(Antwerpen / Belgien) – Der Hafen von Antwerpen-Brügge ist der deutschen Stiftung H2Global beigetreten. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, die Herstellung und Nutzung von grünem Wasserstoff in Europa auszubauen und voranzutreiben.
„Flandern wird neben der lokalen Produktion auch den Import von nachhaltigem Wasserstoff brauchen“, sagte der flämische Minister für Arbeit, Wirtschaft, Innovation und Landwirtschaft, Jo Brouns, dessen Regierung den Beitritt unterstützt. „Flandern und Belgien sind zu klein, um den ganzen benötigten Wasserstoff selbst zu produzieren.“
Hafenbetreiber strebt Schlüsselpositon an
Nach Angaben von Annick De Ridder, Vorstandsvorsitzende des Hafens Antwerpen-Brügge, habe sich der Hafenbetreiber „in einer Wasserstoff-Import-Koalition mit fünf großen Industrieunternehmen und öffentlichen Akteuren zusammengeschlossen“. In den kommenden Jahren würden Wasserstoffprojekte mit Chile und Oman (Hafen von Duqm) weiter ausgearbeitet. Außerdem starte der Bau von „Hyoffwind“, einem Gemeinschaftsprojekt mehrerer Unternehmen zur Installation einer 25-Megawatt-Elektrolyse.
Der Hafen solle darüber hinaus eine Schlüsselposition bei der Einfuhr und der lokalen Herstellung von grünem Wasserstoff spielen. Die Standorte Antwerpen und Zeebrugge werden von der Antwerp-Bruges Port Authority betrieben, einer belgischen Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Anteilseigner sind die Stadt Antwerpen und die Stadt Brügge. Die beiden Häfen fusionierten im April 2022.
Plug Power baut 100-MW-Elektrolyseur
Erst im Juni hatte der Hafenbetreiber zwei neue Unternehmen für die Entwicklung eines „NextGen District“ genannten Vorhabens gewonnen: den US-amerikanischen Hersteller von Elektrolyseuren und Brennstoffzellen, Plug Power Inc., sowie den belgischen Spezialisten für Wasseraufbereitung, Ekopak NV.
Demnach wird Plug Power eine 100-Megawatt-Anlage zur Erzeugung von grünem Wasserstoff mit einer Kapazität von 35 Tonnen pro Tag im Hafengebiet bauen. Die Amerikaner wollen hier ab 2024 jährlich bis zu 12.500 Tonnen flüssigen und gasförmigen grünen Wasserstoff für den europäischen Markt produzieren.
Ekopak wird im Rahmen eines Joint Ventures mit dem Wasserversorger Water-Link und der flämischen Investmentgesellschaft PMV unter der Bezeichnung „Waterkracht“ eine Wasseraufbereitungsanlage errichten. Diese wird das Abwasser der Einwohner von Antwerpen reinigen und bei voller Auslastung bis zu 3.000 Kubikmeter Kühl- und Prozesswasser pro Stunde produzieren.
H2Global-Modell erprobt Import von grünem Wasserstoff
Ein Element von H2Global ist die Erprobung eines Förderprogramms für einen zeitnahen Markthochlauf und Import von grünem Wasserstoff sowie Power-to-X-Produkten (PtX). Die 2020 gegründete Stiftung mit Sitz in Hamburg hat einen Doppelauktionsmechanismus entwickelt, bei dem das in Leipzig angesiedelte Tochterunternehmen „HINT.CO“ als Zwischenhändler fungiert.
Er funktioniert nach dem bereits bekannten Ansatz „Contracts-for-Difference“ (CfD): Der grüne Wasserstoff und dessen Derivate werden zum niedrigstmöglichen Preis eingekauft und anschließend in Europa an den Meistbietenden verkauft. Allerdings ist zu erwarten, dass der Einkaufspreis derzeit noch höher liegt als der Verkaufspreis. Die negative Differenz wird durch Zuwendungen des Bundeswirtschaftsministeriums zeitlich befristet ausgeglichen. Dafür stehen bis zu 900 Millionen Euro zur Verfügung.
Abnahmeverträge sollen noch in diesem Jahr geschlossen werden. Die ersten Lieferungen nachhaltiger Energieträger auf Wasserstoffbasis nach Deutschland und Europa sind für das Jahr 2024 geplant, heißt es im Bundeswirtschaftsministerium. Die EU-Kommission hatte dem Förderprojekt im Dezember 2021 die beihilferechtliche Genehmigung erteilt.
An der Stiftung sind einschließlich der belgischen Hafengesellschaft bislang 36 international aufgestellte Unternehmen aus den Bereichen Energie, Finanzen, Logistik und Schwerindustrie beteiligt.
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Die Hafengesellschaft will eine Schlüsselposition beim Import von grünem Wasserstoff belegen. © Port of Antwerp-Bruges