(Kopenhagen) – Die Pläne der dänischen Regierung hinsichtlich des „VindØ“-Projekts gehen in die nächste Phase. Das dänische Ingenieur- und Managementberatungsunternehmen Ramboll Group A/S wurde jetzt mit der Erstellung detaillierter Studien zu den beiden geplanten Energie-Hubs beauftragt, die auf der Insel Bornholm sowie auf einer künstlichen Insel vor Jütland entstehen sollen.
Diese „Drehscheiben“ könnten den Strom der umliegenden Windparks sammeln und zwischen den über das Stromnetz verbundenen Ländern verteilen. Darüber hinaus soll die Windenergie genutzt werden, um klimafreundliche Kraftstoffe für die Schifffahrt, die Luftfahrt, die Schwerindustrie oder Schwerlastfahrzeuge zu produzieren.
Die künstliche Insel erhält einen Hafen sowie Einrichtungen zur Speicherung und Umwandlung der Erträge aus den Offshore-Windturbinen im Meer. Die anfängliche Kapazität der beiden Hubs wird mit fünf Gigawatt das Dreifache der derzeit installierten Offshore-Kapazität Dänemarks betragen. Später ist eine Erweiterung auf zwölf Gigawatt geplant. Die erste Phase umfasst rund 200 Offshore-Windturbinen 80 Kilometer westlich der jütländischen Küste.
Produktion von Wasserstoff mit Windkraft
Die Insel soll eine Gesamtfläche von mindestens 120.000 Quadratmetern haben und vorerst drei Millionen europäische Haushalte mit grüner Energie versorgen können. Bei vollständiger Umsetzung werde der Bedarf von zehn Millionen Haushalten gedeckt.
Ramboll soll im Rahmen detaillierter Studien die Möglichkeiten untersuchen, auf der Insel grünen Wasserstoff und Ammoniak herzustellen, sowie die Errichtung eines Datenzentrums und Technologien zur Speicherung des Windstroms prüfen. So werden beispielsweise bei der Elektrolyse erhebliche Mengen an Wärme als Nebenprodukt erzeugen – in einigen Szenarien genug, um mehrere dänische Großstädte zu versorgen, so das Unternehmen. Eine weitere Schlüsselkomponente sei die Schaffung von Lebensqualität, denn auf der Insel würden sich viele Menschen aufhalten, teils nur für kürzere, aber auch für längere Zeiträume. Der primäre Anschlusspunkt an die Energieinsel ist der Hafen. Dieser muss zahlreichen Nutzungsanforderungen gerecht werden, von der Verschiffung und Anlandung von Materialien für die Bauarbeiten über die auf der Insel hergestellten Produkte bis hin zum täglichen Transfer von Besatzungen und Vorräten. Auch als Ausgangspunkt für Betrieb und Wartung der Offshore-Windparks ist die Insel gut positioniert. Der Hafen könnte auch für Fischerei, Küstenwache und andere Dienstleister interessant sein.
Im Laufe dieses Jahres werden 20 bis 30 Ramboll-Experten aus verschiedenen Bereichen an Lösungen für die Energieinsel arbeiten und dem VindØ-Konsortium bei der Vorbereitung der bevorstehenden Ausschreibungen helfen.
Public private Partnership zwischen Dänemark und Investoren
Das schon 2019 angekündigte Projekt ist eine öffentlich-private Partnerschaft zwischen dem dänischen Staat und privaten Unternehmen. Das VindØ-Konsortium besteht aus zwei der größten Pensionsfonds des Landes (PensionDenmark und PFA) sowie Dänemarks größtem Energieunternehmen Andel (vormals SEAS-NVE) mit Nykredit als Finanzierungspartner. Die Projektentwicklung erfordert den Angaben zufolge anfänglich bis zu 400 Millionen Kronen (54 Millionen Euro). Unterstützt wird das Konsortium von der Investmentgesellschaft Copenhagen Infrastructure Partners.
Dänemark ist derzeit Regierungsangaben zufolge der größte Ölproduzent in der EU. Das Land will seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um 70 Prozent reduzieren und bis 2050 aus der Gewinnung fossiler Energien aussteigen. „Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, und die Kommission hat dazu das Ziel von 300 Gigawatt Offshore-Windenergie festgelegt“, sagt der dänische Minister für Klima, Energie und Versorgung, Dan Jørgensen. Durch den Bau des weltweit ersten Energie-Hubs dieser Größenordnung trage „Dänemark maßgeblich zu diesem ehrgeizigen Ziel bei“.
Deep Link
https://en.kefm.dk/news/news-archive/2021/feb/denmark-decides-to-construct-the-world’s-first-windenergy-hub-as-an-artificial-island-in-the-north-sea
https://ramboll.com/media/rgr/ramboll-to-support-the-vindo-consortium-in-developing-innovative-solutions
https://www.windisland.dk
Illustration oben
Grafische Darstellung der möglichen Hafenansicht / © VindØ Consortium
Illustration Mitte
Modell der Energie-Insel (Anm.d.Red.: Durch Klicken auf die Illustration gelangt man zu einem sehenswerten 3-D-Rendering der künftigen Insel mit unterschiedlichen Betrachtungswinkeln.) / © VindØ Consortium