(London /Großbritannien) – In London wurden am Sonntagabend die ersten fünf Gewinner des „Earthshot Prize“ bekannt gegeben. Jeder erhält ein Preisgeld in Höhe von einer Million Pfund (1,18 Millionen Euro) und Zugang zu einem globalen Netzwerk, um seine innovativen Umweltlösungen weiter zu verbreiten. Die Preise wurden in fünf Kategorien vergeben, die Preisträger aufgrund ihrer „bahnbrechenden Lösungen für die größten ökologischen Herausforderungen unseres Planeten“ ausgewählt.
Enapter – „Das Klima reparieren“
Der von Enapter entwickelte AEM-Elektrolyseur wurde in der Kategorie „Fix Our Climate“ ausgezeichnet. Die Technologie werde bereits in mehr als 40 Ländern eingesetzt. „Der Gewinn des Earthshot-Preises ist die Anerkennung dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagte Vaitea Cowan, Mitbegründerin von Enapter. Das Preisgeld werde dazu beitragen, die Massenproduktion zu skalieren, das Team schneller wachsen zu lassen und weitere Forschung und Entwicklung zu finanzieren.
Vaitea Cowan, geboren auf einer vom Klimawandel betroffenen Insel im Südpazifik, erklärte, man habe große Fortschritte bei den erneuerbaren Energien gemacht. „Da bereits 30 Prozent unserer Energie aus erneuerbaren Quellen stammt, müssen wir uns auf die verbleibenden 70 Prozent konzentrieren: nicht erneuerbare Energie, die von der Industrie bis zum Verkehr alles versorgt.“
Vor rund vier Wochen hatte die Enapter AG mit dem Bau ihrer Massenproduktionsstätte für Elektrolyseure begonnen. Auf 82.000 Quadratmetern entsteht im nordrhein-westfälischen Saerbeck, 30 Kilometer nördlich von Münster, ein „Enapter Campus“. Das Unternehmen will dort wie berichtet ab 2023 pro Monat 10.000 AEM-Elektrolyseure (Anion Exchange Membrane) produzieren. Das Betriebsgelände wird vollständig mit erneuerbaren Energien aus den Saerbecker Solar-, Wind- und Biomasseanlagen sowie aus eigenen Solaranlagen und Wasserstoffspeichern betrieben. Enapter hat Niederlassungen in Italien, Deutschland, Thailand und Russland.
Costa Rica – „Die Natur schützen und wieder herstellen“
In den 1990er Jahren wurden die Wälder in Costa Rica um die Hälfte dezimiert. Die Regierung führte Programme ein, in deren Rahmen Bürger dafür bezahlt werden, Bäume zu pflanzen und zu schützen und Ökosysteme wiederherzustellen. Seither verdoppelte sich die Größe der Wälder, Flora und Fauna gediehen. Dies führte zu einem Ökotourismus-Boom, der vier Milliarden Dollar zur Wirtschaftskraft beitrug. Die Regierung will diese Programme nun auch auf städtische Gebiete ausweiten. Damit könnten 30 Prozent des Landes und der Ozeane geschützt werden. Der Gewinn des Earthshot-Preises „Protect and Restore Nature Wilderness“ würde der Regierung von Costa Rica dabei helfen, diese Ideen, Kenntnisse und Verfahren mit anderem Ländern zu teilen, besonders im globalen Süden.
Takachar – „Unsere Luft reinigen“
Was indische Landwirte nicht verkaufen können, verbrennen sie oft. Dies verursache auf den Feldern rund um Neu-Delhi eine Luftverschmutzung, die die Lebenserwartung in einigen Gebieten um ein Jahrzehnt verringere. Der Inder Vidyut Mohan hat mit seinem Unternehmen Takachar eine billige, kleine, tragbare Technologie entwickelt, die an Traktoren angebracht werden kann. Die Maschine wandele Ernterückstände in verkaufsfähige Bioprodukte um, etwa in Dünger. Takachars Technologie reduziere die Rauchemissionen um bis zu 98 Prozent. Durch die Umsetzung in größerem Maßstab könnte diese Lösung die Kohlendioxidemissionen pro Jahr um eine Milliarde Tonnen reduzieren, heißt es in der Projektbeschreibung. Durch den Gewinn des Earthshot-Preises in der Kategorie „Clean our Air“ will Takachar seine Tätigkeit auf weitere ländliche Gemeinden in der ganzen Welt ausdehnen.
Coral Vita – „Die Ozeane wiederbeleben“
Die Organisation Coral Vitas von den Bahamas hat einen Ansatz gefunden, bei dem Korallen an Land gezüchtet und dann im Meer eingepflanzt werden. Dies lasse Korallen bis zu 50 Mal schneller wachsen als herkömmliche Methoden und verbessere deren Widerstandsfähigkeit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels. Der Gewinn des Earthshot-Preises „Revive our Oceans“ soll dazu dienen, ein globales Netzwerk von Farmen aufzubauen, um jedes Jahr eine Milliarde Korallen zu züchten.
Mailand – „Aufbau einer abfallfreien Welt“
Das Mailänder „Food Waste Hub“-Programm sammelt Lebensmittel aus lokalen Supermärkten und Restaurants und verteilt sie an bedürftige Bürger. Dabei würden jährlich etwa 130 Tonnen Lebensmittel wiedergewonnen, was schätzungsweise 260.000 Mahlzeiten entspricht. Durch den Gewinn des Earthshot-Preises der Kategorie „Build a Waste-free World“ kann das Modell der Stadt Mailand auf andere Städte ausgeweitet werden.
750 Vorschläge aus aller Welt
Die von Prinz William, Duke of Cambridge, und der britischen Royal Foundation ins Leben gerufene Auszeichnung zielt darauf ab, „kollektives Handeln zu mobilisieren, um global Innovationen und Problemlösungen zu fördern und innerhalb der nächsten zehn Jahre den Planeten zu retten“. Die Preisverleihung bildete den Abschluss einer 10-monatigen Suche mit über 750 Bewerbungen aus der ganzen Welt. Die 15 Finalisten wurden mit Unterstützung von beratenden Experten ausgewählt. Zu dem Gremium („Earthshot Prize Council“) gehören unter anderem Prinz William, Königin Rania Al Abdullah von Jordanien, Sir David Attenborough, Ngozi Okonjo-Iweala, Indra Nooyi, Shakira Mebarak, Christiana Figueres, Luisa Neubauer, Cate Blanchett, Yao Ming, Daniel Alves Da Silva, Ernest Gibson, Hindou Oumarou Ibrahim, Jack Ma und Naoko Yamazaki.
Alle 15 Finalisten erhalten Unterstützung von der Earthshot Prize Global Alliance, einem Netzwerk von Philanthropen, Nichtregierungsorganisationen und Privatunternehmen auf der ganzen Welt, die ihnen bei der Verbreitung ihrer Ideen und Produkte helfen.
Der nächste Earthshot Prize wird im Jahr 2022 in den Vereinigten Staaten verliehen. Die Nominierungen werden im Januar öffentlich gemacht.
Deep Link
https://earthshotprize.org
Foto
Gruppenbild mit Vaitea Cowan (2.v.l.), Mitbegründerin von Enapter, und Mitbegründer Sebastian-Justus Schmidt (rechts daneben) © Enapter AG
Foto Mitte
The Duke and Duchess of Cambridge © Earthshot