(Sauda/Norwegen) – In der Gemeinde Sauda an der Südwestküste Norwegens soll künftig grünes Ammoniak als Kraftstoff für den maritimen Sektor hergestellt werden. Eigentümer der Produktionsanlage mit dem Namen „Iverson eFuels AS“ sind die Hy2gen AG, Trafigura sowie Copenhagen Infrastructure Partners (CIP).
Im vergangenen Jahr wurde gemeinsam mit dem norwegischen Beratungsunternehmen Norconsult eine Vorstudie abgeschlossen. Am Ende der nun begonnenen so genannten FEED-Phase (Front-End Engineering Design) stehe nach Angaben der Projekteigner „ein vollständiger Plan für den Bau der Anlage bis 2023“. Auf dessen Basis werde die endgültige Investitionsentscheidung getroffen. Baubeginn ist für das erste Quartal 2024 vorgesehen, die Inbetriebnahme erfolgt Anfang 2027.
Großer Arbeitgeber für die Region
Das Iverson-Projekt hat eine anfängliche Elektrolyseurkapazität von 240 Megawatt, um 600 Tonnen grünes Ammoniak pro Tag zu produzieren. In Zukunft soll die Produktion „erheblich gesteigert“ werden. Wenn die Anlage vollständig in Betrieb ist, wird sie voraussichtlich etwa 50 Personen beschäftigen und weitere 100 indirekte Arbeitsplätze schaffen. Das Projektteam habe bereits mit dem Einstellungsprozess begonnen und werde mit den lokalen Behörden zusammenarbeiten, um qualifiziertes Personal zu gewinnen.
Dekarbonisierung der Schifffahrt
„Das grüne Ammoniak wird die Schifffahrtsindustrie mit einem kohlenstofffreien Schiffskraftstoff als Alternative zu herkömmlichen fossilen Kraftstoffen versorgen“, sagen die Betreiber. Der Standort biete „Zugang zu reichlich grüner Energie aus Wasserkraft, einen guten Hafen für Exporte“ und einen attraktiven Produktionsstandort. „Vor allem die positive Einstellung der lokalen Behörden und Unternehmen haben uns darin bestärkt, Sauda als Sitz von Iverson eFuels AS in Norwegen zu wählen“, erklärte Cyril Dufau-Sansot, CEO der Hy2gen-Gruppe.
Rasmus Bach Nielsen, Global Head of Fuel Decarbonisation bei Trafigura, fordert, dass die politischen Entscheidungsträger „weltweit dringend die Kosten für die Verwendung von kohlenstofffreien Kraftstoffen durch Maßnahmen zur Bepreisung von Kohlenstoff neutralisieren, um die Nachfrage anzukurbeln und eine radikale Reduzierung der Emissionen zu ermöglichen“.
Pipeline von 880 Megawatt
Die Hy2gen AG mit Sitz in Wiesbaden entwickelt, finanziert, baut und betreibt weltweit Anlagen zur Produktion von grünem Wasserstoff und E-Fuels, die auf Wasserstoff basieren. Die ersten Anlagen werden in Frankreich, Norwegen, Kanada, Deutschland und den USA gebaut. Das 2016 gegründete Unternehmen verfügt eigenen Angaben zufolge über eine aktuelle Pipeline von Projekten mit einer Leistung von 880 Megawatt, die sich in der Planung oder im Bau befinden, sowie über eine Entwicklungspipeline von zwölf Gigawatt.
Der in den Niederlanden tätige Rohstoffhändler Trafigura wurde 1993 gegründet und hat seinen Verwaltungssitz in Singapur. Das Unternehmen besitzt und betreibt auch eine Reihe von Industrieanlagen. Es ist unter anderem am Hafen- und Logistikanbieter Impala Terminal beteiligt, außerdem an Nala Renewables, eine Investitions- und Entwicklungsplattform für Strom und erneuerbare Energien. Trafigura beschäftigt über 13.000 Mitarbeiter in 48 Ländern.
Die dänische Fondsverwaltungsgesellschaft CIP konzentriert sich insbesondere auf Energieinfrastrukturen, darunter Offshore- und Onshore-Windkraft, Photovoltaik, Biomasse und Energie aus Abfall, Übertragung und Verteilung, Reservekapazität und -speicherung sowie andere Energieanlagen. CIP verwaltet eigenen Angaben zufolge acht Fonds mit einem Volumen von rund 16 Milliarden Euro, die von etwa 100 internationalen institutionellen Anlegern aus Europa, Asien, Australien und Nordamerika sowie multilateralen Organisationen stammen.
Das Iverson-eFuels-Projekt wird Teil des Energy Transition Fund von CIP, der sich auf Power-to-X und andere erneuerbare Technologien konzentriert. Der Fonds ist überdies an „Catalina“ beteiligt, einem Projekt zur großtechnischen Herstellung von grünem Wasserstoff und Ammoniak in Spanien.
Das Projekt Iverson wird von der Agenda Vest und dem Ulla-Førre-Fonds unterstützt.
Foto
In Sauda soll mit Iversion eFuels AS eine umweltfreundliche Ammoniakproduktionsanlage entstehen © Hy2gen