(Bell Bay / Australien) – Der australische Energieversorger Abel Energy Pty Ltd und Iberdrola Australia sind mit ihren Plänen für das Gemeinschaftsprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff und Methanol einen Schritt vorangekommen. Das im Dezember 2022 vom staatlichen Stromlieferanten Hydro Tasmania eingeleitete Interessenbekundungsverfahren mündete jetzt in eine Vereinbarung über den Verkauf des 2009 stillgelegten Kraftwerks Bell Bay an das „Bell Bay Powerfuels“-Projekt der beiden Konzerne. Standort ist die „Bell Bay Advanced Manufacturing Zone“ im Norden der australischen Insel Tasmanien.
Mit der Auswahl des Standorts werde die Projektentwicklung nun beschleunigt, die Vorplanung für das „Front-End Engineering and Design“ (FEED) beginne „in einigen Monaten“, so Abel. Eine 1,3 Millionen Dollar teure Machbarkeitsstudie ist bereits abgeschlossen. Iberdrola schätzt den Gesamtkapitalbedarf auf eine Größenordnung von 1,7 Milliarden australische Dollar (1,07 Milliarden Euro).
Der Bau der Anlagen werde rund 500 Menschen beschäftigen, für den späteren Betrieb ab 2027 seien 250 bis 300 einheimische Arbeitskräfte erforderlich, überdies würden 150 indirekte Arbeitsplätze vor Ort geschaffen. In der ersten Phase des Projekts soll in einer 240-Megawatt-Elektrolyseeinheit Wasserstoff erzeugt und daraus 200.000 Tonnen grünes Methanol pro Jahr hergestellt werden. In der zweiten Phase ist eine Kapazität von 300.000 Tonnen geplant.
Die erforderlichen Erneuerbare-Energien-Anlagen mit einer installierten Leistung von mutmaßlich 700 Megawatt – darunter Wasserkraft und Windenergie – werden von Iberdrola und Abel entwickelt. Überdies sei unter anderem die Vergasung von Biomasse aus forstwirtschaftlichen Abfällen geplant („Holzvergasung“). Das daraus entstehende Synthesegas ist zur Methanolproduktion erforderlich.
Regierung Tasmaniens unterstützt das Vorhaben
Das Kraftwerk Bell Bay von Hydro Tasmania wurde bei seiner Inbetriebnahme im Jahr 1971 ursprünglich mit Öl befeuert und später auf Erdgas umgerüstet. Es verfügte zur Versorgung durch Öltanker über einen eigenen Tiefwasserliegeplatz. Dieser ist noch vorhanden und wird von Bell Bay Powerfuels für den Export von grünem Methanol genutzt. Einige Gebäude – insbesondere der Kraftwerksblock – werden abgerissen, andere sollen nach Möglichkeit erhalten bleiben und umgenutzt werden.
Die liberale Regierung Tasmaniens von Jeremy Rockliff begrüßt das Vorhaben: Tasmanien sei „mit seinen erstklassigen Windressourcen ein idealer Standort“ für die großtechnische Produktion von wettbewerbsfähigem erneuerbarem Methanol und Wasserstoff, erklärte Energieminister Guy Barnett. Nach Einschätzung von Michael van Baarle, Mitbegründer und Vorstandsvorsitzender von Abel Energy, sei die lokale Produktion von grünem Methanol als Kraftstoff für die weltweite Schifffahrt „ein großer Gewinn für alle Tasmanier, insbesondere für die Gemeinden des Tamar Valley in George Town und Launceston“.
Auch andere Unternehmen haben in den letzten Jahren bereits Interesse an einer Wasserstoffproduktion in Bell Bay bekundet. So wollen etwa der australische Öl- und Gaskonzern Woodside Energy Ltd., die Tasmanian Ports Corporation Pty Ltd. und Fortescue Future Industries Pty Ltd (FFI) teils in Kooperation Elektrolyseure mit Kapazitäten bis in den Gigawatt-Bereich entwickeln.
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Abel Energy und Iberdrola planen am Standort des stillgelegten Kraftwerks Bell Bay die Herstellung von Wasserstoff und Methanol. © Abel Energy