(Wien / Österreich) – Das Öl- und Gasunternehmen OMV AG will im niederösterreichischen Bruck an der Leitha eine 140 Megawatt leistende Elektrolyse errichten – eigenen Angaben zufolge derzeit „eine der größten Europas“. Das Unternehmen hat nunmehr die finale Investitionsentscheidung getroffen.

Wasserstoff für Nutzung in Raffinerie

Demnach werde die Anlage jährlich 23.000 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren. Der Energieträger soll unterirdisch per Rohrleitung zur nahe gelegenen Raffinerie Schwechat transportiert werden und dort einen „wesentlichen Teil des Bedarfs decken“, sagt Martijn van Koten, OMV Executive Vice President Fuels & Feedstock und Chemicals: „Durch den künftigen Einsatz von grünem Wasserstoff gestalten wir die Prozesse und die Produktion von Kraftstoffen und chemischen Produkten nachhaltiger und machen unsere Industrie zukunftssicher.“ OMV erwarte eine Reduktion der CO2-Emissionen um rund 150.000 Tonnen pro Jahr.

Der Standort in der Nähe des Umspannwerks Sarasdorf biete den Vorteil, dass das System durch Abnahme der Überschüsse aus der Wind- und Solarstromproduktion zur Stabilisierung des Stromnetzes beitrage. Der Platzbedarf betrage etwa 7,4 Hektar, davon blieben 40 Prozent unversiegelt. Als Kompensation erhalte die Gemeinde 20 Jahre lang zweckgebundene Zahlungen für Klimaschutzmaßnahmen. Die Inbetriebnahme ist bis Ende 2027 vorgesehen.

Investitionen im mittleren Millionenbereich

Die genaue Höhe der geplanten Investitionen nennt OMV nicht, sagt lediglich, es handele sich um einen Betrag im mittleren dreistelligen Millionenbereich. Allerdings stehe die Investitionsentscheidung noch unter dem Vorbehalt einer Förderzusage der Europäischen und der Österreichischen Wasserstoffbank. In der jüngsten Auktion der EU erhielten im Mai 15 Projekte aus fünf Ländern einen Zuschlag von kumuliert 992 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds zur Erzeugung von erneuerbarem Wasserstoff (wir berichteten).

Parallel dazu stellen Spanien, Litauen und Österreich kumuliert weitere 836 Millionen Euro an nationalen Mitteln für Vorhaben in ihren Ländern über die Funktion „Auctions-as-a-Service“ bereit. Dies vereinfacht es den Mitgliedstaaten, förderfähige Projekte in ihrem Hoheitsgebiet zu finanzieren, welche die Qualifikationskriterien der Auktion erfüllen, aber aufgrund der Mittelbeschränkungen nicht aus dem Innovationsfonds finanziert werden können.

OMV startet in Schwechat Österreichs größte Elektrolyse für grünen Wasserstoff mit einer Leistung von zehn Megawatt. © OMV Aktiengesellschaft

Bereits Ende 2024 hatte OMV auf dem Raffineriegelände in Schwechat eine zehn Megawatt leistende Anlage in Partnerschaft mit der Kommunalkredit Austria AG, spezialisiert auf Infrastruktur- und Energiefinanzierungen, fertiggestellt. Diese ist gemäß der EU-Richtlinie für erneuerbare Energien (RED) zur Herstellung von „erneuerbaren Kraftstoffen nicht biogenen Ursprungs“ (RFNBO) zertifiziert. Sie sollte nach einer Ankündigung aus dem Jahr 2021 bereits im zweiten Quartal 2023 in Betrieb gehen. Die Inbetriebnahme erfolgte im April 2025.

Trotz aller Bekundungen zur Wichtigkeit grünen Wasserstoffs als „zentrale Säule der Transformation“, wie es an anderer Stelle heißt, will OMV in den nächsten Monaten sämtliche von ihr betriebenen öffentlichen Wasserstofftankstellen in Österreich schließen, berichteten mehrere Medien im Mai übereinstimmend. OMV ist der einzige Betreiber öffentlicher Stationen in Österreich.

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OMV-Raffinerie Schwechat bei Wien: Ende Mai hatte der Petrochemiekonzern sowohl den neuen 10-Megawatt-Elektrolyseur als auch eine „ReOil“ genannte Anlage zum Recycling von schwer recycelbaren Kunststoffen in Betrieb genommen. © OMV Aktiengesellschaft