(Chifeng / China) – Das Technologieunternehmen Envision Energy hat eine vollständig mittels erneuerbarer Energien betriebene Produktionsanlage für grünen Wasserstoff und Ammoniak mit einer anfänglichen Leistung von 500 Megawatt offiziell in Betrieb genommen. Die Kapazität liege bei jährlich 320.000 Tonnen Ammoniak und werde bis 2028 auf 1,5 Millionen Tonnen und eine Leistung von 2,5 Gigawatt modular erweitert.

Ein erster Trailer mit grünem Ammoniak verlässt die Fabrik in Chifeng – der Export soll im vierten Quartal starten. © Envision Energy

Durch integrierte KI verfüge man über ein System, das netzbildende Batteriespeicher sowie meteorologische Modelle integriere. Es gleiche die Wind- und Solareinspeisung dynamisch mit dem Bedarf der Elektrolyseure und der Ammoniaksynthese aus und gewährleiste so eine kontinuierliche Produktion von grünem Kraftstoff ohne Abhängigkeit vom Stromnetz. Die von der französischen Klassifizierungsgesellschaft Bureau Veritas zertifizierte Anlage steht im Chifeng Net Zero Industrial Park im Autonomen Gebiet Innere Mongolei.

Es sei nach Unternehmensangaben die weltweit erste, die grünes Ammoniak in industriellem Maßstab liefert. Das stabile Transport- und Speichermedium ermögliche „einen praktischen Weg zur Skalierung von Wasserstoff für die Schwerindustrie“. Grüne Alternativen seien „nun Realität und einsatzbereit“, sagt Lei Zhang, CEO der von ihm 2007 in Shanghai gegründeten Firma. „Ohne grünen Wasserstoff können wir die Netto-Null nicht erreichen, und wir können es uns nicht leisten, zu warten.“

Marubeni als erster Großkunde

Die Fabrik wird seit Anfang letzten Jahres hochgefahren. Der Beginn der Exporte ist für das vierte Quartal 2025 anvisiert. Bereits vor Monatsfrist hatte Envision, eher bekannt als Hersteller von Windkraftanlagen und Batteriesystemen, mit der Marubeni Corporation einen langfristigen Abnahmevertrag geschlossen. Das Volumen wurde nicht genannt. Das japanische Handelshaus wolle über sein globales Netzwerk die Einführung von grünem Ammoniak in Sektoren wie Düngemittel, Chemikalien und Schifffahrt beschleunigen.

Das japanische Handelshaus Marubeni mit fast 40.000 Mitarbeitern will eigenen Angaben zufolge Envision einen „nennenswerten Anteil“ der Ammonikaproduktion abnehmen. © Marubeni Corp.

„Die Partnerschaft werde die Kommerzialisierung von Ammoniak zu einer Schlüsselenergie vorantreiben und nachhaltige Ökosysteme schaffen“, sagte Frank Yu, Senior Vice President von Envision Energy, anlässlich der Vertragsunterzeichnung. Das Unternehmen wolle bis 2028 Preisparität mit grauem Ammoniak und Methanol erreichen und damit grünen Kraftstoffen zu „echter Wettbewerbsfähigkeit verhelfen“.

Japaner auf Einkaufstour

Marubeni ist schon länger auf Einkaufstour. So schloss das Unternehmen Anfang Mai mit der Exxon Mobil Corporation in den USA ein Abkommen zur Abnahme von 250.000 Tonnen „low-carbon“ Ammoniak nicht näher spezifizierter Herkunft aus der künftigen Produktion von Exxons Fabrik in Baytown, Texas, an der Marubeni auch Anteile übernehme. Die Investitionsentscheidung für den Bau der Produktionsstätte falle noch in diesem Jahr.

Die geplante Kapazität der Anlage liege bei jährlich einer Million Tonnen Ammoniak. Die Japaner wollen ihr jetzt reserviertes Kontingent an dem Energieträger für das Kraftwerk im japanischen Kobe nutzen, das der Kobe Steel, Ltd. gehört. Ab dem Geschäftsjahr 2030, das am 1. April 2029 beginnt, soll die Ko-Feuerung mit Ammoniak in dem dortigen Kraftwerk starten.

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Die Produktionskapazität von grünem Ammoniak in Chifeng soll bis 2028 auf 1,5 Millionen Tonnen ausgebaut werden und Preisparität mit grauem Ammoniak erreichen. © Envision Energy