(Bilbao / Spanien) – Der Energiekonzern Iberdrola SA will am spanischen Chemiestandort Palos de la Frontera in der andalusischen Provinz Huelva ein großes Zentrum für die Produktion von grünem Wasserstoff errichten. Dazu werde in zwei Phasen ein Elektrolyseur installiert, der unter anderem vom Düngemittelhersteller Fertiberia in seinem Werk verwendet werden kann.

Andalusien, Spanien. © Wikipedia (CC BY-SA 3.0)

Zunächst ist eine Leistung von 200 Megawatt (MW) mit einer Produktionskapazität von 23.000 Tonnen im Jahr geplant. Die Investitionen betragen 450 Millionen Euro. Anschließend werde für weitere 500 Millionen Euro ein 370-MW-Elektrolyseur mit einer Produktionskapazität von 39.100 Tonnen installiert. Um die Versorgung mit Strom aus erneuerbaren Energien zur Zertifizierung des grünen Wasserstoffs zu gewährleisten, will Iberdrola den Ertrag seiner Erneuerbare-Energien-Kraftwerke in Andalusien mit einer installierten Leistung von fast 1.000 Megawatt nutzen. Man werde eine „Wertschöpfungskette von hundertprozentig grünem Wasserstoff“ schaffen.

Wasserstoff zur industriellen Nutzung

Neben dem Ziel, die Industrie und den Schwerlastverkehr zu dekarbonisieren, werde das Unternehmen „die Entwicklung und Umsetzung innovativer Lösungen für verschiedene Formen des Land-, Schienen- und Seeverkehrs unter Verwendung von erneuerbarem Wasserstoff ermöglichen“, sagt Ibán Molina, Direktor für grünen Wasserstoff. Das im Industriegebiet Nuevo Puerto neben dem Außendock des Hafens von Huelva gelegene Projekt werde „ein großer Knotenpunkt und das Tor zu Europa, wo Wasserstoff und seine Derivate der Schlüssel zur Dekarbonisierung der europäischen Industrie und insbesondere des Seeverkehrs“ sei.

Die „Puerta de Europa“ werde von mehr als 80 Unternehmen, der Regionalregierung von Andalusien, der Stadtverwaltungen von Huelva und Palos de la Frontera und der Hafenbehörde von Huelva unterstützt. Andalusien sei für Iberdrola „eines der wichtigsten Wachstumszentren“. Man sei mit einer installierten Windkraftleistung von rund 850 Megawatt in sieben der acht Provinzen vertreten.

Das Unternehmen habe außerdem weitere Kraftwerke mit fast 200 Megawatt im Bau, darunter das aus drei Photovoltaikanlagen (Poleo, Cornicabra und Espliego) bestehende „Guillena“-Projekt in der sevillanischen Gemeinde Castiblanco de los Arroyos und der Cespedera-Anlage in Medina Sidonia (Cádiz). Iberdrola will in den kommenden Jahren in Andalusien mit Erneuerbare-Energien-Kraftwerken eine Leistung von 3.000 Megawatt erreichen und rund 1,5 Milliarden Euro investieren.

Auch Extremadura ein Drehkreuz für Energie

Auch in der unmittelbar an Andalusien angrenzenden Region Extremadura hat Iberdrola noch einiges vor: Der Energiekonzern will dort eine Solarmodulfabrik mit einer Kapazität von 1,6 Gigawatt errichten. Dies entspreche der Produktion von rund drei Millionen Modulen, was einem Drittel des derzeitigen Bedarfs in Spanien entspreche, so das Unternehmen. Davon solle ein „erheblicher Teil“ in Extremadura installiert werden, wo derzeit große Anstrengungen in Sachen Solarstrom und Wasserstoff unternommen werden.

Extremadura, Spanien. © Wikipedia (CC BY-SA 3.0)

So erklärte die autonome Gemeinschaft  im Januar, man wolle im Jahr 2030 rund 20 Prozent des in Spanien produzierten grünen Wasserstoffs erzeugen. Dazu sollen Elektrolyseure mit einer Leistung von kumuliert drei Gigawatt installiert werden, sagte Guillermo Fernández Vara, Präsident der Regionalregierung. Auf diese Weise etabliere man sich „zum Hauptstandort der Wasserstoffproduktion des Landes“, wie es im Übrigen bereits bei Photovoltaik der Fall sei.

Iberdrolas hat 2020 das Photovoltaikkraftwerk „Nunez de Balboa“ in Usagre (Extremadura) mit einer installierten Leistung von 500 Megawatt in Betrieb genommen. Die Anlage liefert mehr als 830 Gigawattstunden pro Jahr. © Iberdrola S.A.

Nach Einschätzung von Iberdrola erfordere die Modulfabrik allerdings „eine europäische Finanzierung, um die Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten“. Man habe daher bei der Europäischen Kommission einen Antrag auf Fördermittel eingereicht.

Bis 2030 plant Iberdrola in Extremadura mehr als vier Milliarden Euro in Innovation, Entwicklung und Forschung zu investieren. Insgesamt verfügt das Energieunternehmen dort eigenen Angaben zufolge derzeit über mehr als zwanzig Anlagen für erneuerbare Energien mit einer installierten Leistung von mehr als 4.000 Megawatt. Davon entfallen 2.000 Megawatt auf zwölf Solarkraftwerke, darunter die 500-MW-Photovoltaikanlage „Nunez de Balboa“.

Foto
Der spanische Energiekonzern Iberdrola will in Andalusien eine Produktionsanlage für grünen Wasserstoff mit einer Leistung von über 500 Megawatt errichten. © Iberdrola SA