(Muswellbrook / Australien) – In Australien planen zwei Konzerne, den Standort eines Kohlekraftwerks zu einem Zentrum für erneuerbare Energien zur Produktion von grünem Wasserstoff und Ammoniak auszubauen. Eine Vereinbarung zur Durchführung einer Machbarkeitsstudie wurde im August von dem japanischen Öl- und Gasunternehmen Inpex Corp. und dem australischen Energieversorger AGL Energy Ltd. unterzeichnet. Ziel ist die Entwicklung des „Hunter Energy Hub“ genannten Projekts im Bundesstaat New South Wales (NSW). Das derzeit auf dem Gelände in Muswellbrook stehende veraltete Kohlekraftwerk Liddell von AGL soll im April 2023 stillgelegt werden.

Fortescue will Wasserstoff produzieren

Durchgeführt wird die Studie im AGL-Auftrag von der technischen Beratungsfirma GHD Advisory gemeinsam mit der Fortescue Future Industries Pty Ltd (FFI), Tochter des australischen Bergbaukonzerns Fortescue Metals Group Limited, die wiederum zum Imperium des Bergbau-Magnaten und Milliardärs Andrew Forrest gehört. FFI soll dereinst dort die Wasserstoffproduktion übernehmen.

An dem Projekt sind noch weitere Unternehmen interessiert, die sich ebenfalls beteiligen. Während sich Inpex insbesondere für den Export von kostengünstigem grünem Wasserstoff interessiert, will sich das in Sydney ansässige australische Energieinfrastrukturunternehmen APA Group unter anderem auf das Potenzial für eine Übertragungspipeline konzentrieren.

Die australische SGSP Assets Pty Ltd (bekannter unter dem Handelsnamen „Jemena“), Betreiberin von Energieinfrastrukturanlagen, hat ebenfalls seine Mitwirkung bekundet. Das Unternehmen gehört der State Grid Corporation of China (60 Prozent) sowie Singapore Power (40 Prozent) und ist insbesondere an den Auswirkungen der Einspeisung von Wasserstoff in sein bestehendes Gasübertragungs- und Verteilungsnetz interessiert. Osaka Gas Australia, Tochter des japanischen Erdgas- und Energieunternehmens Osaka Gas Co Ltd., erhofft sich Informationen für die aus Wasserstoff hergestellten chemischen Derivate für den inländischen Gebrauch und den Export.

Elektrolyseure bis zwei Gigawatt Leistung

Der Schwerpunkt der Machbarkeitsstudie liege auf der Bewertung einer groß angelegten Produktionsanlage mit einer Leistung von 150 Megawatt bis zu zwei Gigawatt sowie auf der Herstellung von Derivaten wie Ammoniak, sagt Markus Brokhof, Chief Operating Officer von AGL. Man werde unter anderem auch Faktoren wie die Kosten für erneuerbare Energien, die Kapitalkosten für den Elektrolyseur, die Logistik und die Nutzung untersuchen. Das Vorhaben werde das „erste seiner Art in Australien sein und ein Beispiel dafür, wie ein Energie-Hub Batterien im Netzmaßstab, solarthermische Speicher, Wind- und Wasserkraftwerke kombinieren kann“.

Die Studie soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Mit Bestätigung der Machbarkeit eines solchen Standortes für erneuerbare Energien und Wasserstoff erwartet AGL, dass dieses Projekt zusammen mit anderen in dem bisher von der Montaninsdustrie geprägten Gebiet etwa Tausend dauerhafte Arbeitsplätze in den Bereichen grüner Energie, Fertigung, Recycling und Herstellung von Chemikalien schafft. „Das Potenzial für die Produktion von grünem Wasserstoff in der Hunter-Region ist weltweit führend, und wir sind sehr daran interessiert, die Umsetzung zu beschleunigen“, sagt Felicity Underhill, FFI-Direktorin für Ostaustralien und Neuseeland.

AGL und FFI vereinbarten das Vorhaben im Dezember

Der Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführer von AGL, Graeme Hunt, und FFI-Chef Andrew Forrest hatten sich über das Vorhaben bereits 2021 verständigt und im Dezember am Kraftwerksstandort Liddell mit großer personeller Beteiligung beider Firmen eine Absichtserklärung unterzeichnet. Das geplante Hunter-Energiezentrum umfasst demnach neben Liddell auch den Standort des kaum vier Kilometer entfernt gelegenen Bayswater-Kohlekraftwerks von AGL.

Hunt sagt, dies sei „der erste große Schritt“ zur Ermittlung der potenziellen Nachfrage nach grünem Wasserstoff im Hunter Valley. „Liddell und Bayswater profitieren von einer einzigartigen Energieinfrastruktur, die über eine starke Netzanbindung, etablierte Verkehrsverbindungen, Werkstätten und die Nähe zur Wasserversorgung und Industrie verfügt.“ Für den Gründer und Vorsitzenden von FFI, Andrew Forrest, ist „die Wiederverwendung bestehender Infrastrukturen für fossile Brennstoffe zur Erzeugung von grünem Wasserstoff die Lösung, nach der wir gesucht haben“, sagte er im Dezember.

 

Foto oben
AGL und FFI hatten bereits im Dezember 2021 bekundet, die Möglichkeiten zur Nutzung von grünen Wasserstoff zu untersuchen und eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. V.l.n.r.: Markus Brokhof COO AGL, Graeme Hunt, Managing Director und CEO von AGL mit FFI-Chef Andrew Forrest. © AGL Energy

Foto Mitte (1)
Das mehr als 50 Jahre alte Kohlekraftwerk Liddell mit einer Leistung von 500 Megawatt soll bis Ende April 2023 stillgelegt werden. © AGL Energy

Foto Mitte (2)
Felicity Underhill, FFI-Direktorin für Ostaustralien und Neuseeland: „Sehr daran interessiert, das Hunter Energy Hub schnell umzusetzen“. © AGL Energy

Foto unten
Andrew Forrest, Gründer und Vorsitzenden von FFI: „Wiederverwendung bestehender Infrastrukturen zur Erzeugung von grünem Wasserstoff ist die Lösung, nach der wir gesucht haben.“ © AGL Energy

Grafik
Mögliche Entwicklung des Hunter Energy Hubs am Kraftwerksstandort Liddell, New South Wales. Das geplante Energiezentrum umfasst neben Liddell auch den Standort des wenige Autominuten entfernt gelegenen Bayswater-Kohlekraftwerks von AGL. © AGL Energy

Grafik
Mögliche Entwicklung des Hunter Energy Hubs am Kraftwerksstandort Liddell, New South Wales. Das geplante Energiezentrum umfasst neben Liddell auch den Standort des wenige Autominuten entfernt gelegenen Bayswater-Kohlekraftwerks von AGL. © AGL Energy

Deep Link