(Mainz) – Der Glashersteller Schott AG hat in seinem Mainzer Werk acht Wochen lang das Erschmelzen von drei verschiedenen Gläsern mittels Wasserstoff getestet. Ergebnis: Bei der Befeuerung mit Wasserstoff und Sauerstoff konnte eine ähnliche Brennerleistung mit ähnlichen Temperaturen erreicht werden wie beim herkömmlichen Verfahren mit Erdgas und Sauerstoff. Auch die Qualität des hergestellten Glases ähnelte derjenigen des herkömmlichen Glases.
Dass dies so funktioniert, war nicht von vorn herein klar. Denn Erdgas lasse sich nicht einfach gegen Wasserstoff tauschen, heißt es in dem Bericht des vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung geförderten Kopernikus-Projekts „P2X“, in dessen Rahmen die Versuche stattfanden. Beide Gase verbrennen mit unterschiedlichen Reaktionen. Damit Wasserstoff tatsächlich zur Glasschmelze genutzt werden könne, müsse er „so eingesetzt werden, dass er dieselbe Wärmestrahlung aufweist wie bisher das Erdgas“. Zudem brauche es gänzlich neue Systeme, um den Wasserstoff zum Glaswerk und von dort zur Schmelzanlage zu transportieren. Der Transport sei zumindest derzeit noch deutlich komplizierter als der von Erdgas.
Bisher sei auch nicht klar gewesen, in welchem Maße der Wasserdampf, der bei der Verbrennung von Wasserstoff entsteht, die chemische Zusammensetzung des Glases beeinflusse. Die ersten Ergebnisse zeigten durchaus wasserdampfbedingte Änderungen der Glaseigenschaften im Vergleich zum herkömmlichen Herstellungsprozess.
Im nächsten Schritt untersuchen die Forscher die in der Spezialglasherstellung notwendigen Prozessschritte zur Steuerung der Glasqualität. Parallel liefen weitere Arbeiten am Aufbau einer kompletten Versorgungsinfrastruktur und an einem Konzept für die Wasserstoffversorgung, heißt es. „Ziel von P2X ist es, die Ergebnisse auf die gesamte Glas-Produktionskette zu übertragen und den Beheizungsprozess in einen größeren Maßstab zu überführen.“
Jedes fünfte verkaufte Glas in der EU wird den Angaben zufolge in Deutschland hergestellt. Um Quarzsand, Kalk und Soda zu Glas zu verschmelzen, brauche es Temperaturen von rund 1.600 Grad Celsius. Um diese zu erreichen, kämen bisher mit Erdgas betriebene Schmelzwannen zum Einsatz. Dabei fielen für jährlich rund sieben Millionen Tonnen verkaufsfähigen Glases pro Jahr fünf Millionen Tonnen CO2-Emissionen an – die gelte es, zu vermeiden.
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Glas-Schmelzofen der Schott AG / © Alexander Sell, Schott AG