(Casablanca / Marokko) – Der marokkanische Projektentwickler Hydrojeel bekommt 30 Millionen Euro vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für den Aufbau einer Anlage zur Erzeugung von grünem Wasserstoff. Standort ist die Industriezone Jorf, rund 100 Kilometer südlich von Casablanca. Der Energieträger soll Im nächsten Schritt zu grünem Ammoniak verarbeitet werden.

Hydrojeel bekommt 30 Millionen Euro zur Entwicklung von Produktionsanlagen für Wasserstoff und Ammoniak. Die Unterzeichnung der Vereinbarung zwischen Amine Houssaim, CEO Hydrojeel und Innovx (vorn links) und Thomas Engelmann (Managing Director des PtX-Entwicklungsfonds) fand im Beisein des deutschen Botschafters Robert Dölger und Janne Rajpar (Leiter von KfW Morocco) in Casablanca statt. © Innovx S.A

Hydrojeel wurde im Februar 2024 als Geschäftszweig des marokkanischen Technologieunternehmens Innovx S.A. gegründet, selbst wiederum Teil der privaten Polytechnischen Universität Mohammed VI (UM6P). Eigenen Angaben zufolge hatte sich Innovx im BMZ-Auswahlverfahren gegen 98 andere Projektvorhaben aus sieben Ländern durchgesetzt. Die „Jorf Hydrogen Platform“ wird im Auftrag des marokkanischen Office Chérifien des Phosphates (OCP Group) installiert. Das Staatsunternehmen ist einer der weltweit größten Hersteller von Phosphatprodukten wie Düngemitteln und will ab Ende 2026 jährlich 100.000 Tonnen grünes Ammoniak herstellen. Ein Jahr später sollen es schon eine Million Tonnen sein. Bis 2032 ist nach Innovx-Angaben die Skalierung auf drei Millionen Tonnen geplant.

Marokko will bis 2035 rund 40 Prozent der benötigten Primärenergie des Landes aus erneuerbaren Quellen bereitstellen. © KfW-Entwicklungsbank

Medienberichten zufolge will die OCP Group 14 Milliarden Dollar in ein „Green Ammonia Program“ investieren, das dereinst nahezu zwei Prozent der globalen Ammoniaknachfrage abdecken soll. Das grüne Ammoniak werde vornehmlich zu Düngemitteln weiterverarbeitet, die in Marokko und anderen Ländern dazu beitrügen, die Nahrungsmittelproduktion klimaschonender und unabhängiger von fossil produziertem Importdünger zu machen, so das BMZ. Bislang zählten Russland und Belarus weltweit zu den größten Exportländern von solchem Dünger aus „grauem“ Ammoniak, der überwiegend aus Erdgas produziert werde.

Die Fördermittel stammen aus dem PtX-Entwicklungsfonds. Sie sind Teil der deutsch-marokkanischen Allianz für Klima und Energie. In diesem Zuge arbeitet das BMZ mit Marokko zum Beispiel daran, geeignete Rahmenbedingungen für Wertschöpfungsketten rund um grünen Wasserstoff aufzubauen und fördert anwendungsbezogene Forschung sowie Aus- und Fortbildungen für PtX-Anwendungen.

OCP Africa ist in zwölf afrikanischen Ländern aktiv. Auf dem Kontinent hat der Konzern nach Angaben des Middle East Institute bei Phosphorprodukten einen Marktanteil von 54 Prozent (Stand 2020). © Middle East Institute (Washington)

„Die Anschubinvestition durch den deutschen PtX-Entwicklungsfonds ermöglicht Marokko den Einstieg in die Produktion von grünem Wasserstoff und den Aufbau einer Industrie für nachhaltige Folgeprodukte“, sagt Staatssekretär Jochen Flasbarth. Diese Zusammenarbeit sei eine Triple-win-Chance: „Für Produktionsländer durch den Aufbau von Wertschöpfungsketten in einem Zukunftsmarkt, für Deutschland durch stabile und diversifizierte Lieferbeziehungen und für deutsche Anlagenbauer durch Exportchancen moderner Technologien, die für den Aufbau und Betrieb einer grünen Wasserstoffindustrie notwendig sind.“

Der Power-to-X-Entwicklungsfonds

Ziel des PtX-Entwicklungsfonds ist es, nicht rückzahlbare Zuschüsse für industrielle Projekte auf verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette von grünem Wasserstoff bereitzustellen, die am Markt aufgrund ihres innovativen Charakters keine adäquate Finanzierung erhalten. Dazu gehören auch Produktion, Verarbeitung, Speicherung, Transport, Verteilung und Anwendung von Power-to-X-Technologien sowie damit verbundener Maßnahmen zur Erzeugung erneuerbarer Energie. Unterstützt wird auch der Einsatz von grünem Wasserstoff in lokalen Wertschöpfungsketten.

Über die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) stehen zur Förderung von Power-to-X-Märkten in Entwicklungs- und Schwellenländern bis Ende 2027 Mittel in Höhe von 270 Millionen Euro zur Verfügung. © KfW / Rüdiger Nehmzow

Über die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) stehen zur Förderung von Power-to-X-Märkten in Entwicklungs- und Schwellenländern bis Ende 2027 Mittel in Höhe von 270 Millionen Euro zur Verfügung. Als juristische Person des vereinfacht „PtX-Entwicklungsfonds“ genannten Konstrukts hat die KfW die Power-to-X D&G GmbH gegründet. Als Fondsmanager fungiert die KGAL Investment Management GmbH & Co. KG.

Förderfähig sind nachhaltige Investitionen im industriellen Maßstab, die lokale Märkte und die Energiewende aktiv unterstützen. Im Rahmen einer „Exclusion List“ werden unter anderem etwa die Förderung von fossilen Energieträgern und Atomkraft sowie etwaige Nutzungskonflikte bei Wasser, Land und Strom ausgeschlossen. Eine erste Investition des PtX-Entwicklungsfonds wurde bereits im Herbst 2024 im Rahmen der Hamburg Sustainability Conference für ein ägyptisches Wasserstoffprojekt unterzeichnet.

Bis zum 5. März 2025 können sich – auch deutsche – Unternehmen für die nächste Runde um Mittel aus dem Entwicklungsfonds bewerben. Die höchstmögliche Projektförderung beträgt 30 Millionen Euro.

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Das marokkanischen Office Chérifien des Phosphates (OCP Group) will ab Ende 2026 jährlich 100.000 Tonnen grünes Ammoniak für die Düngemittelherstellung produzieren. Das Staatsunternehmen plant eine Skalierung auf drei Millionen Tonnen. © OCP Africa