(Kembla / Australien) – Die Regierung des australischen Bundesstaates New South Wales (NSW) hat dem geplanten Kraftwerk von Squadron Energy Pty Ltd in Port Kembla den Status „CSSI“ verliehen. Es ist damit eine besonders zu berücksichtigende „Wichtige staatliche Infrastruktur“ (Critical State Significant Infrastructure). Das Projekt wird von Australian Industrial Power (AIP), Teil der Squadron-Gruppe, als „Dual-Fuel“-Anlage entwickelt und läuft sowohl mit Erdgas als auch mit grünem Wasserstoff. Die Investitionen liegen bei 1,3 Milliarden australischen Dollar (0,8 Milliarden Euro).
Das Kraftwerk hat eine voraussichtliche Leistung von 635 Megawatt (MW) und wird laut Squadron vom ersten Tag an mit bis zu 50 Prozent Wasserstoff befeuert. Bis 2030 soll es zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Es beliefert Haushalte und kleine Unternehmen und deckt voraussichtlich etwa fünf Prozent des Spitzenstrombedarfs von NSW. Vorbehaltlich aller Projekt-, Umwelt- und Netzanschlussgenehmigungen könnte das Kraftwerk im australischen Sommer 2024/2025 in Betrieb gehen.
Mit dem Projekt werde die Dekarbonisierung des Landes vorangetrieben, erklärt Squadron, und es entstehe nicht zuletzt im Zuge der Stilllegung der kohlebefeuerten Liddell Power Station (Leistung: zwei Gigawatt) im Jahr 2023. „Wir glauben, dass dieses Projekt ein Katalysator für die künftige Entwicklung von grünen Wasserstoffprojekten in der Region Illawarra sein kann“, sagt John Hartman, Chief Investment Officer der Tattarang Pty Ltd, Eigentümerin von Squadron.
Im Oktober 2020 übernahm Squadron Energy von seinen bisherigen Projektpartnern Jera Co. Inc. und Marubeni Corp. (beide Japan) sämtliche Anteile an der Australian Industrial Energy Pty Ltd (AIE), um die auf 250 Millionen Dollar taxierte Entwicklung des „Port Kembla Energy Terminal“-Projekts zu beschleunigen. Squadron hat einen auf 25 Jahre angelegten Pachtvertrag mit NSW Port geschlossen, und das neue Kraftwerk soll nahe des Terminals entstehen. Bis zum Jahresende 2022 werde Medienberichten zufolge der schwimmende Gas-Umschlagplatz (Floating Storage Regasification Unit) fertig gestellt, der dann mehr als 70 Prozent des Gasbedarfs von NSW deckt.
Andrew Forrest mischt mit
Das Kembla-Projekt ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg Australiens zu einem global bedeutsamen Wasserstoffstandort. Tattarang ist eine Investmentgesellschaft des Bergbaumagnaten Andrew Forrest, Gründer der Fortescue Metals Group, der weltweit Solar- und Windparks im dreistelligen Gigawatt-Bereich plant. Mit seinen Kraftwerksplänen stellt sich Andrew Forrest gegen die konservative Bundesregierung des Kontinents unter Premierminister Scott Morrison (Liberal Party of Australia). Ursprünglich war die Anlage auf 850 bis 1.000 Megawatt ausgelegt. Doch die halbstaatliche Netzagentur AEMO (Australian Energy Market Operator) habe Forrest nahe gelegt, die Leistung auf 635 Megawatt zu begrenzen, um bei der Energieversorgung des Bundesstaates eine größere Diversifizierung zu erreichen.
Die Morrisson-Administration ist derzeit bemüht, der Kohleindustrie des Landes zu neuem Glanz zu verhelfen. Dazu werden maßgebliche Posten bei staatlichen und halbstaatlichen Organisationen mit neuem Personal besetzt oder ergänzt; darunter die Agentur für erneuerbar Energien (ARENA), in dessen Vorstand der Minister für Energie und Emissionsschutz (Minister for Energy and Emissions Reduction), Angus Taylor, eine vormalige Führungskraft des britisch-australischen Bergbaukonzerns Rio Tinto berufen hat.
Auf einer Veranstaltung der australischen Industrieorganisation Clean Energy Council Mitte August betonte Forrest, die junge australische Wasserstoffindustrie müsse sich auf die Entwicklung von grünem Wasserstoff konzentrieren. Man solle sich nicht von anderen Farbcodes täuschen lassen. „Wasserstoff, der aus fossilen Brennstoffen hergestellt wird und dessen Kohlenstoffemissionen im Boden vergraben“ würden, sei nicht „das neue Grün“. Unabhängig vom Erfolg der CO2-Einlagerung, die nach Forrests Ansicht „in der Regel fehlschlägt“, würden bei diesem Prozess „enorme Kohlenstoffemissionen“ freigesetzt. Jeder Wasserstoff, der aus anderen als erneuerbaren Quellen produziert werde, sei „schmutziger Wasserstoff“, sagte Forrest, der seine Rede in einem Video über Fortescue Future Industries verbreitete.
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Rendering des künftigen Kraftwerk-Standortes Port Kembla. © GHD / Squadron Energy