(Vancouver, Kanada / Bordeaux, Frankreich) – Der französische Stromerzeuger Hydrogène de France (HDF Energy) machte in Französisch-Guyana den ersten Spatenstich für das den Angaben zufolge „weltweit größte Projekt zur Erzeugung von grünem Wasserstoff“. Die Kapazität des Kraftwerks („Centrale Électrique de l’Ouest Guyanais“, CEOG) liege bei 128 Megawattstunden. Die von HDF konzipierte und entwickelte Anlage versorge nach Fertigstellung 10.000 Haushalte mit 100 Prozent erneuerbarem Strom, der billiger sei als bei einem Dieselkraftwerk, so das Unternehmen. Die Kosten für die Kombination aus Solarpark, Wasserstoffspeicher (Langzeitspeicher) und Batterie (Kurzzeitspeicher) werden auf 200 Millionen Dollar (172 Millionen Euro) beziffert. Zu den Investoren des CEOG „Renewstable Power Plant“ gehören der Infrastrukturfonds Meridiam und die in Martinique ansässige Raffinerie SARA (Société Anonyme de la Raffinerie des Antilles), welche die Antillen und Guinea versorgt. SARA gehört zur Rubis SCA, einem französischen Dienstleister in Sachen Öl, Raffinerie, Chemie und Logistik.

Die Brennstoffzellen werden von HDF auf Basis der Technologien der kanadischen Ballard Power Systems Inc. spezifiziert. Nach Angaben von Rob Campbell, Chief Commercial Officer von Ballard, eigne sich die Proton Exchange Membrane-Brennstoffzellentechnologie von Ballard „sehr gut für Energieversorgungsanlagen wie diese“. HDF und Ballard gehen davon aus, dass die beiden 1,5-Megawatt-Systeme bis Mitte 2023 geliefert werden.

Die genutzte „FCgen-LCS“-Technologie hatte Ballard Power erstmals 2018 auf der IAA-Nutzfahrzeugmesse in Hannover vorgestellt. Die flüssigkeitsgekühlten PEM-Zellen wurden als „technologische Kernkomponente“ des Ballard-Portfolios von Leistungsmodulen für den Einsatz in „Heavy-Duty-Motiv“-Anwendungen präsentiert, etwa für die Nutzung bei Bussen, Lkw und Zügen. HDF, seit Juli 2021 am regulierten Markt der Euronext Paris notiert, hat eine Anlage zur Brennstoffzellen-Massenproduktion entwickelt, die 2023 in Frankreich in Betrieb gehen soll.

Das „Renewstable“-Projekt in Guyana scheint indes um einiges in Verzug. Auf einer offenbar seit geraumer Zeit nicht mehr aktualisierten Website von CEOG ist davon die Rede, dass nach der Entwicklungsphase 2018 die Bauphase ursprünglich für 2019/2020 anvisiert worden war und die Betriebsphase schon 2020 hätte beginnen sollen. Das Kraftwerk ist für eine Betriebsdauer „von mindestens 20 Jahren“ ausgelegt.

Kritiker des Projekts bemängeln, dass es durch den Bau unter anderem zu einem viele Dutzend Hektar großen Eingriff in den Regenwald, in die Artenvielfalt und die von der französischen Regierung zugesicherten Rechte sowie in den Lebensraum der dort lebenden indigenen Einwohner komme. Der erzeugte Strom stehe nicht der Bevölkerung zur Verfügung, sondern würde für die Goldminen vor Ort benötigt, meinen die Autoren eines Beitrages vom Mai dieses Jahres auf der Website „La Relève et La Peste“. Auf entsprechende Anfragen habe HDF nicht reagiert, heißt es dort.

Deep Link
https://www.ceog.fr
https://www.hdf-energy.com/en/investors/financial-press-release/?ID=ACTUS-0-71242&CLIENT=ACTUS-0-447
https://www.ballard.com/about-ballard/newsroom/news-releases/2021/10/07/ballard-hdf-energy-announce-world-s-first-multi-megawatt-scale-baseload-hydrogen-power-plant
https://lareleveetlapeste.fr/guyane-une-centrale-a-hydrogene-va-detruire-75-ha-de-foret-amazonienne-avec-la-complicite-de-letat-francais/

Foto
In Französisch-Guayana soll ein Wasserstoff-Grundlastkraftwerk entstehen © HDF Energy

Grafik Mitte
CEOG Projekdiagramm © CEOG