(Oldenburg / Deutschland) – Das Energieunternehmen EWE AG hat mit dem Bau eines 320 Megawatt leistenden Elektrolyseurs in Emden begonnen. Dieser soll Ende des Jahres 2027 den ersten grünen Wasserstoff für industrielle Abnehmer liefern. Eine Arbeitsgemeinschaft der Bauunternehmen Ludwig Freytag, Gebrüder Neumann und MBN verantworten die Hoch- und Tiefbauarbeiten. Mit der Auftragsvergabe beginne die konkrete Umsetzung „eines der bislang größten Wasserstoffprojekte in Europa“, so das Unternehmen.

Baufeld im November: Hier soll einst die 320-MW-Wasserstofffabrik stehen. © EWE AG / Jan Lübkemann

Das Vorhaben sei Teil eines Gesamtkonzepts aus Erzeugung, Speicherung und Transport, sagt EWE-Vorstand Stefan Dohler. Ein Bericht des Bundesrechnungshofes zur Wasserstoffstrategie der Regierung bestätige, „dass der Markthochlauf deutlich beschleunigt und wirtschaftlicher gestaltet“ werden müsse. Damit Wasserstoff eine tragende Rolle für Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit spielen könne, „brauchen wir verlässliche und praxistaugliche Rahmenbedingungen“, so Dohler. EWE fordere unter anderem eine Reform der RFNBO-Regeln, damit Elektrolyseure flexibler und kosteneffizient betrieben werden könnten, außerdem wettbewerbsfähige Strompreise für Elektrolyseure und netzdienliche Standortvorteile sowie verlässliche Nachfrageimpulse, zum Beispiel Quoten für grüne Industrieprodukte.

Der Bundesrechnungshof hatte – wie berichtet – jüngst festgestellt, dass bei bisherigem Tempo wesentliche in der Nationalen Wasserstoffstrategie 2023 verankerten Vorhaben für das Jahr 2030 „mit hoher Wahrscheinlichkeit verfehlt“ würden. Das gesetzliche Ziel einer möglichst sicheren, preisgünstigen, umweltverträglichen und klimaneutralen Versorgung mit Wasserstoff liege noch „in weiter Ferne“. Die Bundesregierung müsse ihr Vorgehen einem „Realitätscheck“ unterziehen.

Im Teilprojekt 2 bindet EWE die Wasserstoffinfrastruktur an seinen Kavernenspeicher in Huntdorf an. Dass Wasserstoff in Salzkavernen gelagert und wieder extrahiert werden kann, hatte EWE an seinem Gasspeicherstandort in Rüdersdorf bei Berlin erprobt. © EWE AG

Das EWE-Projekt in Emden ist Teil des EU-geförderten Projekts „Clean Hydrogen Coastline“. Mit der Wasserstofferzeugungsanlage entsteht ein Elektrolyseur im marktrelevanten Maßstab für eine künftige Wasserstoffwertschöpfung. Im Teilprojekt 2 bindet EWE die Wasserstoffinfrastruktur dann an seinen Kavernenspeicher in Huntdorf an. Dafür wird einer von sieben großen unterirdischen Hohlräumen umgerüstet, die derzeit für die Erdgasspeicherung genutzt werden. Dies verbessere die Versorgungsicherheit für die Wasserstoffnutzer. Den Nachweis, dass Wasserstoff in Salzkavernen gelagert und mit hoher Reinheit wieder extrahiert werden kann, hat EWE im Rahmen eines Forschungsvorhabens an seinem Gasspeicherstandort in Rüdersdorf bei Berlin bereits erbracht.

Ein weiteres Teilprojekt 3 hat das Ziel, die Gasinfrastruktur für Wasserstoff im Nordwesten Deutschlands zu optimieren. Durch den Bau und die Umstellung von mehreren Pipeline-Abschnitten – geplant ist eine Achse zwischen Wilhelmshaven, Leer und Emden – stelle EWE den Anschluss an das zukünftige europaweite Wasserstofftransportnetz her. Dies schaffe eine Verbindung der Wasserstofferzeugungsanlagen, des Wasserstoffspeichers und der Nutzer über das deutsche Wasserstoffkernnetz und den „European Hydrogen Backbone“.

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Rendering der künftigen Anlagen in Emden: EWE will hier ab 2027 grünen Wasserstoff herstellen. © EWE AG