Deutschland: Koalitionsausschuss will neue Gaskraftwerke mit 12 Gigawatt Leistung +++ Belgien: EU-Kommission startet Interessenbekundungsverfahren für Wasserstoff +++ Belgien: Air Liquide nimmt im Hafen von Antwerpen-Brügge Ammoniakcracker in Betrieb +++ Norwegen: Nel bekommt PEM-Auftrag im Wert von mehr als 50 Millionen Dollar +++ Deutschland: 2024 wurden Batteriegroßspeicher mit 661 Gigawattstunden beantragt +++ Finnland: P2X Solutions liefert grünen Wasserstoff für Finnlands erstes eSAF-Pilotprojekt +++ Deutschland: Drees & Sommer übernimmt Projektmanagement für 100-MW-Großelektrolyseur in Hamburg

Eine Auswahl von PtX-Themen zum Wochenabschluss zusammengefasst

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Die Koalition will neue Gaskraftwerke mit zwölf Gigawatt Leistung ausschreiben. © Deutscher Bundestag / Florian Gaertner / Photothek

(Deutschland) Der Koalitionsausschuss der Bundesregierung hat sich bei der Kraftwerksstrategie auf den Bau neuer Gaskraftwerke mit einer Leistung von kumuliert zwölf Gigawatt festgelegt. Zehn Gigawatt sollen 2026 ausgeschrieben und bis 2031 ans Netz gehen, acht davon H2-ready. Dies sei die „Grundlage für eine gesicherte Stromversorgung Deutschlands und damit für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie“, sagt Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU). Das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ zitiert Bundeskanzler Friedrich Merz, dass die EU-Kommission bereits ihre Zustimmung signalisiert habe. Bei der Besprechung ließen die Parteien offenbar außer Acht, dass eine preiswertere Versorgungssicherheit auch mit günstigen erneuerbaren Energien und Batteriespeichern im industriellen Maßstab hergestellt werden kann, wie es einige Länder gerade vormachen und wie es jetzt auch in Deutschland anläuft (siehe Ticker unten zu „Batteriegroßspeicher“).

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EU-Kommission startet Interessenbekundungsverfahren für Wasserstoff. © EU-Kommission / Bogdan Hoyaux

(Belgien) Um potenzielle Anbieter mit Käufern von Wasserstoff und seinen Derivaten in Kontakt zu bringen, hat die EU-Kommission ein Interessenbekundungsverfahren gestartet. „Durch die Verbindung von Käufern und Verkäufern wird uns dieser Wasserstoffmechanismus dabei helfen, eine sauberere und wettbewerbsfähige Zukunft für unsere Energie und unsere Wirtschaft zu schaffen“, sagt der für Energie und Wohnungsbau zuständige EU-Kommissar Dan Jørgensen. Im ersten Schritt können Interessenten und Lieferanten ihre Angebote und Nachfragen bis zum 2. Januar 2026 einreichen. Diese werden am 19. Januar anonymisiert veröffentlich. Darauf folgt vom 19. Januar bis 20. März 2026 das eigentliche Interessenbekundungsverfahren. Die Ergebnisse sollen den Teilnehmern am 31. März 2026 in einer Telefonkonferenz mitgeteilt werden. Mit der Verordnung über den Binnenmarkt für erneuerbares Gas, Erdgas und Wasserstoff (EU/2024/1789) wurde die Kommission im vergangenen Jahr beauftragt, im Rahmen der Europäischen Wasserstoffbank einen Mechanismus einzurichten und zu betreiben, um die Marktentwicklung von Wasserstoff für einen begrenzten Zeitraum bis Ende 2029 zu unterstützen. Weitere Info und Links zum Verfahren gibt es auf der Webseite der EU-Kommission.

