Österreich: Verbund AG stoppt Ammoniak-Projekt in Linz +++ Deutschland: Bayernets kann Wasserstoffpipeline „HyPipe one“ bauen +++ Schweden: Depenbrock bestellt grünen Stahl bei SSAB +++ Deutschland: OHG eröffnet Wasserstoffschulungszentrum +++ Mauretanien: Hynfra will grünes Ammoniakprojekt entwickeln +++ Deutschland: Lingen kann grüne Wasserstoffregion werden +++ Norwegen: Wison New Energies und H2Carrier wollen Schwimmfabrik für Wasserstoff und Ammoniak bauen +++ Deutschland: Öffentliche Wasserstofftankstelle in Kiel eröffnet +++ Deutschland: H2 Mobility bietet Hilfe beim THG-Quotenhandel für Tankstellenbetreiber
Eine Auswahl von PtX-Themen zum Wochenabschluss zusammengefasst
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Verbund AG und LAT Nitrogen beklagen „unzureichende öffentliche Förderzusagen“ und stoppen Ammoniakvorhaben. © Verbund AG
(Österreich) Der Energieversorger Verbund AG und Projektpartner LAT Nitrogen Austria GmbH stoppen das Gemeinschaftsprojekt zur großtechnischen Produktion von grünem Wasserstoff. Man werde „Green Ammonia Linz – GrAmLi“ im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld nicht weiter verfolgen. Die derzeitige wirtschaftliche Lage verlangsame Investitionen in Forschung, Produktion und den Infrastrukturausbau. In diesem Umfeld werde das 60-MW-Elektrolyseprojekt beendet. Ziel war es, in Linz grünen Wasserstoff zur industriellen Produktion von Düngemitteln, Melamin und technischer Stickstoffprodukte einzusetzen. „Trotz des hohen Projektfortschritts und Reifegrades“ sei „eine wirtschaftliche Umsetzung zum jetzigen Zeitpunkt auf Grund unzureichender öffentlicher Förderzusagen nicht möglich“, teilen die Unternehmen mit. Eine Wiederaufnahme zu einem späteren Zeitpunkt und unter veränderten wirtschaftlichen und regulatorischen Voraussetzungen sei indes nicht ausgeschlossen.
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„HyPipe one“ ist die erste Ausbaustufe für den „SouthH2“-Korridor nach Afrika. © Bayernets GmbH
(Deutschland) Der Fernleitungsnetzbetreiber Bayernets GmbH hat die Genehmigung für den Bau der Wasserstoffpipeline „HyPipe one“ erhalten. Die Umrüstung bestehender Erdgasleitungen solle noch in diesem Jahr beginnen. Das Vorhaben ist Teil des nationalen Wasserstoffkernnetzes. Es hat eine Gesamtlänge von etwa 15 Kilometer. Die Leitung liegt in der Nähe zum Grenzübergangspunkt zu Österreich und ermöglicht damit die Anbindung der Region an die Wasserstoffimportkorridore wie „SoutH2“. Daran wiederum sind neben Bayernets die Gasfernleitungs- und Infrastrukturbetreiber Società Nazionale Metanodotti SpA (Snam, Italien), die beiden österreichischen Unternehmen Trans Austria Gasleitung GmbH (TAG) und Gas Connect Austria GmbH (GCA) beteiligt. „HyPipe one“ ist die erste Ausbaustufe. Insgesamt umfasst das Bayern-Kontingent 300 Kilometer.
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Depenbrock will künftig auch grünen Stahl für seine Ingenieur- und Wasserbauprojekte verwenden. © SSAB
(Schweden) Das Technologieunternehmen Depenbrock Ingenieur- und Wasserbau aus Stemwede (Nordrhein-Westfalen) will künftig grünen Stahl von SSAB Svenskt Stal AB beziehen. Neben dem Unternehmensbereich Ingenieur- und Wasserbau arbeitet Depenbrock auch an Projekten im Hoch- und Tiefbau. Details zur Kooperation, etwa zum Beginn von Lieferungen oder über das Volumen, nannte keines der Unternehmen. Der schwedisch-amerikanische Stahlhersteller produzierte im Jahr 2021 als Machbarkeitsnachweis den ersten fossilfreien Stahl mithilfe der vom Unternehmen so genannten Hybrit-Technologie und nutzt dabei mit Wasserstoff reduzierten Eisenschwamm. Das „Hybrit Development AB“ genannte Joint Venture – bestehend aus SSAB, dem Bergbauunternehmen LKAB und dem staatlichen Energieversorger Vattenfall AB – hatte das Vorhaben 2016 mit dem Ziel ins Leben gerufen, die Eisen- und Stahlerzeugung mit fossilfreiem Strom und Wasserstoff zu entwickeln.
