(München / Deutschland) – Eine Vielzahl von Ländern weltweit arbeitet derzeit auf Hochtouren an der Etablierung einer Wasserstoffwirtschaft. Als primäres Ziel wird hierbei der Klimaschutz genannt, aber auch wirtschaftliche Erwägungen spielten eine Rolle.

Wasserstoff mittels Strom aus Erneuerbaren

Eine jetzt veröffentlichte Meta-Analyse hat die Wasserstoffstrategien von 43 Ländern und Regionen untersucht. Bei der zukünftigen Nutzung von Wasserstoff seien sich die Staaten großteils einig, dass Wasserstoff auf Basis fossiler Ressourcen zu ersetzen sei, so die Autoren.

Dechema und Acatech haben jetzt ihr Update der Analyse zu internationalen Wasserstoffstrategien veröffentlicht, basierend auf Daten von 2023. © Dechema / Acatech

Alle Länder setzten dabei auf den Einsatz von Elektrolyse zur Wasserstofferzeugung, vor allem auf Basis von Strom aus erneuerbaren Energien. Wasserstofferzeugung auf Basis fossiler Rohstoffe mit CO2-Abscheidung werde aber in einigen Strategien als Übergangslösung benannt. Allerdings wurden alle ausgewerteten Strategien vor dem Angriffskrieg in der Ukraine verfasst. Insofern sei zu erwarten, „dass insbesondere europäische Länder diese Option in nächster Zeit anders bewerteten“. Der Einsatz von Erdgas zur Wasserstofferzeugung „über das bestehende Maß hinaus“ erscheine in nächster Zeit nicht wahrscheinlich.

25 Länder und Regionen wollen Wasserstoff exportieren. Neun setzen auf Wasserstoffimporte, darunter europäische Länder, Japan und Singapur. © Dechema / Acatech

Insgesamt werden durch europäische Strategien rund 52 Gigawatt (GW) Erzeugungskapazität angekündigt, was die Ziele der EU-Strategie von 2020 übersteigt: Diese sieht 40 GW bis zum Jahr 2030 vor. Besonders hohe Ziele definieren Chile mit 25 GW und Indien mit einer Bandbreite von 25 bis 60 GW. Insgesamt summierten sich die Kapazitätsziele der 25 Strategiepapiere, die quantitative Angaben enthielten, auf 108 bis 151 GW.

Wichtig für die Planungssicherheit verschiedener Akteure sei der künftige Preis von Wasserstoff. Nicht alle Strategiepapiere indes würden Ziele benennen. Dabei fielen die langfristigen Preisannahmen höchst unterschiedlich aus: Sie schwankten zwischen 60 Cent (Indien) und 4,50 Euro (Korea) für ein Kilo Wasserstoff.

Kostenparität ist ein wichtiges Ziel

Generell stünden Anwendungsmöglichkeiten für Wasserstoff im Mittelpunkt der Papiere. Aber auch der Aufbau von internationalen Kooperationen, der Auf- und Ausbau der erforderlichen Infrastruktur oder die weitere Stärkung der F&E-Aktivitäten würden benannt. Außerdem spielten regulatorische Maßnahmen eine Rolle mit dem erklärten Ziel, eine „Kostenparität zwischen Wasserstoff auf Basis erneuerbarer Energien und Wasserstoff auf Basis fossiler Rohstoffe“ zu erreichen. In den meisten Fällen gehe es dabei um eine Einführung beziehungsweise Anhebung der CO2-Bepreisung.

Bis 2030 geplante Elektrolysekapazitäten in Deutschland nach Bundesländern. Projekte, für die noch kein Standort feststeht, sind in dieser Darstellung nicht aufgeführt. Es handelt sich um Circa-Angaben, wir haben die Zahlen abgerundet. © Dechema / Acatech

Bezogen auf Anwendungsgebiete, werde im Verkehrssektor in den meisten Fällen der Einsatz von Wasserstoff im Schwerlastverkehr sowie in Flottenverbünden auf einer kurz- bis mittelfristigen Basis angestrebt. Im Pkw-Bereich unterschieden sich die Länderstrategien stark: Es werde entweder ein Einsatz in den nächsten Jahren erwartet oder der Einsatz von Wasserstoff für Pkw werde überhaupt nicht adressiert.

Die Nutzung des Energieträgers in der Industrie werde auf kurz- und mittelfristiger Basis besonders in Bereichen angestrebt, die bereits hohe Wasserstoffbedarfe sowie eine vorhandene Infrastruktur aufwiesen, etwa die chemische Industrie und Raffinerien. Im Rahmen von Wärme- und Energieanwendungen werde der Einsatz von Wasserstoff zumeist mittel- bis langfristig gesehen.

Ein Drittel der Länder sieht sich als Exporteur

Insgesamt geben 25 Länder und Regionen an, Wasserstoff exportieren zu wollen. Im Gegensatz dazu setzen neun auf Wasserstoffimporte, darunter europäische Länder, Japan und Singapur. Die Entwicklung einer globalen Wasserstoffwirtschaft sei daher für Länder wie Deutschland, die sich als klarer Wasserstoffimporteur positionierten, „von großem Interesse“, so die Autoren.

Der Vergleich wurde im Rahmen des Projekts „Wasserstoff-Kompass“ von der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) und der Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. (Dechema) erstellt. Es ist ein Update der vorausgehenden Länderanalyse von Dezember 2022. Dabei wurden 21 weitere Länder integriert – vor allem in Südamerika, Afrika und Asien, etwa Brasilien, Kolumbien, Südafrika, Namibia, die Vereinigten Arabischen Emirate, die Türkei, Indien und Neuseeland, die sich alle als künftige Wasserstoffexporteure sehen. Das Projekt wird vom Bundesforschungsministerium sowie vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert.

Die „Länderanalyse 2023 – Internationale Wasserstoff-Strategien im Vergleich“ (Stand 02/2024) gibt es kostenfrei als PDF (43 Seiten).

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Meta-Analyse: Viele Länder weltweit arbeitet derzeit auf Hochtouren an der Etablierung einer Wasserstoffwirtschaft. © EBRD