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Air Liquide nimmt im Hafen von Antwerpen-Brügge einen Ammoniakcracker mit einer Tageskapazität von 30 Tonnen in Betrieb. © Air Liquide

(Belgien) Der US-Hersteller von Industriegasen Air Liquide Inc. hat die eigenen Angaben zufolge „weltweit erste Pilotanlage zum Ammoniakcracken im industriellen Maßstab“ in Betrieb genommen. Am Standort im Hafen von Antwerpen-Brügge könnten damit pro Tag 30 Tonnen Ammoniak in Wasserstoff umgewandelt werden. Diese Technologie ermögliche den Zugang zu kohlenstoffarmem und erneuerbarem Wasserstoff für die Dekarbonisierung von Industrie und Mobilität. Ammoniak (NH3) könne kostengünstig in Regionen hergestellt werden, die reich an erneuerbaren Energiequellen seien. Es gebe bereits eine gut etablierte globale Infrastruktur für die großtechnische Produktion, den Transport und die Nutzung von Ammoniak. Dies ermöglicht den Export aus energiereichen Regionen zu Endverbrauchern weltweit, wo es dann wieder in Wasserstoff „gecrackt“ wird.

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Nel ASA bekommt PEM-Auftrag im Wert von mehr als 50 Millionen Dollar. © NEL ASA

(Norwegen) Nel Hydrogen US, eine Tochtergesellschaft von Nel ASA, hat Aufträge von den norwegischen Firmen Kaupanes Hydrogen AS und HyFuel AS zur Lieferung von containerisierten PEM-Systemen des Typs „MC 500“ erhalten. Die Leistung beträgt jeweils 20 Megawatt. Der Gesamtauftragswert beläuft sich den Angaben zufolge auf mehr als 50 Millionen Dollar. Es sei der bislang zweitgrößte Auftrag für Nel und der bisher größte für seine PEM-Geräte, so das Unternehmen. Beide Projekte werden von Hydrogen Solutions AS (HYDS) in Zusammenarbeit mit den anderen Eigentümern entwickelt: Das HyFuel-Projekt befindet sich im Besitz von HYDS, Sogn og Fjordane Energi AS und Fjord Base Holding AS. Die Wasserstoffproduktionsanlage entsteht in Florø, Gemeinde Kinn. HyFuel hat von der norwegischen Wirschaftsförderungsagentur Enova eine Unterstützung in Höhe von 180 Millionen Kronen (15,5 Millionen Euro) erhalten. Das zweite Projekt gehört einem Konsortium von HYDS, Dalane Energi AS und Eigersund Næring og Havn KF. Die Anlage entsteht im Industriegebiet Kaupanes in der Gemeinde Eigersund und wird von Enova mit 206 Millionen Kronen (17,6 Millionen Euro) gefördert. Die Systeme werden ab dem zweiten Halbjahr 2026 bis 2027 ausgeliefert und sollen Anfang 2028 in den kommerziellen Betrieb gehen. Die Stacks werden in der automatisierten Fabrik in Wallingford in den USA gebaut. HYDS ist ein norwegisches Unternehmen mit Sitz in Leirvik, Stord, und entwickelt, besitzt und betreibt Anlagen zur Herstellung von grünem Wasserstoff aus erneuerbarer Energie.

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Kapazität in Gigawattstunden der Anfragen, Anfragen im Prüfprozess und Zusagen von Batteriespeichern im Jahr 2024. © Bundesnetzagentur

(Deutschland) Im Zuge der aktuellen Kontroverse zur Notwendigkeit des Zubaus von – auch wasserstoffähigen – Gaskraftwerken zur stabilen Stormversorgung hat die Bundesnetzagentur (BNetzA) jetzt erstmals Zahlen zu Anschlussanfragen und -zusagen für Batteriespeicher veröffentlicht. Demnach wurden im Jahr 2024 insgesamt 9.710 Anschlussanfragen für Batteriespeicher ab der Mittelspannungsebene bei den Netzbetreibern gestellt. Nicht erfasst sind hier Hausspeicher von Privatpersonen. Die beantragten Anlagen weisen zusammen eine geplante Leistung von etwa 400 Gigawatt und eine Speicherkapazität von rund 661 Gigawattstunden (GWh) auf. Zurzeit sind den Angaben zufolge 921 Batteriespeicher mit einem Anschluss ab der Mittelspannungsebene in Betrieb. Diese Anlagen verfügen über eine Nettonennleistung von rund 2,3 Gigawatt und eine Speicherkapazität von etwa 3,2 GWh. Im Jahr 2024 erteilten die Netzbetreiber rund 3.800 Anschlusszusagen. Die zugesagten Batteriespeicher verfügen zusammen über eine Leistung von etwa 25 Gigawatt und eine Speicherkapazität von rund 46 Gigawattstunden. Zur Einordnung: Batteriespeicher, die bereits über eine Anschlusszusage verfügen, könnten mit ihrer Gesamtkapazität von 46 GWh somit die gesamte Stadt München – rund 750.000 Haushalte – für rund sechs Tage vollständig mit Strom versorgen. „Der Markt für Batteriespeicher befindet sich derzeit in einer dynamischen Entwicklungsphase – zahlreiche Projekte werden geplant, gebaut oder erweitert“, so die Bundesnetzagentur. Damit könnte auch die Debatte eine neue Richtung bekommen, wenn etwa Strom aus erneuerbaren Energien umfassend in industriellen Großspeichern gepuffert wird und auch zur Netzstabilisierung beiträgt, wie es Konzerne gerade weltweit vormachen, insbesondere in Australien und China; sofern die Bundesregierung, namentlich die Wirtschaftsministerin, dies wahrnimmt. Details zu Anfragen und Zusagen gibt es auf der Website der BNetzA.

