(Salzgitter) – Die Salzgitter AG hat jetzt offiziell den Förderbescheid von Bund und Land für ihr Wasserstoffvorhaben „Salcos“ auf dem Tisch. Damit liegen nunmehr die endgültige Beihilfesumme, die Auszahlungsphasen sowie die exakten Förderkonditionen vor.

Übergabe des Förderbescheids auf der Hannover Messe von Wirtschaftsminister Robert Habeck (rechts) und Ministerpräsident Stephan Weil (links) an Gunnar Groebler, Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG. © Salzgitter AG

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat zusammen mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil auf der Hannover-Messe symbolisch die Fördermittel in Höhe von knapp einer Milliarde Euro an den Konzernvorstand Gunnar Groebler überreicht. Davon stammen rund 700 Millionen Euro vom Bund, 300 Millionen Euro sind Landesmittel. Gemeinsam mit den von der Salzgitter AG bereits freigegebenen Eigenmitteln von über einer Milliarde Euro sei damit „die Finanzierung der ersten Ausbaustufe von Salcos sichergestellt, die bis Ende 2025 umgesetzt sein soll“, so das Unternehmen.

IPCEI-Förderung durch EU bestätigt 

Die Investition wird im Rahmen der „Important Projects of Common European Interest“ (IPCEI) gefördert. Die Europäische Kommission hatte bereits im vergangenen Jahr grundsätzlich grünes Licht gegeben. Die Verwaltungsvereinbarung zur Bereitstellung von Fördermitteln durch Bund und Land wurde von der Salzgitter AG im September unterzeichnet.

Ziel von „Salcos“ (SAlzgitter Low CO2Steelmaking) ist es, die Anlagen in Salzgitter in drei Stufen auf eine CO2-arme Rohstahlproduktion umzustellen. Die erste Stufe mit einer Kapazität von 1,9 Millionen Tonnen pro Jahr soll Ende 2025 in Betrieb gehen.

Die Salzgitter AG will im Rahmen von „Salcos“ mittels Ökostrom grünen Wasserstoff herstellen. Damit wird aus Eisenerz in einer Direktreduktionsanlage Eisenschwamm produziert. Daraus wiederum entsteht in einem Elektrolichtbogenofen Rohstahl zur Weiterverarbeitung. © Salzgitter AG

Bis 2050 soll dann die komplette Transformation der Stahlerzeugung bei der Salzgitter AG hin zu wasserstoffbasierten Prozessen umgesetzt sein. Drei mit Kokskohle befeuerte Hochöfen werden dafür schrittweise durch eine Kombination aus Direktreduktionsanlagen und Elektrolichtbogenöfen ersetzt. Dies spare nach Unternehmensberechnungen rund 95 Prozent der jährlichen CO2-Emissionen von etwa acht Millionen Tonnen ein. Die Konzerntochter Flachstahl GmbH und die in London ansässige Primetals Technologies Ltd. hatten bereits im Spätsommer letzten Jahres einen Vertrag über Engineering, Lieferung und Errichtung des ersten Elektrolichtbogenofens und zum Aufbau von technischer Infrastruktur in Salzgitter unterschrieben.

Ökostrom für grünen Wasserstoff

Ein Teil des Wasserstoffs wird mittels Strom aus Windkraftanlagen erzeugt, die unter anderem auf dem Gelände des Hüttenwerks errichten wurden. Im November schloss die Flachstahl GmbH überdies mit der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) einen Stromliefervertrag für 50 Megawatt installierter Leistung des Offshore-Windparks „He Dreiht“ westlich von Helgoland. Damit sichert sich die Konzernmutter für 15 Jahre die Lieferung von Grünstrom aus dem neuen 900 Megawatt großen Windpark, der den Plänen zufolge Ende 2025 fertig gestellt wird.

Zudem versorgen unter anderem der Industriegashersteller Linde sowie Uniper SE den Stahlkonzern mit grünem Wasserstoff. Die dänische Ørsted A/S liefert überdies künftig Strom aus Offshore-Windkraftanlagen.

Den jüngsten Vertrag hat die Salzgitter Flachstahl GmbH Mitte April mit dem spanischen Energieversorger Iberdrola geschlossen. Damit sichert sich der Konzern für 15 Jahre 114 Megawatt aus dem insgesamt 476 Megawatt großen „Baltic-Eagle“-Offshore-Windpark, der Ende 2024 rund 30 Kilometer nördlich von Rügen ans Netz geht.

„Das Unternehmen zeigt mit seinem ambitionierten Projekt, dass es mit moderner Technologie möglich ist, den Stahlsektor als größten industriellen CO2-Emittenten zu dekarbonisieren“, sagte Robert Habeck in Hannover. „Gleichzeitig können damit die Zukunft des Stahlstandortes Deutschland und auch zahlreiche Arbeitsplätze langfristig gesichert werden.“

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Der Stahlkonzern Salzgitter AG will bis 2050 nur noch Stahl produzieren, der CO2-arm mittels grünem Wasserstoff hergestellt wird. © Salzgitter AG

Anm.d.Red.: Nach Red.schluss wurde der Stromabnahmevertrag zwischen Iberdrola und der Salzgitter Flachstahl GmbH bekannt gegeben. Wir haben dies im Text ergänzt.