(Vilnius / Litauen) – Die Stadtverwaltung von Vilnius hat mit Vilnius Heat Networks, dem größten zentralen Wärmeversorger Litauens, den Bau eines Elektrolyseurs vereinbart. Der Ingenieurdienstleister MT Group wird die Anlage errichten. Der Auftragswert wird auf zehn Millionen Euro beziffert. Die Finanzierung erfolge zu 70 Prozent aus den Strukturfonds der Europäischen Union, die restlichen Kosten trage die litauische Hauptstadt.

Darstellung der geplanten Wasserstoffproduktion in Vilnius. © MT Group
Der Ertrag der Anlage mit einer Leistung von drei Megawatt liege bei jährlich rund 3,4 Millionen Kubikmetern. Dies entspreche einem Äquivalent von etwa 2.000 Megawattstunden Wärmeenergie, sagte Gerimantas Bakanas, CEO von Vilnius Heat Networks. Der Wasserstoff werde einst 16 Busse des öffentlichen Personennahverkehrs antreiben, um Dieselfahrzeuge zu ersetzen. „Vilnius wird zum baltischen Vorreiter in Sachen Wasserstoff“, sagt Bürgermeister Valdas Benkunskas. Es sei „mehr als nur ein Infrastrukturprojekt“. Die Anlage werde dazu beitragen, die städtische Umweltverschmutzung zu verringern“. Die Inbetriebnahme ist für die erste Hälfte des Jahres 2026 vorgesehen.

Klaipèdia bekommt die erste Wasserstofftankstelle des Baltikums. © MT Group
Bereits im Oktober 2024 hatte die MT Group erklärt, sie plane den Bau der ersten H2-Tankstelle im Baltikum. Standort ist der Hafen von Klaipėda, gut 300 Kilometer von Vilnius entfernt an der Westküste des Landes. Dazu gehöre auch die Produktion von grünem Wasserstoff vor Ort. „Der Hafen von Klaipėda hat als strategischer Verkehrsknotenpunkt großes Potenzial, zu einem Aushängeschild für grüne Technologien im Ostseeraum zu werden“, sagt Mindaugas Zakaras, CEO der MT Group. Der Ingenieurdienstleister übernimmt auch hier sämtliche Arbeiten von der Planung bis zur Inbetriebnahme nebst technischer Ausrüstung. Die Inbetriebnahme ist laut Hafenbehörde ebenfalls für 2026 vorgesehen.

Darstellung der geplanten Wasserstofftankstelle in Klaipèdia. © MT Group
Im Hafen von Klaipėda werde der grüne Wasserstoff durch Elektrolyse mit einem Polymer-Elektrolyt-Membran (PEM)-Elektrolyseur hergestellt. Der Strombedarf wird auf drei Megawatt beziffert. Die Station soll täglich etwa 500 Kilogramm Wasserstoff produzieren. Der Energieträger werde in stationären Tanks mit einem Druck von 550 bar sowie einem sehr hohen Druck von 1.000 bar gespeichert, um „eine zuverlässige und ununterbrochene Versorgung zu gewährleisten“.
Im Januar dieses Jahres hatte die MT Group als Hersteller und Lieferanten die litauische Nord Steel UAB ausgewählt. Das Unternehmen, das drei Stahlwerke in dem Land betreibt, soll außerdem einen Speicher für grünen Wasserstoff mit einem Druck von 40 bar liefern. Der Auftragswert liegt den Angaben zufolge bei kumuliert 1,4 Millionen Euro. Nord Steel ist auf komplexe Stahlerzeugnisse, Tanks und andere Industrieanlagen und -strukturen spezialisiert.
„Auctions-as-a-Service“ bei Wasserstoffauktion
Bei der zweiten Auktion der Europäischen Wasserstoffbank waren im März 61 Gebote von Projekten aus elf Ländern eingegangen. Litauen hat sich am „Auctions-as-a-Service“ genannten Mechanismus beteiligt, um Projekte zu finanzieren, die an der Auktion zwar teilgenommen haben, aber aufgrund von Mittelbeschränkungen nicht ausgewählt wurden. Damit können Staaten eigene nationale Mittel zur Förderung in ihrem Hoheitsgebiet einsetzen, ohne eine separate Auktion auf nationaler Ebene durchführen zu müssen, was den Verwaltungsaufwand und die Kosten für alle Beteiligten verringert. Die Europäische Kommission hatte hierfür Beihilferegelungen in Höhe von 36 Millionen Euro für Litauen genehmigt. Auch Österreich (400 Millionen Euro) und Spanien (ebenfalls 400 Millionen Euro) beteiligten sich an diesem Mechanismus. Die Ergebnisse der Auktion solle bis Ende Mai 2025 feststehen.
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Die litauische Hauptstadt Vilnius will Wasserstoff für den ÖPNV herstellen. © Go Vilnius