P2X Solutions liefert grünen Wasserstoff für Finnlands erstes eSAF-Pilotprojekt. Bild: Wasserstofffabrik des Unternehmens in Harjavalta. © P2X Solutions Oy

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(Finnland) P2X Solutions Oy soll grünen Wasserstoff für Finnlands erstes Pilotprojekt zur Herstellung von synthetischem Kerosin (eSAF) liefern. Dieses könne ohne wesentliche Modifikationen unter Verwendung der bestehenden Infrastruktur in aktuellen Flugzeugen eingesetzt werden, so das Unternehmen. An dem Pilotprojekt unter Leitung des Technologieunternehmen Liquid Sun sind Finnair, Finavia, Fortum und ABB beteiligt. „Europaweit werden jährlich rund 46 Millionen Tonnen Kerosin verbraucht, und Finnland ist in einer hervorragenden Position, um eSAF zu produzieren“, sagt Herkko Plit, Gründer und CEO von P2X Solutions. „Wir haben Zugang zu reichlich emissionsfreiem Strom, sauberem Wasser, biogenem Kohlendioxid und einem wachsenden Know-how in der Herstellung von Kraftstoffen der nächsten Generation.“ Die Europäischen Union schreibt vor, dass bis 2030 1,2 Prozent des verwendeten Kerosins eSAF sein müssen. Bis 2050 soll dieser Anteil auf 35 Prozent steigen.

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Auf dem Gelände des ehemaligen Kohlekraftwerks Moorburg soll 2027 die kommerzielle Wasserstoffproduktion starten. © Drees & Sommer SE

(Deutschland) Das auf Bau, Immobilien und Infrastruktur spezialisierte Stuttgarter Unternehmen Drees & Sommer SE verantwortet im Auftrag der Konsortialpartner Luxcara und Hamburger Energiewerke das Projekt-, Bau- und Engineeringmanagement für den Bau des Hamburg Green Hydrogen Hub (HGHH) mit einem 100-Megawatt-Großelektrolyseur. Dies umfasse den Angaben zufolge die Koordinierung verschiedenen Gewerke vom Hoch- und Tiefbau über Verfahrenstechnik und Elektrotechnik bis hin zur Automatisierung und Vorbereitung der Inbetriebnahme. „Wir profitieren dabei unmittelbar von unserer Erfahrung aus anderen Großprojekten wie einer 320-Megawatt-Elektrolyseanlage in Emden und einer E-Fuel-Testplattform für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Leuna bei der Optimierung von Schnittstellen und Abläufen“, sagt Alexander Stubinitzky, Head of Hydrogen and Synfuels bei Drees & Sommer. Die Anlagen des ehemaligen Kraftwerks in Hamburg-Moorburg wurden im November vergangenen Jahres gesprengt. Seit Mitte 2025 laufen auf dem Gelände vorbereitende Baumaßnahmen für den Großelektrolyseur. Die kommerzielle Wasserstoffproduktion soll 2027 starten und einst mittels erneuerbarer Energien jährlich 10.000 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren.

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iStock / © Danil Melekhin