(Brüssel) – Bis Anfang 2021 haben über 30 Länder Wasserstoff-Roadmaps veröffentlicht und Regierungen weltweit öffentliche Mittel zur Unterstützung der Dekarbonisierung durch Wasserstofftechnologien zugesagt. Knapp 230 Großprojekte wurden entlang der Wertschöpfungskette angekündigt, 85 Prozent davon in Europa, Asien und Australien. Dazu gehören industrielle Großvorhaben, Transport, Infrastruktur und Produktionsprojekte im Giga-Maßstab. Wenn alle angekündigten Projekte verwirklicht werden, betragen die Gesamtinvestitionen bis 2030 mehr als 300 Milliarden Dollar (247 Milliarden Euro). Davon könnten derzeit 80 Milliarden Dollar als „ausgereift“ betrachtet werden: Die Projekte sind in der Planungsphase, im Bau oder bereits in Betrieb.
Dies sind einige der Ergebnisse der neuen Studie „Hydrogen Insights 2021: A Perspective on Hydrogen Investment, Deployment and Cost Competitiveness“. Sie zeigt, dass sich Wasserstoffprojekte weltweit sehr schnell entwickeln – eine Reaktion auf die Bekundungen zahlreicher Regierungen, ihre Länder und Industrien tiefgreifend zu dekarbonisieren. Die Analyse stammt aus dem Haus der Marktforscher McKinsey & Company und wurde im Auftrag des Hydrogen Councils erstellt.
Wettbewerbsfähig bis 2030 in 20 Industriesektoren
Wasserstoff könnte demnach bis 2030 die wettbewerbsfähigste kohlenstoffarme Lösung in mehr als 20 Industriesektoren werden, darunter Lkw-Gütertransport, Schifffahrt und Stahl. Um dorthin zu gelangen seien insbesondere zwei Faktoren entscheidend: Zum einen sei es wichtig, dass die Regierungen ihr Engagement für eine tiefgreifende Dekarbonisierung aufrechterhalten, unterstützt durch finanzielle Regulierung und klare Ziele. Zum anderen müssten die größten strukturellen Hindernisse beseitigt werden, um etwa die Kosten für Produktion und Verteilung von Wasserstoff zu senken.
Besonders zugkräftig seien Abnehmer und Lieferanten in drei Bereichen: Industriezentren, die Raffinerien, Stromerzeugung, Düngemittel- und Stahlproduktion unterstützen, außerdem Export-Hubs in ressourcenreichen Ländern sowie Hafengebiete für Treibstoffbunkerung, Hafenlogistik und Transport. Kostenreduzierungen in diesen Clustern ermöglichten den globalen Handel mit Wasserstoff, indem sie große Nachfragezentren wie Japan, Südkorea und die Europäische Union mit Regionen verbinden, die über reichlich kostengünstige Wasserstoffproduktionsmittel verfügen, wie der Nahe Osten, Nordafrika, Südamerika oder Australien.
Durch Zusammenarbeit die Potenziale voll ausschöpfen
Sowohl Regierungen als auch Investoren würden inzwischen begreifen, welche Rolle Wasserstoff bei der Energiewende und im Kampf gegen den Klimawandel spielen kann, sagt Benoît Potier, Co-Vorsitzender des Hydrogen Councils und Vorstand von Air Liquide. „Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, müssen Regierungen, Investoren und Industrie nun zusammenarbeiten, um das Wasserstoff-Ökosystem auf der ganzen Welt auszubauen.“ Nach Angaben von Daryl Wilson, Executive Director des Hydrogen Councils, planen die Mitglieder „gemeinsam eine Versechsfachung der Gesamtinvestitionen in Wasserstoff bis 2025 und eine 16-fache Steigerung bis 2030“. Kooperationen würden es in den kommenden Monaten ermöglichen, weltweit viele Projekte umzusetzen und Wasserstoff zu einem neuen, sauberen, reichlich vorhandenen und wettbewerbsfähigen Energieträger zu machen.
Bernd Heid, Senior Partner bei McKinsey & Company, bemerkt „interessante Muster“ beim „Scale-up des Wasserstoff-Ökosystems“. Demnach fließen kurzfristig „rund 40 Prozent der Investitionen in die Wasserstoffproduktion, und die meisten Projekte zielen auf den Schwerlastverkehr sowie Industriecluster wie Ammoniak, Raffinerien und Stahl“.
Um die Dynamik zu erhöhen, bieten der Hydrogen Council in Zusammenarbeit mit McKinsey künftig einen „Hydrogen Insights“ genannten Service an, der im kostenpflichtigen Abonnement Daten sowie Analysen zur Investitionsdynamik, Marktentwicklung und Wettbewerbsfähigkeit von Wasserstoff zur Verfügung stellt. Die jetzt vorgelegte Studie ist kostenfrei als Download erhältlich.
Der Hydrogen Council ist eine globale, von CEOs geleitete Initiative. Der Rat bringt eine Gruppe von mittlerweile 109 Unternehmen mit Sitz in über 20 Ländern aus der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette zusammen, darunter multinationale Unternehmen, innovative kleine und mittlere Betriebe sowie Investoren.
Studie
„Hydrogen Insights 2021: A Perspective on Hydrogen Investment, Deployment and Cost Competitiveness“ gibt es auf Englisch kostenlos als PDF (58 Seiten).
https://hydrogencouncil.com/wp-content/uploads/2021/02/Hydrogen-Insights-2021-Report.pdf
Deep Link
https://hydrogencouncil.com/en/hydrogen-deployment-accelerating-with-more-than-300-billion-in-project-pipeline/
Foto
Wasserstoffbetriebener Zug iLint von Alstom / © Hydrogen Council / Alstom