(Perth/Australien) – Der australische Bergbau-Magnat Andrew Forrest will Kraftwerke zur Nutzung erneuerbarer Energien mit einer Leistung von 235 Gigawatt aufbauen. Das hat der Milliardär in dieser Woche, am 11. November, auf der Hauptversammlung seiner Fortescue Metals Group (FMG) verkündet.
Über 600 Millionen Euro bis 2023
Der Fortescue-Gründer und Vorstandsvorsitzende sagte, man habe bis 2023 bereits eine Milliarde australische Dollar (618 Millionen Euro) für die Projekte eingeplant. Ziel sei es, „rund um die Welt mit Großkraftwerken und Innovationen kostengünstig erneuerbare Energien zu nutzen“, vornehmlich Solar- und Windkraft, um damit im industriellen Maßstab grünen Wasserstoff und grünen Ammoniak zu produzieren. Brennstoffzellen sollen im Transportwesen und in der Schifffahrt eingesetzt werden, Ammoniak zur Produktion von Düngemitteln, und Wasserstoff auch in der Stahlherstellung.
Team bereist 47 Länder
Ein Team von Führungskräften hat bereits 23 Länder bereist und 25 Regierungen kontaktiert, um potenzielle Partner zu finden. Weitere 24 Länder werden folgen, heißt es im Vorstandsbericht. FMG-Tochter Fortescue Future Industries (FFI) habe bereits vorläufige Verträge unterzeichnet, etwa in Papua-Neuguinea und Afrika, so die Nachrichtenagentur Reuters. Dem Plan zufolge sollen zunächst Kraftwerke und Bauplätze gesichert werden, danach will FFI die Infrastruktur, insbesondere für den Transport von grünem Wasserstoff optimieren und anschließend die ersten 100 Gigawatt Kraftwerksleistung entwickeln.
FMG: Gewinn von über vier Milliarden Dollar
Schwerpunkt des viertgrößten Bergbauunternehmens der Welt ist der CO2-trächtige Abbau von Eisenerz. Fortescues Ziel ist es, bis 2040 klimaneutral zu wirtschaften. Ausweislich der Bilanz für das Geschäftsjahr 2020, das am 30. Juni endete, verbuchte die Minengesellschaft einen Rekordumsatz von 12,8 Milliarden US-Dollar (10,5 Milliarden Euro), ein Plus von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Gewinn stieg um 49 Prozent auf 4,74 Milliarden US-Dollar (4,02 Milliarden Euro).
Solarstrom per Unterseekabel
Andrew Forrest ist auch sonst recht umtriebig: Seine Firma Squadron Energy und Software-Milliardär Mike Cannon-Brookes’ Grok Venture waren im November 2019 Hauptinvestoren des australischen Unternehmens „Sun Cable“. Dessen Plan: Solarkraftwerke in Australien mit zehn Gigawatt Leistung und 30 Gigawattstunden Speicherkapazität sollen per 4.500 Kilometer langem Unterseekabel dem stets unterversorgten Stadtstaat Singapur sauberen Strom liefern – und möglicherweise noch darüber hinaus bis nach Indonesien, so die Vision.
Wasserstoffkraftwerk in NSW
Aber auch damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende: Vor kaum drei Wochen, im Oktober, hat Squadron Energy die restlichen Anteile an der Firma Australian Industrial Energy Inc. (AIE) komplett übernommen. AIE entwickelt derzeit in Port Kembla, einer 5.000-Seelen-Gemeinde in New South Wales, anderthalb Autostunden südlich von Sydney, einen neuen Hafenterminal. Darüber soll nach offizieller Lesart Erdgas auf den Kontinent importiert werden, und zwar in namhafter Größenordnung: Die Einfuhren sollen 2022 rund 75 Prozent des Gasbedarfs von NSW decken.
Zwei Tage nach Forrests Wasserstoffankündigung hat AIE nun am 13. November (Ortszeit) erklärt, man habe für das Port Kembla Gas Terminal (PKGT) einen Mietvertrag mit einer Laufzeit von 25 Jahren geschlossen. Damit einhergehend wird aber nicht nur der Bau von Australiens erstem Umschlagplatz für Flüssigerdgas (LNG) beschleunigt – sondern gleichzeitig auch der Bau eines Wasserstoffkraftwerks mit 800 Megawatt Leistung angekündigt. Die Bi-Fuel-Anlage könne zunächst mit LNG betrieben werden, heißt es. Doch der Entwurf sieht bereits vor, das Kraftwerk allein mit Wasserstoff zu befeuern. Dann nämlich, wenn die Fortescue Metals Group Wasserstoffproduktion im industriellen Maßstab aufnimmt.
Deep Link
https://www.fmgl.com.au/in-the-news/media-releases/2020/11/11/fortescue’s-values-and-culture-highlighted-at-2020-annual-general-meeting
https://www.fmgl.com.au/docs/default-source/announcements/fortescue-agm-presentation-2020.pdf?sfvrsn=e8b4897a_6
https://www.fmgl.com.au/docs/default-source/announcements/fy20-annual-report-and-4e.pdf?sfvrsn=c3642b54_4
https://www.reuters.com/article/idUSKBN27R0BN
Foto
Fortescue will EE-Kraftwerke mit 235 GW Leistung bauen / © Fortescue Metals Group Ltd
Leute wie Dr. Forrest sollten wir in Europa viele haben.
Nicht zu fassen, dass Deutschland nicht schon längst eine solare CH4 Produktion in Afrika aufgebaut hat, sondern stattdessen LNG aus USA einkauft.