(Gelsenkirchen) – Das Steinkohlekraftwerk Gelsenkirchen-Scholven des Versorgers Uniper SE soll bis Herbst 2022 durch den Bau einer Gas-und-Dampf-Anlage (GuD) umgestaltet werden. Diese werde sodann bis 2030 von der Befeuerung mit Erdgas auf die Nutzung von grünem Wasserstoff umgestellt, teilte das Unternehmen mit.
Die Außerbetriebnahme des Steinkohlemeilers Scholven C innerhalb der nächsten zwei Jahre ist das Resultat einer Auktion nach dem Gesetz zur Reduzierung und Beendigung der Kohleverstromung. Die Bundesnetzagentur hat jetzt die Ergebnisse der dritten Ausschreibung veröffentlicht.
Damit kam Uniper eigenen Angaben zufolge in jeder der bisherigen drei Auktionen zum Zuge: Durch die Bescheide für die Kraftwerke Heyden 4 (875 MW), Wilhelmshaven 1 (757 MW) und nun Scholven C (345 MW) nimmt der Energieversorger insgesamt 1.977 Megawatt Steinkohlekapazität vorzeitig vom Markt.
Kohle-Kapitel wird „schnell abgeschlossen“
„Scholven ist ein wichtiges Element bei der Dekarbonisierung unserer europäischen Gasturbinenflotte“, erklärte Unipers COO David Bryson. „Wir schließen das Kapitel Kohle schnell ab, nutzen Gas für den Übergang und gehen schrittweise Richtung Wasserstoff mit null Emissionen.“
Seit mehr als 100 Jahren ist Gelsenkirchen-Scholven ein wichtiger Industriestandort für das Land Nordrhein-Westfalen. Das Kraftwerk sei Mitte der sechziger Jahre zeitweise das größte Steinkohlekraftwerk Deutschlands gewesen und eines der größten in Europa, so das Unternehmen.
Uniper hatte im Januar 2020 einen Stilllegungsplan für die Steinkohlekraftwerke in Deutschland vorgelegt, durch den Einsparungen in einer Größenordnung von bis zu rund 18 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr erzielt werden sollen. Darin ist vorgesehen, bis spätestens Ende 2025 Steinkohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von rund 2.900 Megawatt stillzulegen. Mit rund 35 Gigawatt installierter Leistung gehört Uniper zu den größten Stromerzeugern weltweit.
H2-Pläne für Huntdorf, Wilhelmshaven und Russland
Uniper SE ging durch Abspaltung der konventionellen Stromerzeugung aus fossilen Quellen sowie des globalen Energiehandels aus dem Eon-Konzern hervor. Hauptaktionär ist seit März 2020 der finnische Kraftwerksbetreiber Fortum Oyj, an dem der finnische Staat wiederum mit 50,8 Prozent beteiligt ist.
Wie berichtet, haben die beiden Energieversorger gemäß des von den Unternehmen so genannten „One Team“-Ansatzes ihre Geschäftsfelder im Mai neu verteilt. Demnach obliegt Fortum die Verantwortung für das Management und den Betrieb der Uniper-Wasserkraftanlagen in Schweden sowie die Optimierung des Geschäfts in den nordischen Ländern. Uniper übernimmt demgegenüber die Führung bei der Entwicklung des Wind- und Solar- sowie des Wasserstoffgeschäfts.
Überdies haben die EWE AG und Uniper SE im Frühjahr einen Kooperationsvertrag unterzeichnet, wonach sie im niedersächsischen Huntorf bei Elsfleth einen Wasserstoffknotenpunkt etablieren wollen. Dort soll künftig mittels Windkraft grüner Wasserstoff für die Industrie und den Mobilitätssektor erzeugt und gespeichert werden.
Uniper will außerdem in Wilhelmshaven einen „nationalen Knotenpunkt für Wasserstoff“ aufbauen. Geplant ist ein Importterminal für grünes Ammoniak sowie ein „Ammoniak-Cracker“, der Ammoniak (NH3) in seine Bestandteile Wasserstoff und Stickstoff zerlegt. Die Inbetriebnahme ist für die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts vorgesehen.
Gemeinsam mit dem russischen Gaskonzern Pao Novatek prüft Uniper die Möglichkeiten der Versorgung von Kraftwerken in Nordwesteuropa mit Wasserstoff. Dazu gehören Produktion, Transport sowie der Aufbau einer Lieferkette.
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Steinkohlekraftwerk Scholven / © Uniper