(Kolding / Dänemark) – Der 2007 gegründete Hersteller von Elektrolyseuren Green Hydrogen Systems A/S (GHS) hat am heutigen Mittwoch Insolvenz am Konkursgericht in Kolding angemeldet. Bereits am vergangenen Freitag verkündete das Management, dass es nicht gelungen sei, vor Gericht eine nachhaltige Lösung im Rahmen des seit März laufenden Umstrukturierungsprozesses zu finden.

Der „HyProvide“ genannte Elektrolyseur der X-Series von Green Hydrogen Systems. © Green Hydrogen Systems A/S
Noch vor gut einem Jahr war GHS optimistisch. Im Mai 2024 erklärte das Unternehmen (wie berichtet), man wolle die Zusammenarbeit mit dem dänischen Ingenieurunternehmen BWSC erweitern. Die Vereinbarung sei eine Fortsetzung der Kooperation bei der Installation des Prototyps der X-Serie im GreenLab-Testzentrum im dänischen Skive. Dabei wurde ein sechs Megawatt leistendes Modul zur Produktion von grünem Wasserstoff in Betrieb genommen. Die Unternehmen wollten den Angaben zufolge komplette Wasserstoffanlagen mit vorgefertigtem und optimiertem Standortlayout auf der Grundlage des „HyProvide“ X-Series-Moduls von Green Hydrogen Systems anbieten, das auf grüne Wasserstoffprojekte im Bereich von sechs bis 50 Megawatt abzielt.
Testzentrum für praxisnahe Entwicklung
Noch vor der Insolvenzanmeldung erklärte der Dortmunder Hersteller von Elektrolysesystemen Thyssenkrupp Nucera AG&Co KgaA, man habe eine Vereinbarung „zum Erwerb wesentlicher Technologie-Assets“ der Dänen unterzeichnet. Die Akquisition umfasse nach Angaben von Thyssenkrupp „geistiges Eigentum“ sowie besagtes Testzentrum „mit einem funktionsfähigen Prototyp“.
GHS verfügt insbesondere über Know-how in der Entwicklung von Hochdruck-Elektrolyseuren. Die in Skive validierte Technologie arbeitet bei Betriebsdrücken bis 35 bar – „ein entscheidender Vorteil für industrielle Anwendungen, in denen Wasserstoff meist in verdichteter Form benötigt“ werde, etwa für Anwendungen wie Pipelineeinspeisung, Mobilitätsinfrastruktur und industrielle Syntheseprozesse, sagt Thyssenkrupp Nuceras CEO Werner Ponikwar. Durch die Wasserstofferzeugung unter erhöhtem Druck werde der Bedarf an nachgelagerter Verdichtung reduziert oder ganz vermieden. „In vielen Fällen entfällt dadurch ein zusätzlicher Kompressionsschritt.“
Die Übernahme werde die Weiterentwicklung der nächsten Generation von alkalischen Wasserelektrolysen (AWE) bei Thyssenkrupp Nucera beschleunigen. Es eröffne zudem die Möglichkeit, die eigenen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten deutlich schneller und praxisnäher voranzutreiben, so Werner Ponikwar: „Mit dieser Akquisition bekräftigen wir unser Engagement für die grüne Energiewende und stärken gezielt unsere technologische Spitzenposition im Bereich Wasserstofftechnologien.“
Die Transaktion könnte im Spätsommer 2025 vollzogen werden. Der deutsche Konzern übernehme ausdrücklich „nicht die gesamte Geschäftstätigkeit des Unternehmens oder sein gesamtes Vermögen“, erklärt GHS. Den Kaufpreis wollten beide Unternehmen nicht nennen. Das Inkrafttreten der Vereinbarung sei unter anderem von der Zustimmung durch die vom Gericht ernannten Treuhänder abhängig, namentlich Henrik Sjørslev von der Kanzlei DLA Piper Denmark Advokatpartnerselskab sowie Boris Frederiksen von Poul Schmith I/S.
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Thyssenkrupp Nucera übernimmt Teile der Technologie des dänischen Elektrolyseurherstellers Green Hydrogen Systems. © Green Hydrogen Systems A/S