(London / Johannesburg) – Der britisch-südafrikanische Bergbaukonzern Anglo American plc will seinen ökologischen Fußabdruck deutlich verbessern. Einer Ankündigung im Frühjahr zufolge ist im Rahmen des Vorhabens „NuGen Zero Emission Haulage Solution“ (ZEHS) die Einführung einer Flotte von „wasserstoffbetriebenen Minen-Transportfahrzeugen der Extraklasse“ geplant. Damit würden die Diesel-Emissionen vor Ort „deutlich reduziert und gleichzeitig die Entwicklung des südafrikanischen Hydrogen Valley unterstützt“.

Solar- und Windprojekte mit 600 Megawatt

Um das Vorhaben voranzutreiben, haben Anglo American und EDF Renewables, eine Tochter der französischen EDF Group, jetzt die Gründung eines Joint Ventures namens Envusa Energy vereinbart. Damit wolle man in Südafrika „ein regionales Ökosystem für erneuerbare Energien“ (RREE) entwickeln.

Die neue Firma bringe anfangs Wind- und Solarprojekte mit einer installierten Leistung von 600 Megawatt auf den Weg. Baubeginn ist 2023. Der Ertrag werde in das nationale Stromnetz eingespeist und somit für die Standorte des Bergbauunternehmens nutzbar gemacht. Das RREE-Programm sieht auch die Produktion von grünem Wasserstoff vor.

Wasserstoff bewegt 500-Tonner

Anglo American will nun im Rahmen des NuGen-Projekts vorerst 40 Diesel-Lkw auf Wasserstoffantrieb umrüsten. Man gehe davon aus, „dass wir diese Technologie dann in unserer weltweiten Flotte von rund 400 Lkw einführen werden“.

Den Prototyp des eigenen Angaben zufolge „weltgrößten wasserstoffbetriebenen Lkw“ hatte das Unternehmen im Mai vorgestellt. Der Muldenkipper, so hoch wie ein dreistöckiges Haus, hat ein Leergewicht von 220 Tonnen und kommt bei einer Ladekapazität von 290 Tonnen auf ein Gesamtgewicht von 510 Tonnen. Das Fahrzeug, konzipiert für den Einsatz in der Platinmine Mogalakwena in Südafrika, verfügt über eine Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 1,2 Megawattstunden, die von Brennstoffzellen mit einer Leistung von bis zu 800 Kilowatt sowie durch Energiegewinnung bei Bremsvorgängen (Rekuperation) gespeist wird. Die Antriebsleistung beträgt zwei Megawatt (2.700 PS).

Der Umbau des ersten Diesel-Lkw oblag dem US-amerikanischen Ingenieurdienstleister First Mode, an dem Anglo American seit 2021 mit zehn Prozent beteiligt ist. An der Entwicklung haben zudem der Energieversorger Engie mitgearbeitet, der kanadische Hersteller von Brennstoffzellen Ballard Power Systems Inc. sowie das niederländische Unternehmen für mobile und stationäre Wasserstoffspeicherung NPROXX B.V.

Umbau der kompletten Fahrzeugflotte im Visier

Für die Versorgung der wasserstoffbetriebenen Transportfahrzeuge in Mogalakwena errichtet Engie einen mit Solarstrom betriebenen Elektrolyseur mit einer Leistung 3,5 Megawatt. Dieser produziert 700 Kubikmeter grünen Wasserstoff pro Stunde. Ein Speicher fasst 800 Kilogramm bei einem Druck von 500 bar.

„In den nächsten Jahren wollen wir unsere derzeitige Lkw-Flotte auf grünen Wasserstoff umrüsten“, sagt Duncan Wanblad, Chief Executive von Anglo American. „Wenn das Pilotprojekt erfolgreich verläuft, könnten wir bis zu 80 Prozent der Dieselemissionen in unseren Tagebauen vermeiden.“ Immerhin schlucke ein Diesel-Truck rund 900.000 Liter Treibstoff pro Jahr.

Südafrikas Tal des Wasserstoffs

In Südafrika untersuchten das Ministerium für Wissenschaft und Innovation (DSI) und das South African National Development Institute (SANEDI) in Zusammenarbeit mit Anglo American, Bambili Energy und Engie die Möglichkeiten zur Schaffung einer großen Drehscheibe für Wasserstoff.

In einer im Oktober 2021 veröffentlichten Machbarkeitsstudie für ein „Hydrogen Valley“ werden für einen etwa 835 Kilometer langen Korridor drei Knotenpunkte genannt: Johannesburg, das sich bis nach Rustenburg und Pretoria erstreckt, Durban, das die Stadt selbst und Richards Bay umfasst, und die Provinz Limpopo, die sich um die Mine Mogalakwena von Anglo American gruppiert.

Anglo Amerika habe zusammen mit zahlreichen Partnern neun wasserstoffbezogene Projekte in den Bereichen Mobilität, Industrie und Bauwesen ermittelt, „die als Sprungbrett für die lokale Wasserstoffwirtschaft dienen könnten“. Gemeinsame Infrastrukturinvestitionen sollen zu Kosteneinsparungen führen, die Wettbewerbsfähigkeit der Wasserstoffproduktion durch Skaleneffekte verbessern, einen raschen Hochlauf der Wasserstoffproduktion ermöglichen und als Motor für neue Wasserstoffprojekte dienen.

Das südafrikanische Hydrogen Valley könne bis 2050 zwischen vier und neun Milliarden Dollar zum Bruttoinlandsprodukt Südafrika beitragen und zwischen 14.000 und 30.000 Arbeitsplätze schaffen.

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Prototyp des auf Wasserstoffantrieb umgerüsteten Muldenkippers in der Mogalakwena-Platinmine. © Anglo American

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Ein südafrikanisches „Hydrogen Valley“ könnte über mehr als 800 Kilometer von Limpopo im Norden bis Durban an der Küste im Süden reichen: Der Wasserstoffbedarf allein in Mogalakwena wird in einer Studie auf 40.000 Tonnen pro Jahr prognostiziert. In Johannesburg seien es 2030 rund 74.000 Tonnen und in der Region Durban nochmals 70.000 Tonnen. © Anglo American

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