(Berlin) – Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) hat im Rahmen des „HyLand“-Wettbewerbs die drei Gewinner der Kategorie „HyPerformer“ bekannt gegeben. Die in dieser zweiten Runde ausgewählten Regionen erhalten zur Umsetzung ihrer Konzepte jeweils bis zu 15 Millionen Euro, die sie nunmehr beantragen können.
Thüringen: TH2ECO
In Thüringen will TH2ECO eine Wasserstoffinfrastruktur in der Metropolenregion Erfurt auf- und ausbauen. Unter der Bezeichnung „TH2ECO Mobility“ wird „ein H2-Mobilitätshub“ am Güterverkehrszentrum der Landeshauptstadt entwickelt. Dazu gehört der Bau von 70 Lkw-Stellplätzen, eine öffentlichen Wasserstofftankstelle nebst Ladeinfrastruktur auch für batteriebetriebene Fahrzeuge, die Wasserstoffproduktion mit zwei Elektrolyseuren à zwei Megawatt und der Anschluss an eine regionale Pipeline zur Wasserstoffverteilung; langfristig soll diese an das geplante europäische Versorgungsnetz „European Hydrogen Backbone“ angebunden werden.
Laut Umweltministerium plane man zusätzlich die Beschaffung von mindestens 20 Wasserstoff-Lkw. Längerfristig ist überdies die unterirdische Wasserstoffspeicherung bei Kirchheilingen (Unstrut-Hainich-Kreis) angedacht. Von dort soll der Energieträger über eine Fernleitung nach Erfurt gelangen
Neben der Bundesförderung investieren den Angaben zufolge rund zehn Projektpartner weitere zehn Millionen Euro. Insgesamt stehen für TH2ECO Mobility somit 25 Millionen Euro zur Verfügung. Dirk Schmidt vom Beratungsunternehmen EurA AG stellt die Inbetriebnahme der Wasserstofftankstelle für Januar 2025 in Aussicht. Geplante Laufzeit des gesamten Vorhabens ist von September 2023 bis August 2027.
Rhein-Ruhr: Düssel.Rhein.Wupper
Ein weiterer Gewinner ist die „Kompetenzregion Wasserstoff Düssel.Rhein.Wupper”. Dort sind nach Angaben des Regionalverbandes Ruhr (RVR), der die Bewerbung koordiniert hatte, unter anderem Elektrolyseure und Tankstellen in Düsseldorf, Wuppertal, Essen, Gelsenkirchen und Dorsten geplant. Darüber hinaus erlaube die Lage der Stationen zum Teil einen späteren Zugang zu einer regionalen Pipeline.
Die Stadt Essen habe beispielsweise drei Projekte aus dem Mobilitätsbereich nominiert. Eon Hydrogen und der US-amerikanische Fahrzeugbauer Nikola Corp. arbeiteten an der Entwicklung einer integrierten Mobilitätslösung für den wasserstoffbetriebenen Schwerlastverkehr, so die Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH (EWG). Dazu gehöre die Versorgung mit grünem Wasserstoff, die Einrichtung einer Tankstelleninfrastruktur und die Bereitstellung von Brennstoffzellen-Lkw. Die bereits bestehenden Tankstellen seien weitgehend auf den Pkw-Verkehr ausgerichtet, so dass es „dringend erforderlich ist, Tankmöglichkeiten für den Bus- und Schwerlastverkehr“ zu schaffen.
Außerdem plane der niederländische Investor und Entwickler VoltH2 Operating BV die Errichtung eines Elektrolyseurs zur Produktion von grünem Wasserstoff, der an einer Tankstelle von H2 Mobility Deutschland GmbH & Co. KG auf dem Gelände des TÜV Nord Campus in Essen zur Verfügung gestellt werde.
Nach Angaben von RVR-Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel habe die Bewerbung die Interessen von über 100 unterstützenden Unternehmen, Kommunen und Forschungseinrichtungen vereint. Die mit dem Gewinn verbundene Bundesförderung von 15 Millionen Euro werde das Land Nordrhein-Westfalen um nochmals 15 Millionen Euro aufstocken. Durch weitere Zusagen von Investoren könnten Wasserstoffprojekte in der Verkehrsinfrastruktur in Höhe von insgesamt 82 Millionen Euro umgesetzt werden.
Projektregion Rügen-Stralsund
Der Landkreis Vorpommern-Rügen hat seine Projektvorschläge gemeinsam mit einem halben Dutzend Unternehmen sowie der Stadt Stralsund und der dortigen Hochschule eingereicht. Diese zielten darauf ab, „die Wasserstoffwirtschaft aufzubauen und gleichzeitig den Einsatz von grünem und regional erzeugtem Wasserstoff in der Mobilität zu fördern“, so die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern.
Dazu gehöre Betankung von Brennstoffzellenbussen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sowie von Lkw im Schwerlastverkehr, außerdem unter anderem die Belieferung von Versorgerschiffen, die Wartungsteams zu in der Ostsee gelegenen Offshore-Windparks bringen. Die Stadtwerke Stralsund würden den grünen Wasserstoff aus Wind- und Solarstrom produzieren und in unmittelbarer Nähe werde eine Tankstelle entstehen. Die Abwärme diene als grüne Fernwärme der Versorgung von Quartieren. Insgesamt sind für das Projekt Fördermittel in Höhe von 13,85 Millionen Euro vorgesehen, die Gesamtinvestition liegen bei rund 25 Millionen Euro.
HyLand – Wasserstoffregionen in Deutschland
„HyLand“ ist ein Wettbewerb des BMDV und wird seit 2019 ausgetragen. Ziel ist, Konzepte zum Einsatz von Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie im Verkehr zu initiieren (Programm „HyStarter“), zu planen („HyExperts“) und umzusetzen („HyPerformer“). Damit werde der regionale Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft und von Anwendungsclustern unterstützt, so das Ministerium.
In der ersten Wettbewerbsphase des Jahres 2019 erhielten die drei Gewinner Fördermittel in Höhe von je 20 Millionen Euro. So will „HyBayern“ in der Modellregion Landshut, München und Ebersberg einen geschlossenen Kreislauf aus Erzeugung, Verteilung und Nutzung von grünem Wasserstoff einrichten (Projektvolumen 42 Millionen Euro, Laufzeit bis 2025).
„HyWays for Future“ soll in Cuxhaven, Bremerhaven, Bremen, Oldenburg und Wilhelmshaven die Kraftstoffversorgung mit grünem Wasserstoff sichern (Projektvolumen 64,2 Millionen Euro, Laufzeit bis 2023), und „H2Rivers“ will die Region Rhein-Neckar zu einer Wasserstoffmodellregion im Mobilitätssektor entwickeln (Projektvolumen 52,2 Millionen Euro, Laufzeit bis August 2023).
Weitere Informationen zum Hintergrund des „HyLand“-Wettbewerbs gibt es auf der Website. Diese war allerdings bei Redaktionsschluss von der NOW GmbH noch nicht auf die „HyPerformer II“-Auszeichnungen aktualisiert.
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Beim HyPerformer-Wettbewerb des Bundesverkehrsministeriums werden Projekte gefördert, die sich auf den Mobilitätssektor mit Wasserstoffnutzung konzentrieren. © H2 Mobility Deutschland GmbH&Co.KG