(Oslo / Norwegen) – Der norwegische Ammoniakhändler Yara Clean Ammonia AS, der Logistikkonzern NorthSea Container Line AS (NCL) und der norwegische Hersteller von Düngemitteln und Industriegasen Yara International ASA wollen das „weltweit erste Containerschiff“ auf den Weg bringen, das mit sauberem Ammoniak angetrieben wird. Das „Yara Eyde“ genannte Seefahrzeug soll dereinst einen Handelskorridor zwischen Norwegen und Deutschland bedienen.

Geplante Route der „Yara Eyde“ von Oslo nach Hamburg. © Yara International ASA

Als Route nennt das Konsortium die Strecke Oslo, Brevik, Hamburg und Bremerhaven. Ab 2026 könnte der emissionsfreie Handel starten. Yara werde allerdings nicht vorrangig in den Besitz von Schiffen investieren, sondern Mittel auch strategisch für die Entwicklung des Produktions- und Logistiksegments einsetzen, sagt Magnus Krogh Ankarstrand, Leiter von Yara Clean Ammonia. Für den Linienbetrieb wollen Yara und NorthSea nach Vorliegen aller behördlichen Genehmigungen das Joint Venture „NCL Oslofjord AS“ gründen. Der dem norwegischen Umweltministerium unterstehende Finanzierer Enova SF und der staatliche Wirtschaftsförderer Innovation Norway unterstützen die ersten Pilotprojekte. Für die „Yara Eyde“ stellte Enova bereits gut 40 Millionen norwegischen Kronen (3,4 Millionen Euro) bereit.

Azane baut Bunkernetz für Ammoniak

Yara bemüht sich überdies darum, dass auch die Infrastruktur wächst. So führten Yara Growth Ventures AS, der Venture-Investment-Arm von Yara International ASA und Navigator Holdings Ltd. eine Finanzierungsrunde in Höhe von 5,4 Millionen Euro an, um in Azane Fuel Solutions AS zu investieren. Beide Unternehmen haben jeweils einen Anteil von 14,5 Prozent an dem norwegischen Start-up erworben.

Azane, ein Joint Venture zwischen den norwegischen Unternehmen Econnect Energy AS und Amon Maritime AS, wurde 2020 gegründet. Das Unternehmen entwickelt Technologien und Dienstleistungen für die Handhabung von Ammoniakkraftstoffen für die Schifffahrt. Ziel ist der Aufbau eines weltweiten Bunkernetzes. Mit den Investitionen von Yara und Navigator soll Azane 2024 damit in Norwegen zu beginnen.

Rendering der Betankung eines Schiffes mit flüssigem Ammoniak an einem Bunkerterminal von Azane. © Yara International ASA

Man gehe davon aus, dass im Jahr 2025 der Betrieb aufgenommen werde, sagt Yara. Ein Lastkahn soll die „Yara Eyde“ den Angaben zufolge in Brevik mit dem emissionsarmen Kraftstoff versorgen. „Wenn wir Ammoniak aus erneuerbaren Energien oder mit Erdgas herstellen, bei dem bis zu 95 Prozent der CO2-Emissionen abgeschieden und dauerhaft gespeichert werden, wird sauberes Ammoniak schnell zu einer guten Lösung für die Senkung der Kohlenstoffemissionen im maritimen Sektor“, sagt Ankarstrand.

Den Linienbetrieb übernimmt das Joint Venture „NCL Oslofjord AS“. © Yara International ASA

Derzeit gebe es noch keine Bunkeranlagen für Ammoniak. „Indem wir Azane in die Lage versetzen, als erster Anbieter diesen wichtigen Teil der Infrastruktur bereitzustellen, wollen wir eine Lücke in der Versorgungskette schließen, die für die Betankung von Schiffen benötigt wird“, sagt Stian Nygaard, Investment Director, Yara Growth Ventures.

Mads Peter Zacho, Chief Executive Officer von Navigator, erwartet, dass sich die weltweite Nachfrage nach Ammoniak bis 2050 verdreifache, wobei ein erheblicher Teil auf Schiffskraftstoff entfalle. Navigator Holdings Ltd. ist Eigentümer und Betreiber von 56 Flüssiggastankern, von denen 25 auch für den Seetransport von anderen petrochemischen Gasen wie Ethylen und Ethan sowie Ammoniak geeignet sind.

Kooperation auch bei Autotransportern

Anfang November hatte Yara Clean Ammonia verkündet, dass man auch mit Höegh Autoliners eine Partnerschaft eingehe und sich auf ein künftiges Lieferabkommen für sauberes Ammoniak geeinigt habe, um die Emissionen im Seeverkehr zu reduzieren. Höegh Autoliners ist Anbieter von Seetransportdienstleistungen im Roll-on-Roll-off (RoRo)-Segment und betreibt ein globales Netzwerk von Hochseetransportern mit Pure Car and Truck Carrier-Schiffen (PCTC).

Bereits im Mai 2023 hatten die Unternehmen eine Absichtserklärung über die Zusammenarbeit zur Lieferung von sauberem Ammoniak für die neuen PCTC-Schiffe der Aurora-Klasse von Höegh Autoliners unterzeichnet. Die zwölf Schiffe seien nach ihrer Fertigstellung „die weltweit größten und umweltfreundlichsten Autotransporter, die je gebaut wurden“. Angetrieben werden sie mit kohlenstofffreiem Ammoniak und Methanol. Die Auslieferung beginnt im zweiten Halbjahr 2024 im Halbjahrestakt. Die Maschinen liefert MAN, die Aufbauten installiert Kongsberg Maritime.

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Yara will den Linienverkehr mit ammoniakbetriebenen Containerschiffen zwischen Norwegen und Deutschland aufbauen. © Yara International ASA