(Visby / Schweden) – Auf „Gotland Horizon X“ wird ein neuer 130 Meter langer Katamaran getauft, welcher Platz für mehr als 1.500 Passagiere sowie 400 Autos bietet und künftig zwischen Gotland und dem Festland fahren soll. Das Besondere: Eine Kombination aus Gasturbinen und Multi-Fuel-Lösung ermöglicht die Nutzung unterschiedlicher Arten fossilfreier Kraftstoffe. Die Fähre wird „H2-ready“ ausgelegt, kann mithin auch Wasserstoff nutzen. Das Schiff wurde jetzt bei der australischen Werft Austal Ltd. bestellt.
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Rendering der neuen Fähre, die voraussichtlich ab Frühjahr 2029 zwischen der schwedischen Insel Gotland und dem Festland pendelt. © Austal Ltd.
Auftraggeberin ist die schwedische Reederei Rederi Gotland AB, gemeinhin bekannt als Gotlandsbolaget. „Die Schifffahrt muss sich ändern, und die Verringerung der Klimabilanz von Reisen und Transporten von und nach Gotland ist für die Entwicklung und Attraktivität der Insel von großer Bedeutung“, sagt CEO Håkan Johansson. Bei einer Geschwindigkeit von 29 bis 35 Knoten dauere die Überfahrt von Visby – wie auch mit den bisherigen Fähren – rund drei Stunden.
Um den Energiebedarf zu minimieren und eine hohe Effizienz zu erreichen, „wurde viel Arbeit in die Entwicklung energieeffizienter Schiffsrümpfe, die Minimierung des Gewichts, die Optimierung der Energieverbraucher an Bord und die Rationalisierung der Betriebsabläufe im gesamten Schiff gesteckt“. Der Rumpf werde aus Aluminium gebaut – und wo immer es das Design erlaube, werde grünes Aluminium gewählt, womit etwa 60 Prozent des gesamten an Bord verwendeten Aluminiums mittels erneuerbarer Energie hergestellt werde.
Nutzung von Wasserstoff bei Verfügbarkeit
„Ein Katamaran mit Multikraftstoff bietet uns große Chancen, unsere Umwelt- und Klimabelastung weiter zu reduzieren“, sagt der bei der Reederei für den Gotland-Verkehr zuständige CEO Marcus Risberg. Der Zugang zu fossilfreien Kraftstoffen sei „eine Herausforderung“, denn es bestünden große Unsicherheiten bezüglich des Preises. „Mit dieser Technologie können wir Kraftstoffe je nach Verfügbarkeit und Preis mischen.“ Das Schiff werde auf Wasserstoffbetrieb umgerüstet, sobald der Energieträger hinreichend kommerziell verfügbar sei.
Die Auslieferung aus der Werft ist für Mitte 2028 geplant, danach werde das Schiff seine Reise in die Ostsee und nach Gotland antreten. Wann genau das Schiff in Betrieb genommen werde, stehe noch nicht fest. „Aber es wird im Frühjahr 2029 und in der darauffolgenden Hochsaison auf der Tourenliste stehen“, so Marcus Risberg.
Wasserstoffantrieb von DNV genehmigt
Austal und Gotlandsbolaget hatten erste Pläne für die Entwicklung der Hochgeschwindigkeitsfähre schon im April 2023 bekannt gegeben. Im Oktober 2024 erhielt das Projekt die grundsätzliche Genehmigung der Nautik-Klassifikationsgesellschaft DNV. Dabei wurde bestätigt, dass die Schiffskonstruktion grundsätzlich den Vorschriften für gasbetriebene Schiffsanlagen (Wasserstoff) und dem International Code of Safety of Ships Using Gases or Other Low Flashpoint Fuels entspricht.
Horizon X sei der größte Katamaran, den Austal je gebaut habe, sagt Managing Director Paddy Gregg: „Die flexible Brennstofftechnologie schafft neue Möglichkeiten für den schrittweisen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen auf kommerziellen Fähren.“ Der Auftragswert belaufe sich auf 265 bis 275 Millionen australische Dollar (160 bis 166 Millionen Euro). Größter Anteilseigner der Werft ist mit 30 Prozent die in London ansässige Großbank Hong Kong and Shanghai Banking Corporation Limited (HSBC).
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Die schwedische Reederei Gotlandsbolaget beauftragt die australische Werft Austal mit dem Bau des Hochgeschwindigkeitskatamarans „Horizons X“. © Austal Ltd.