(Strausberg) – Der Oldenburger Energieversorger EWE AG hat im brandenburgischen Rüdersdorf mit der Aussolung der Wasserstoffkaverne begonnen. Der unterirdische Hohlraum wird rund 500 Kubikmeter umfassen – etwa das Volumen eines Einfamilienhauses.
Hohlraum in 1.000 Meter Tiefe
EWE will mit dem „HyCAVmobil“ genannten Vorhaben erforschen, wie Wasserstoffspeicherung unter Praxisbedingungen funktioniert. Dazu baut EWE rund 1.000 Meter unter der Erde einen Hohlraum. Rüdersdorf bietet hierfür die geologischen Voraussetzungen: Vor rund 150 Millionen Jahren gab es dort ein Meer, an das heute eine Tausende Meter dicke unterirdische Salzsteinformation erinnere, so das Unternehmen beim Projektstart im vergangenen Jahr.
Die Aussolung dauert nach EWE-Einschätzung bis etwa Anfang Februar. Diese Steinsalzschicht unter dem Gelände, wo EWE bereits zwei große Kavernenspeicher gebaut hat und dort seit 2007 Erdgas speichert, beginnt in circa 600 Metern Tiefe und reicht bis auf 3.200 Meter unter die Erdoberfläche.
5.000 Kubikmeter Wasser erforderlich
Zum Solen des Hohlraums – also zum Ausspülen des Steinsalzes – werden über einen Zeitraum von drei Monaten 5.000 Kubikmeter Wasser genutzt, das aus dem firmeneigenen Teich und dem nahegelegenen Mühlenfließ stammt. „Das beim Solprozess entstehende Salzwasser pumpen wir über eine bestehende unterirdische Rohrleitung zu unserer Versenkstation nach Heckelberg“, sagt EWE-Projektleiter Hayo Seeba. Dort werde die Sole in 1.000 Meter tief gelegene Sandsteinformationen geleitet, in denen sich bereits von Natur aus Salzwasser befinde.
Nach Fertigstellung des unterirdischen Hohlraums wird EWE eine temporäre Obertageanlage für die Wasserstoffspeicherung errichten. Die Erstbefüllung mit Wasserstoff und der Start umfangreicher Test des Speicherbetriebes mit Ein- und Ausspeicherungsszenarien sind ab Mitte 2023 geplant. Allerdings hängt der Versorger seinem eigenen Zeitplan erheblich hinterher. Im Januar 2021 wurde verkündet, dass bereits „im Frühjahr 2022“ im Zuge einer sechsmonatige Testphase die Kaverne zum ersten Mal mit Wasserstoff hätte gefüllt werden sollen.
Qualitätstest für Wasserstoffspeicherung
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, neben dem Betrieb der Anlage auch die Qualität des Wasserstoffes nach dem Ausspeichern zu testen. Die Erkenntnisse sollen auf große Volumina übertragbar sein. Zukünftig könnten damit Kavernen mit 500.000 Kubikmetern zur großtechnischen Wasserstoffspeicherung genutzt werden. EWE verfügt mit 37 Salzkavernen über 15 Prozent aller deutschen Kavernenspeicher, die perspektivisch zur Speicherung von Wasserstoff geeignet wären.
Bei dem Projekt kooperiert EWE mit dem Institut für Vernetzte Energiesysteme des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), das unter anderem die Qualität des Wasserstoffs nach der Entnahme aus der Kaverne sowie die verbauten Materialien untersuchen wird. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf rund zehn Millionen Euro. Davon stammen sechs Millionen Euro vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus dem Topf des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie.
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In 1.000 Metern Tiefe soll die Testkaverne zur Wasserstoffspeicherung entstehen © EWE
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Am Standort Rüdersdorf betreibt EWE bereits Kavernen zur Speicherung von Erdgas. © EWE
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Wettergeschützt: Obertage-Solanlage auf dem Kavernenplatz von EWE in Rüdersdorf. © EWE / Jörg Schattling