigenen Angaben zufolge größte Produktionsanlage für grünen Wasserstoff in Österreich in Betrieb genommen. Standort ist die Raffinerie Schwechat bei Wien.

Martijn van Koten, OMV Vorstandsmitglied: „Durch den Aufbau robuster lokaler Produktions- und Lieferketten für grünen Wasserstoff in Europa treibt OMV nicht nur die eigenen Klimaziele voran, sondern sichert auch den industriellen Fortschritt.“ © OMV Aktiengesellschaft
Der Polymer-Elektrolyt-Membran-Elektrolyseur (PEM) werde mit Strom aus Solar- und Windenergie sowie Wasserkraft betrieben, habe eine Leistung von zehn Megawatt und eine Jahresproduktionskapazität von 1.500 Tonnen. Die Investitionen lagen bei 25 Millionen Euro.
Grüner Wasserstoff sei „entscheidend bei der Herstellung von Kraftstoffen und Chemikalien, während er gleichzeitig die Dekarbonisierung unseres Standorts Schwechat unterstützt“, sagt Martijn van Koten, OMV-Vorstandsmitglied und Executive Vice President Fuels & Feedstock und Chemicals. Eingesetzt werde der Energieträger zur Produktion von nachhaltigeren Kraftstoffen und Chemikalien, darunter nachhaltiger Flugkraftstoff (SAF) und erneuerbarer Diesel (HVO).
Vereinbarung mit Masdar
Nahezu zeitgleich haben OMV und die Abu Dhabi Future Energy Company PJSC (Masdar) eine Vereinbarung zur Produktion von grünem Wasserstoff und dessen Derivaten in Österreich, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) sowie in Mittel- und Nordeuropa verkündet. Ziel sei es den Angaben zufolge, die Skalierung und Kommerzialisierung von grünem Wasserstoff zu beschleunigen, um die Energiewende und Energiesicherheit voranzutreiben. Allerdings handele es sich nur um eine „unverbindliche Absichtserklärung“, erklärt OMV nach der Unterzeichnung.

Unterzeichnen unverbindliche Absichtserklärung unklaren Inhalts (v.l.): Abdelqader El Ramahi (Chief Green Hydrogen Officer, Masdar) und Martijn van Koten (OMV-Vorstandsmitglied sowie Executive Vice President Fuels & Feedstock und Chemicals). Dahinter stehend (v.l.) Hamad-Ali Mohammed Subaih Alkaabi (Botschafter der Vereinigten Arabischen Emirate in Österreich), Sultan Ahmed Al Jaber (Minister für Industrie und Spitzentechnologie der VAE sowie Vorstandsvorsitzender von Masdar), Wolfgang Hattmannsdorfer (Österreichs Bundesminister für Wirtschaft, Energie und Tourismus), Alfred Stern (Generaldirektor von OMV) © OMV Aktiengesellschaft
Masdar wurde 2006 als Gemeinschaftsunternehmen von TAQA, ADNOC und Mubadala gegründet und hat Projekte in mehr als 40 Ländern mit einer Gesamtstromerzeugungsleistung von mehr als 20 Gigawatt (GW) entwickelt. Weltweit habe man eigenen Angaben zufolge in Projekte mit einem Gesamtwert von über 30 Milliarden Dollar investiert oder sich zu Investitionen verpflichtet. Bis 2030 will Masdar eine installierte Leistung von 100 GW erreichen und – ebenfalls bis 2030 – ein führender Hersteller von grünem Wasserstoff werden.
„Bei OMV sehen wir die Energiezukunft grüner, intelligenter und kooperativer“, sagt Martijn van Koten. Bei der „Erkundung neuer Möglichkeiten zusammen mit Masdar in den Bereichen grüner Wasserstoff und nachhaltige synthetische Kraftstoffe“ gehe es darum, konkrete Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen und neue Standards für nachhaltige Lösungen setzen, sowohl in Österreich als auch in den VAE. Details wurden nicht genannt.
Konzern schließt alle Wasserstofftankstellen

„Wasserstoff ist für die OMV die erste Wahl bei Treibstofftechnologien der Zukunft“, hieß es in einer Pressemitteilung des Konzerns im August 2014. Zehn Jahre später erweist sich dies als Lippenbekenntnis: Der Konzern schließt seine öffentlichen H2-Tankstellen in Österreich. Die erste wurde 2012 in Wien eröffnet. © OMV Aktiengesellschaft
Trotz aller Bekundungen zur Wichtigkeit grünen Wasserstoffs als „zentrale Säule der Transformation“ will OMV in den nächsten Monaten sämtliche von ihr betriebenen öffentlichen Wasserstofftankstellen in Österreich schließen, darunter auch die einzige in Niederösterreich in Wien. Dies berichteten mehrere Medien übereinstimmend. Die Nachfrage sei zu gering, die Kosten für Betreiber sowie Endkunden seien zu hoch, heißt es in einem Beitrag des Senders ORF. Der Energiekonzern habe Berichte der „Kronen Zeitung“ und „Der Presse“ über die Schließungen bestätigt.
Ende März waren demnach in ganz Österreich 62 Pkw laut Statistik Austria mit Wasserstoffantrieb gemeldet, nur fünf davon im Privatbesitz. In Niederösterreich gebe es 14 solcher Autos. Die Kosten für den Kauf eines Wasserstoffautos lägen in Österreich zwischen 45.000 und 80.000 Euro, das Tanken sei teurer als bei einem Pkw mit Verbrennungs- oder Elektromotor. Überdies gebe es kein flächendeckendes Tankstellennetz. OMV war einzige Betreiber öffentlicher Anlagen in Österreich.
Europa verfügte Ende 2024 über 294 Wasserstofftankstellen, davon 113 in Deutschland. Frankreich lag mit 65 Tankstellen an zweiter Stelle, gefolgt von den Niederlanden mit 25 und der Schweiz mit 19. In Bulgarien und der Slowakei wurden in den Hauptstädten die ersten Wasserstofftankstellen dieser Länder eröffnet, so die alljährliche Auswertung der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH (LBST).
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OMV startet Österreichs größte Produktionsanlage für grünen Wasserstoff. © OMV Aktiengesellschaft