(Astana / Kasachstan) – Deutschland wird in der kasachischen Hauptstadt Astana ein Büro zur Koordination von Wasserstoffvorhaben (Hydrogen Diplomacy Office) eröffnen. Dies verkündete Bundesaußenministerin Annalena Baerbock vor wenigen Tagen bei einem Besuch des Landes. In einer gemeinsamen Erklärung der Außenminister heißt es, eine neue „bilateralen Energiekooperation“, die unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes eingerichtet werde, solle den Austausch zwischen Regierungs- und Expertenkreisen beider Länder stabilisieren und institutionalisieren. Ein vergleichbares deutsches Koordinationsbüro gibt es, wie berichtet, bereits in Namibia.
40 Gigawatt PV- und Windkraftwerke
Wenige Tage vor dem Arbeitstreffen der beiden Außenminister vereinbarten Kasachsten und der Dresdener Entwickler von Solar- und Windkraftwerken Svevind Energy Group Ende Oktober ein Investitionsabkommen zum Bau eines Zentrums für die Produktion und den Vertrieb von grünem Wasserstoff. Standort ist die nur dünn besiedelte Region Mangystau im Südwesten des Landes.
Die Svevind-Tochter Hyrasia One plant demnach die Produktion von zwei Millionen Tonnen grünem Wasserstoff pro Jahr. Das Projekt umfasst den Bau und den Betrieb einer Entsalzungsanlage am Kaspischen Meer mit einer Kapazität von 255.000 Kubikmetern Wasser pro Tag sowie Solar- und Windkraftwerke mit einer installierten Leistung von 40 Gigawatt.
20 Gigawatt Elektrolyse
Deren prognostizierter Jahresertrag von 120 Terawattstunden soll nahe des Hafens Kuryk zur Wasserstoffproduktion in Elektrolyseuren mit einer Leistung von kumuliert 20 Gigawatt dienen. Während der Bauzeit würden bis zu 3.500 Jobs und während der schrittweisen Inbetriebnahme der Anlagen bis 2032 bis zu 1.800 neue Dauerarbeitsplätze geschaffen. Das Abkommen sieht auch eine Zusammenarbeit zwischen deutschen und kasachischen Universitäten vor, die Personal in der Region ausbilden wollen.
Die Gesamtkosten werden auf rund 50 Milliarden Dollar veranschlagt. Die endgültige Investitionsentscheidung wird laut Hyrasia One allerdings erst 2026 getroffen.
Das Projekt wurde vom Gründer und Svevind-Vorstand Wolfgang Kropp sowie dem Ersten Stellvertretenden Ministerpräsidenten Kasachstans, Roman Sklyar, im Beisein des kasachischen Präsidenten Kassym-Jomart Tokajew und dem Präsidenten des Europäischen Rates Charles Michel unterzeichnet, der Kasachstan zu dem Zeitpunkt einen offiziellen Besuch abstattete.
Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Präsident Tokajew wollen bis Ende November 2022 überdies ein Abkommen über eine strategische Partnerschaft für nachhaltige Rohstoffe, Batterien und grünen Wasserstoff unterzeichnen. „Dies ist das derzeit größte Projekt seiner Art, aber Kasachstan ist in diesem Bereich noch lange nicht am Limit“, wird Premierminister Smailow in lokalen Medien zitiert. „Ich glaube, dass unser Land eine große Chance hat, eines der weltweit führenden Zentren für die Erzeugung von grünem Wasserstoff zu werden.“
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Visualisierung der PV- und Windparks in Kasachstan. © Hyrasia One
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Bundesaußenministerin Annalena Baerbock mit ihrem kasachischen Amtskollegen und stellvertretenden Ministerpräsidenten Mukhtar Tileuberdi. © Außenministerium der Republik Kasachstan
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Svevind-Gründer Wolfgang Kropp (ganz links) und Roman Sklyar (Erster Stellvertretender Ministerpräsident der Republik Kasachstan, ganz rechts) bei der Unterzeichnung der Investitionsvereinbarung in Anwesenheit von Kassym-Jomart Tokayev (Präsident der Republik Kasachstan) und Charles Michel (Präsident des Europäischen Rates) © Akorda