Umweltfreundlicher Wasserstoff ist heute noch zwei bis vier Mal teurer als Wasserstoff aus fossilen Brennstoffen. Die Kosten könnten sich allerdings bis 2030 halbieren, prognostiziert das britische Beratungsunternehmen Wood Mackenzie (Wood Mac). Hintergrund dieser Annahme sind weitere zu erwartende politische Vorgaben zur Senkung der Netto-Emissionen auf null, sinkende Kosten für erneuerbare Energien und große Aktivitäten bei der Herstellung von Elektrolyseuren sowie Effizienzsteigerungen.
Eine solche Entwicklung könnte den Ambitionen insbesondere Südkoreas Auftrieb geben. Der sozialliberale Präsident Moon Jae-In hatte angekündigt, die Wirtschaft des Landes bis 2050 auf Wasserstoff umzustellen. Dazu gehören Pläne, drei Städte allein mit Wasserstoff zu versorgen und bis 2022 beschleunigt Brennstoffzellenfahrzeuge (FCV) einzuführen. Nach Angaben von Wood Mackenzies Forschungsdirektor Prakash Sharma erfordere dies unter anderem Strompreise für erneuerbare Energien von unter 30 Dollar (25 Euro) pro Megawattstunde.
Gegenwärtig sei Südkorea der fünftgrößte Wasserstoffmarkt der Welt. Wood Mackenzie erwartet, dass der Bedarf Südkoreas in diesem Jahr 4,44 Millionen Tonnen erreichen werde, wobei fast 86 Prozent von Raffinerien nachgefragt würden, die das Gas nutzten, um Schwefel und andere Verunreinigungen aus Benzin und Diesel zu beseitigen. Die Wasserstoffversorgung erfolge lokal mit fossilen Brennstoffen und verursache hohe Emissionen.
Laut Wood Mac strebe Südkorea eine Ausweitung der Wasserstoffnutzung in den Bereichen Industrie, Heizung und Mobilität an. Die Produktion von FCV (einschließlich Exporte) werde von heute weniger als 2.000 Einheiten pro Tag bis 2022 auf eine Jahresproduktion von 810.000 und bis 2040 auf 6,2 Millionen ansteigen. Die Regierung plane, Wasserstoff sowohl zu importieren als auch im Inland zu produzieren.
Weltweit stelle die Mobilität den kleinsten Bedarf für den globalen Wasserstoffmarkt dar (2020: weniger als 0,1 Prozent). Zwar seien die bestehenden Wasserstofftankstellen derzeit „aufgrund der begrenzten Anzahl von FCV“ nicht ausgelastet, doch werde das Netz analog zum Fahrzeugangebot voraussichtlich rasch wachsen werde.
Südkorea bezieht derzeit sieben Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien, drei Prozent stamme aus Wind- und Sonnenenergie. Zwei Drittel des Stroms werden aus Gas und Kohle geliefert. Wood Mac erwartet, dass das Land sein Ziel, bis 2030 rund 20 Prozent seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen zu decken, „fast erreichen wird“. Nach Angaben des Analysten Alex Whitworth sei Südkorea bei der Einführung erneuerbarer Energien zwar bisher hinter anderen Ländern zurückgeblieben. Sinkende Kosten und die Initiative „New Green Deal“ würden dem Land aber helfen, im nächsten Jahrzehnt aufzuholen. „Über 46 Milliarden Dollar werden bis 2030 in Südkoreas Sektor für erneuerbare Energien investiert werden, wodurch sich der Anteil von Wind- und Sonnenenergie an der Erzeugung auf 13 Prozent vervierfachen wird.“
Strom aus neuen Wind- und Solarprojekten werde bereits heute konkurrenzfähig zu Strom aus Gaskraftwerken und dürfte bis 2025 direkt mit der Kohlekraft in Südkorea konkurrieren, so Wood Mackenzie. „Bis 2030 wird Strom aus neuen Solar- und Onshore-Windkraftanlagen 20 Prozent billiger werden als Strom aus Kohlekraftwerke, während Strom aus Offshore-Windkraftanlagen und dezentrale Solaranlagen billiger sein wird als Strom aus Gaskraftwerken.“ Diese technologischen Fortschritte veränderten die südkoreanische Energiewirtschaft grundlegend: „Über das Jahr 2030 hinaus erwarten wir, dass sich die subventionsfreien Investitionen in erneuerbare Energien in Südkorea weiter beschleunigen“, so das britische Beratungsunternehmen.
Damit Südkorea seine langfristigen Ziel erreiche, seien „weitere Investitionen in die Wasserstoffinfrastruktur und politische Unterstützung erforderlich“, so das Beratungsunternehmen.
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Flagge von Südkorea / © J. Patrick Fischer , CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org