(Bremen) – Der in Luxemburg ansässige Stahlkonzern ArcelorMittal S.A. will in seinem Werk Bremen die CO2-Emissionen deutlich reduzieren. Im Rahmen einer vorläufigen Vereinbarung soll der Oldenburger Energieversorger EWE AG voraussichtlich ab 2028 grünen Wasserstoff aus einer 320-Megawatt-Erzeugungsanlage in Emden nach Bremen liefern.
Wasserstoff ersetzt Kohle
Die ArcelorMittal-Hochöfen dort sollen durch neue Elektrolichtbogenöfen und eine Direktreduktionsanlage (DRI) ersetzt werden. Dabei wird Wasserstoff die bislang genutzte Kohle als chemisches Reduktionsmittel ersetzen. „Bis grüner Wasserstoff in ausreichender Menge und zu wettbewerbsfähigen Preisen verfügbar ist, planen wir in der Übergangsphase den Einsatz von Erdgas, womit die Emissionen bereits um mehr als 60 Prozent reduziert werden“, sagt COO und Vorstandsmitglied von ArcelorMittal Bremen, Frank Hohlweg.
Wasserstoff sei „eine unverzichtbare Komponente, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen und um die drei Sektoren Energie, Mobilität und Industrie zu koppeln“, betont der EWE-Vorstandsvorsitzende Stefan Dohler. Entlang der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette plane das Unternehmen gemeinsam mit Partnern Projekte von der Erzeugung aus erneuerbaren Energien, über die Speicherung und den Transport bis zur Anwendung, vor allem in der Industrie und im Schwerlastverkehr.
IPCEI-Fördermittel beantragt
Ausgangspunkt der großtechnischen Herstellung des grünen Wasserstoffs für ArcelorMittal sei Stefan Dohler zufolge das Großprojekt „Clean Hydrogen Coastline“. Dieses bringe Erzeugung, Speicherung, Transport und Nutzung in der Industrie zusammen.
EWE habe sich dafür im Februar 2021 im Rahmen des europäischen IPCEI-Programms (Important Projects of Common European Interest) für eine Förderung beworben. Aktuell werde nach Unternehmensangaben die Förderung auf europäischer Ebene noch geprüft. ArcelorMittal habe für die Umstellung der Hochöfen auf Elektrolichtbogenöfen mit Direktreduktionsanlagen Fördermittel beantragt, die ebenfalls noch von der EU-Kommission genehmigt werden müssten. Ohne wettbewerbsfähige Preise und Mengen, feste Zusicherung der Fördermittel, zügige Fördermittelbereitstellung und schnelle Genehmigungsverfahren könnten die Unternehmen ihre Projekte allerdings nicht oder nicht im geplanten Zeitrahmen umsetzen.
400 Megawatt Elektrolysekapazität
EWE will nahe der deutschen Nordseeküste bis zu 400 Megawatt Elektrolysekapazität installieren, womit jährlich bis zu 40.000 Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden könnten. Darüber hinaus bestehe die Möglichkeit, die Erzeugungskapazitäten bis in den Gigawatt-Maßstab auszubauen. Der grüne Wasserstoff soll auch bei ArcelorMittal Bremen zum Einsatz kommen.
Der Transport erfolge über Wasserstoffpipelines, die unter anderem im Großprojekt „Clean Hydrogen Coastline“ gebaut werden, ebenso wie im geplanten Vorhaben „Hyperlink“ des Ferngasnetzbetreibers Gasunie. Durch die Positionierung der EWE-Produktionsanlagen an wichtigen Offshore-Anbindungspunkten bestehe zudem die Möglichkeit, den Import von grünem Wasserstoff zu integrieren.
10-MW-Elektrolyse soll 2024 in Betrieb gehen
Im April 2023 haben ArcelorMittal Bremen, EWE und die EWE-Tochter SWB den Grundstein für den Bau einer 10-Megawatt-Wasserstofferzeugungsanlage gelegt. Sie soll im Jahr 2024 in Betrieb gehen und dann zunächst rund 1.500 Tonnen Wasserstoff pro Jahr produzieren. Die Mengen würden stufenweise in den dreistelligen Megawattbereich erhöht. Der Löwenanteil werde an das Stahlwerk von ArcelorMittal in direkter Umgebung des Elektrolyseurs geliefert.
ArcelorMittal will einer Ankündigung von 2021 zufolge bis 2050 klimaneutral Stahl produzieren. In Europa sollen die CO2-Emissionen bis 2030 um 35 Prozent reduziert werden.
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Bremer Stahlwerk von ArcelorMittal. Hier will das Unternehmen zwei Hochöfen von Kohle auf Wasserstoff umstellen, den EWE liefern soll. © EWE / Kerstin Rolfes