(Claremont, WA / Australien) – Die australische Global Energy Ventures Ltd (GEV) hat mit der Entwicklung eines Pilotschiffs für den Transport von komprimiertem Wasserstoff (C-H2) begonnen. Die Ladekapazität beträgt 430 Tonnen. Dies sei vorerst „eine ideale Größe, um den Anforderungen der derzeit entstehenden H2-Schiffsindustrie gerecht zu werden“, und das Projekt stelle sicher, „dass wir uns im Seetransport von grünem Wasserstoff etablieren“, sagt GEV-Geschäftsführer Martin Carolan.
Das Design sieht zwei große Tanks mit einem Durchmesser von zwölf Metern vor, die im Rumpf untergebracht sind und Wasserstoff bei Umgebungstemperatur mit einem Betriebsdruck von 250 bar bunkern. Problematisch bei der Speicherung von Wasserstoff in Stahltanks ist, dass die molekularen Strukturen in den Stahl eindringen können, was mit der Zeit zur Versprödung führt. Dies lasse sich durch eine Auskleidung etwa mit Edelstahl verhindern, so GEV.
Mehrwandige Tanks gegen Versprödung des Stahls
Überdies würden die Tanks nicht nur von einer einzelnen, sondern von mehreren hochfesten Stahlschichten umgeben. Während die Wandstärke eines einlagigen Tanks dieser Ausmaße außerhalb der normalen Möglichkeiten der Stahlproduktion liege, könnten die einzelnen dünneren Stahlschichten mit den entsprechenden mechanischen Eigenschaften wirtschaftlich hergestellt und auf der Werft in Form gebracht werden. Sollte es trotz der inneren Auskleidung einen Riss aufgrund von Materialermüdung geben, könne dieser nicht über dies Schicht hinauswachsen, in der er entstanden ist. Mit diesem Verfahren ließe sich auch ein großer Tank mit Sicherheitsreserven wirtschaftlich produzieren, so das Unternehmen.
Dessen Ziel ist die Skalierung des Demonstrationsobjekts auf eine Transportkapazität von 2.000 Tonnen, entsprechend etwa 23 Millionen Kubikmeter. Das größere Schiff ist ausgelegt für zwei Tanks mit einem Durchmesser von 20 Metern. Die grundsätzliche Genehmigung dafür (Approval in Principle, AIP), hatte GEV im März dieses Jahres durch das American Bureau of Shipping (ABS) erhalten, eine weltweit tätige Gesellschaft, die etwa maritime Produkte wie Schiffe, Ölplattformen und Komponenten hinsichtlich der Praxistauglichkeit, Einhaltung aller technischen Richtlinien sowie Bauvorschriften begutachtet – eine Art „Schiffs-TÜV“ also, jedoch mit weiter reichenden Aufgaben und Befugnissen. Die Entwicklungsstudien für das 2.000-Tonnen-Schiff hätten bewiesen, dass große C-H2-Schiffe im kommerziellen Maßstab möglich seien, erklärt GEV.
Inbetriebnahme bis Mitte des Jahrzehnts
Der Zeitplan ist ambitioniert. Nachdem das Unternehmen im ersten Quartal eine AIP für den 2.000-Tonnen-Tanker erhalten hat, hofft man auf eine ebensolche Genehmigung für das 430-Tonnen-Pilotprojekt im dritten Quartal dieses Jahres. Im nächsten Jahr sollte dann die weiter reichende grundsätzliche Bauartzulassung erfolgen und Anfang 2023 der Bau beginnen. Mitte der 20er Jahre soll das kleinere Schiff in Betrieb genommen werden, und in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts der 2.000-Tonnen-Transporter.
Für deren Elektroantrieb will GEV jeweils Wasserstoff aus den Speichern nutzen und damit einen „Null-Kohlenstoff“-Transport erreichen. Bereits im Februar wurde mit dem kanadischen Hersteller von Brennstoffzellen Ballard Power Systems Inc. eine Vorab-Vereinbarung (Memorandum of Understanding) zur Entwicklung eines Schiffsantriebs getroffen. Demnach wird die für das kleinere Schiff erforderliche Leistung mit voraussichtlich unter zehn Megawatt (MW) veranschlagt, die Antriebsleistung des Großtankers auf etwa 26 Megawatt. Solche C-H2-Schiffslösung seien ideal für den Export von Wasserstoff über mittlere Entfernungen, etwa von Australien in den asiatisch-pazifischen Raum, erklärt Global Energy Ventures nach entsprechenden Marktstudien. Zum Geschäftsmodell der Firma gehört neben dem Transport auch die Produktion und Speicherung von grünem Wasserstoff.
GEV will mit deutschen Ingenieuren nach Europa
Erst vor wenigen Tagen, Ende Mai, hatten GEV und das deutsche Unternehmen ILF Beratende Ingenieure GmbH (ILF Consulting Engineers), Teil der Innsbrucker ILF Group Holding GmbH, verkündet, eine Absichtserklärung zur Entwicklung von grünen Wasserstoffprojekten in Europa und Australien unterzeichnet zu haben, die auch den Transport von C-H2 beinhaltet. Die Expertise von ILF, spezialisiert auf große Energie-, Industrie- und Infrastrukturprojekte, decke die Wasserstoff-Wertschöpfungskette von erneuerbaren Energien über die Wasserversorgung bis hin zu Wasserstoffproduktion, -transport und -speicherung ab und biete Lösungen für ein breites Spektrum von wasserstoffbezogenen Projekten.
Dies verschaffe GEV Zugang zu der sich schnell entwickelnden Wasserstoffwirtschaft in Europa, so das Unternehmen. Die Geschäftspartner wollen unverzüglich mit der Prüfung sowohl für Onshore- als auch für Offshore-Anwendungen von grünen Wasserstoffprojekten beginnen, die sich für eine C-H2-Schiffslösung eigneten.
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Rendering: Die geplanten Wasserstofftransporter haben zwei separate Tanks. / © GEV
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Den Brennstoffzellenantrieb soll Ballard Power entwickeln. / © GEV