(Eemshaven / Niederlande) – Der Energiekonzern RWE AG erhält eine Förderung in Höhe von 551 Millionen Euro für sein 100-Megawatt-Elektrolyseprojekt. Die Mittel wurden von der Netherlands Enterprise Agency (RVO) bewilligt, eine zum Wirtschaftsministerium gehörende Behörde zur Unterstützung von nachhaltigen und innovativen Vorhaben im Land.

Der Windpark Oranje Wind liegt in der Nordsee rund 53 Kilometer vor IJmuiden in der Provinz Noord-Holland. Anfang 2028 soll das Vorhaben vollständig in Betrieb gehen, hieß es vor gut einem Jahr. Der Jahresertrag wird auf drei Terawattstunden prognostiziert. © RWE

Standort des Projekts ist in der Nähe des Magnum-Kraftwerks in Eemshaven (Groningen) an der niederländischen Nordseeküste. RWE will den Elektrolyseur mit grünem Strom aus dem 795 Megawatt leistenden Offshore-Windpark „Oranje Wind“ betreiben, den das Unternehmen derzeit gemeinsam mit Total Energies SE errichtet. Der französische Energiekonzern wolle seinen Anteil an Oranje Wind einer früheren Mitteilung zufolge seinerseits für Elektrolyseure mit einer Leistung von 350 Megawatt nutzen.

Die Bau- und Umweltgenehmigungen für den Oranje-Wind-Elektrolyseur liegen (wie berichtet) seit Oktober 2024 vor. In der nächsten Phase sollen die „Front-End Engineering Design“-Studie (FEED) erstellt, die Baupartner ausgesucht und letztlich die Abnahme des Wasserstoffs gesichert werden. Erst danach falle die endgültige Investitionsentscheidung, so das Unternehmen.

Förderung auch für 50-MW-Elektrolyseur

RWE arbeitet nahe des Hafengeländes überdies an einem 50-Megawatt-Elektrolyseur. Auch hierfür hat RWE eine Förderzusage erhalten. Die Mittel stammen aus der jüngst abgeschlossenen zweiten Runde des Förderprogramms für die großtechnische Wasserstoffproduktion mittels Elektrolyseure (OWE). Wie berichtet standen für elf Interessenten insgesamt rund eine Milliarde Euro zur Verfügung, von denen nur 700 Millionen Euro ausgezahlt werden, weil sich einige Projekte als nicht durchführbar erwiesen. Die OWE-Förderung verringert die Kostenlücke („unrentables Top“) zwischen der Produktion von grünem Wasserstoff und fossilem Wasserstoff für Unternehmen. Der Strom zur Erzeugung des grünen Wasserstoffs aus dieser Anlage soll aus dem RWE-Onshore-Windpark Westereems (260 Megawatt) stammen, etwa fünf Kilometer vom Kraftwerksstandort Eemshaven entfernt.

Das Magnum-Gaskraftwerk hatte RWE im Jahr 2022 von Vattenfall erworben. Es ist auf die Nutzung von Wasserstoff vorbereitet und kann technisch vollständig auf den Brennstoff umgestellt werden. © Vattenfall SE

Gleichsam den Grundstein für seine Eemshavener Projekte legte der Konzern im Jahr 2022. Seinerzeit erwarben die Deutschen vom schwedischen staatlichen Energiekonzern Vattenfall SE das Gaskraftwerk „Magnum“ für 500 Millionen Euro. Die Anlage, seit 2013 in Betrieb, hat eine installierte Leistung von 1,4 Gigawatt. Es ist auf die Nutzung von Wasserstoff vorbereitet und kann technisch so umgerüstet werden, dass die Turbinen anteilig mit bis zu 30 Prozent des Energieträgers zu betreiben sind. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, das Gaskraftwerk bis zum Ende des Jahrzehnts vollständig auf Wasserstoff als alleinigen Brennstoff umzustellen.

Eemshaven als Wasserstoffdrehkreuz

Vattenfall hat mit dem Verkauf Eemshaven allerdings nicht verlassen. Ende August dieses Jahres verkündete der Konzern die Unterzeichnung eines Vertrages mit dem Offshore-Logistiker EMS Maritime Offshore B.V. (EMO) über die Nutzung einer dortigen Fläche als „Operation & Maintenance Base“, die ein Anlegen von Serviceschiffen (Service Operation Vessels, SOV) sowie Mannschaftstranportern (Crew Transfer Vessels, CTV) für die Windparks „Nordlicht 1“ und „Nordlicht 2“ ermöglichen. „Die neue Betriebsbasis in Eemshaven ist ein wichtiger Baustein, um auch Nordlicht aufgrund der kürzeren Anfahrzeiten effizient und klimafreundlich in Betrieb zu nehmen“, sagt Vattenfall-Projektleiter Cyril Moss.

Vattenfall lässt vom Offshore-Logistiker EMO auf dem Gelände in Eemshaven seine künftige „Operation & Maintenance Base“ nebst Anlegern für Serviceschiffe und Mannschaftstransporter für die Windparks „Nordlicht 1“ und „Nordlicht 2“ bauen. © Vattenfall SE

Bereits im Laufe dieses Jahres wolle EMO, Tochter der Emdener Ems Maritime Offshore GmbH, mit dem Bau der Betriebsgebäude beginnen. Das Projekt umfasse Hallenlager und Werkstattflächen, Außenlager sowie Büroräume. Hinzu kämen unter anderem Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen. Vattenfall werde die Immobilien langfristig mieten, die Fertigstellung ist für Oktober 2026 geplant. Die Bauarbeiten für das Teilprojekt „Nordlicht 1“ sollen im Jahr 2026 beginnen, die Inbetriebnahme der ersten Turbinen des Windparks könnte im Herbst 2027 erfolgen. Vollständig in Betrieb gehen soll der Windpark voraussichtlich im Jahr 2028.

Damit entwickelt sich Eemshaven nach Rotterdam zum zweiten wichtigen Drehkreuz an der niederländischen Küste für Offshore-Aktivitäten, Wasserstoff und seine Derivate. Denn außer RWE und Vattenfall sind dort unter anderem der dänische Energiekonzern Ørsted und die deutsche EnBW AG aktiv, die den Standort ebenfalls als Basis für ihre Offshore-Windparks nutzen.

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Grafische Darstellung des geplanten 100-MW-Elektrolyseurs von RWE im niederländischen Eemshaven. Die Regierung unterstützt das Vorhaben mit 551 Millionen Euro, doch ist die Investitionsentscheidung noch nicht gefallen. © RWE