(Stockholm / Schweden) – Das schwedische Unternehmen H2 Green Steel AB kann seine neue Anlage zur Direktreduktion von Eisenerz im nordschwedischen Boden nach deren Fertigstellung in Betrieb nehmen. Eine erste Genehmigung wurde bereits im Juli 2022 erteilt und hatte den Baubeginn ermöglicht. Seinerzeit begannen, wie berichtet, die Rodungen auf dem 270 Hektar großen Gelände.

Henrik Henriksson Geschäftsführer von H2 Green Steel, Ida Westberg, Vicepresident Legal Affairs, und Projektbeauftragter Bror Styren (v.l.n.r.). © H2 Green Steel AB

Mit der nunmehr vorliegenden „vollständigen Genehmigung“ darf die Firma Stahl mit einem Volumen von fünf Millionen Tonnen pro Jahr produzieren. Der Betrieb soll 2025 starten, gefolgt von einer Hochlaufphase 2026. Das gesamte Verfahren hat von der Antragstellung bis zur vollständigen Genehmigung den Angaben zufolge weniger als 18 Monate gedauert.

Technologisch betrachtet wird bei dem geplanten Prozess der Direktreduktion Erz mittels Wasserstoff auf Eisenschwamm in Pelletform reduziert; konventionell verwenden Stahlhersteller Koks für die Eisenproduktion, womit der Ausstoß großer Mengen von klimaschädlichem CO2 verbunden ist. Der Wasserstoff in Boden wird mittels erneuerbarer Energien hergestellt.

Thyssenkrupp liefert Elektrolyseur

Im Mai hatte H2 Green Steel mit der Thyssenkrupp Nucera AG & Co KG die Lieferung einer Anlage zur alkalischen Wasserelektrolyse (AWE) mit einer Kapazität von 700 Megawatt vereinbart. Der erzeugte Wasserstoff werde direkt vor Ort für das Direktreduktionsverfahren genutzt.

Der erforderlichen Ökostrom zur Wasserstoffproduktion stammt von Statkraft. Gemäß einer Vereinbarung von Juni 2022 liefert der norwegische Energiekonzern ab 2026 pro Jahr rund zwei Terawattstunden aus schwedischen Wasserkraftwerken nach Boden. Insgesamt habe man Verträge über die Lieferung von 14 Terawattstunden geschlossen.

Jenny Marin, Category Manager Logistics bei H2 Green Steel und Anders Dahl, Geschäftsführer des Hafens von Luleå, haben eine Vereinbarung zur Nutzung des Hafens als Logistikzentrum unterzeichnet. © H2 Green Steel AB

Ende Mai hatte H2 Green Steel einen Vertrag mit dem Hafen von Luleå unterzeichnet. Dort, etwa 30 Autominuten südöstlich von Boden, soll das Logistik- und Transportzentrum für Zwischenerzeugnisse und Produkte entstehen, die zu und von seinem neuen Stahlwerk transportiert werden. Anders Dahl, CEO von Port of Luleå, erwartet, dass sein neuer Kunde „innerhalb weniger Jahre ein erhebliches Frachtvolumen“ beisteuere. Darüber hinaus sei die Vereinbarung „ein wichtiger Baustein in unseren Bemühungen, den Ausbau eines Hafens zu planen, der seine Frachtkapazität bis 2030 um mehrere Hundert Prozent erhöhen“ müsse.

Abnahmeverträge für Stahl unter Dach und Fach

Bereits im vergangenen Jahr hatte H2 Green Steel eine Reihe von Absprachen mit potenziellen Stahlkunden getroffen. Zuletzt schloss das Unternehmen mit dem italienischen Stahlkonzern Marcegaglia einen auf sieben Jahre angelegten Vertrag zur Lieferung grünen Stahls an dessen Betriebe in Südeuropa, Großbritannien und Polen im Wert von 1,79 Milliarden Euro. Marcegaglia verfügt über 37 Stahlwerke auf drei Kontinenten, deren Kerngeschäft unter anderem die Bereiche Rohre, Isolierung, Geländer, Langprodukte aus Edelstahl sowie kaltgezogene Stäbe und Grobbleche umfasst. Das Familienunternehmen beteiligt sich als Investor am Stahlwerk.

Thyssenkrupp liefert den Elektrolyseur zur Produktion grünen Wasserstoffs. © H2 Green Steel AB

Auch das britische Stahl-Service-Center SPM (Steel Processing Midlands) hat einen auf fünf Jahre angelegten Liefervertrag mit H2 Green Steel geschlossen. Der Umfang entspricht nach Unternehmensangaben etwa 25 Prozent des jährlichen Stahlbedarf, das Finanzvolumen beträgt 125 Millionen Euro. Steel Processing (Midlands) Ltd ist ein privater Stahlverarbeiter mit Kunden vor allem in der britischen Automobil- und Bauindustrie.

Die Billstein Group kauft ebenfalls Stahl von H2 Green Steel. Der Hersteller von kaltgewalztem Bandstahl für Kunden aus der Automobil-, Werkzeug- und Einrichtungsindustrie hat einen Siebenjahresvertrag unterzeichnet. Geplanter Lieferbeginn ist 2026. Die beiden Unternehmen beabsichtigen außerdem, bei der Entwicklung von Stahlsorten zusammenzuarbeiten, bewährte Verfahren zur Verringerung des CO2-Fußabdrucks auszutauschen und ein Kreislaufmodell für die Rücknahme von Schrott aus den Produktionsstätten von Bilstein zu entwickeln, der in den Betrieben von H2 Green Steel recycelt werden soll.

Foto
Rendering des geplanten grünen Stahlwerks im schwedischen Boden. © H2 Green Steel AB