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Einweihung der Trainingsstrecke in Werne (v.l.): Rolf Albus (Gas- und Wärme-Institut Essen e. V., GWI), Matthias Stiller (Wirtschaftsförderung Werne), Bürgermeister Lothar Christ, Jürgen Hambrecht (Betriebsbereichsleiter OGE), Katja Sagurna (GWI), Thomas Hüwener (CEO OGE), Sven Spurmann (Wirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalen), Detlef Brüggemeyer (CTO OGE), Markus Lermen (DVGW). © OGE GmbH
(Deutschland) Der Fernleitungsnetzbetreiber Open Grid Europe GmbH (OGE) aus Essen hat in Werne (Nordrhein-Westfalen) ein Wasserstoffschulungszentrum eröffnet. Die Anlage ermögliche es, den Umgang mit Wasserstoff unter realen Bedingungen zu üben und die betrieblichen Abläufe zu trainieren. „Wir haben hier alle wichtigen Anlagenkomponenten für den Wasserstofftransport verbaut und können so die Arbeitsabläufe unter realen Bedingungen üben“, sagt der Technische Geschäftsführer Detlef Brüggemeyer. Die Schulungen wurden in mehreren Modulen konzipiert. In einem ersten Modul würden Montage, Wartung und Inspektion trainiert, um die sichere Außerbetriebnahme und Wiederinbetriebnahme von Leitungsabschnitten, Anlagenteilen und -baugruppen zu simulieren. In einem weiteren Modul gebe es Trainings für den sicheren Umgang mit Wasserstoff in Rohrleitungen und Anlagen. Die Module sind durch den Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches zertifiziert (DVGW). Die Investitionen lagen bei zehn Millionen Euro. Ab Herbst seien die Schulungen auch für externe Firmen verfügbar.
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Der polnische Projektentwickler Hynfra hat mit der Regierung Mauretaniens eine Vereinbarung zur Produktion grünen Wasserstoffs unterzeichnet. © Hynfra P.S.A.
(Mauretanien) Der polnische Projektentwickler Hynfra P.S.A. hat einen Rahmenvertrag mit der mauretanischen Regierung für ein grünes Ammoniakprojekt im Wert von 1,5 Milliarden Dollar unterzeichnet. Vorgesehen ist der Bau einer integrierten Anlage, die ab 2030 jährlich 100.000 Tonnen grünes Ammoniak produzieren wird. Standort sei ein Windpark des staatlichen Versorgers Société Mauritanienne d’Electricité (Somelec), wobei der Export über den größten Hafen Mauretaniens, Port de l’Amitié, abgewickelt werde. Das Projekt umfasse Photovoltaik- und Windparks, Elektrolyseure, eine Ammoniakanlage nebst Infrastruktur wie Wasserentsalzung, Energiespeicherung und Logistik für den Export. „Mauretanien hat dank der Kombination aus hoher Sonneneinstrahlung und starken stabilen Winden einige der besten Bedingungen der Welt für die Entwicklung erneuerbarer Energien“, sagt Hynfra-Chef Tomoho Umeda.
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Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung hat eine Kurzstudie zur Wasserstoffregion Lingen erstellt. © ISI
(Deutschland) Die Stadt Lingen (Ems) kann sich strategisch als grüne Wasserstoffregion aufstellen. Dazu sollten Strukturen für Wasserstoffprojekte aufgebaut, die Abwärme von Elektrolyse zur Energieversorgung genutzt und die Forschung zu wasserstoffbasierten Antriebstechnologien und synthetischen Kraftstoffen weiter vorangetrieben werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) im Auftrag der Wirtschaftsförderung Lingen. Demnach entstanden im Emsland mit der Errichtung von Elektrolyseuren durch RWE und BP die Grundlage für die industrielle Herstellung von grünem Wasserstoff. Die Anbindung an das Strom- und Wasserstoffkernnetz trage dazu bei, dass dort schon jetzt große Mengen grünen Stroms und Wasserstoffs erzeugt, gespeichert und weiterverteilt werden könnten. Darüber hinaus fördert und bündelt die Stadt die Wasserstoffaktivitäten in der Region, unter anderem über das Netzwerk H2-Region Emsland. Weitere Strukturmaßnahmen könnten in den kommenden Jahren helfen, sich im Wasserstoffmarkt zu positionieren, unter anderem durch ein regionales Testzentrum für Wasserstofftechnologien. Auch könnte ein Wasserstoffcampus an der Hochschule mit praxisnahen Studienangeboten, einer Stiftungsprofessur, Laboren und Promotionsprogrammen unterstützende Forschungs- und Entwicklungsarbeit leisten. Die Studie „H2 Innovate: Strategien für die lokale Verankerung von Wasserstoffanwendungen“ gibt es kostenfrei als PDF (25 Seiten).
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Das norwegische Unternehmen H2Carrier entwickelte den „P2X-Floater“, ein Schiff zur Erzeugung von Wasserstoff und Ammoniak. DNV bescheinigte dem Konzept die Machbarkeit. © DNV
(Norwegen) Das chinesische Technologieunternehmen Wison New Energies Ltd. und die norwegische H2Carrier AS wollen die Kosten zur Herstellung von grünem Ammoniak senken. Ziel ist der Aufbau einer P2X-Floater“ geannten schwimmenden Produktions-, Lager- und Entladeeinheit (FPSO, floating production, storage and offloading facility) mit einer Leistung von 500 Megawatt im Norden Norwegens zur Herstellung von grünem Wasserstoff und Ammoniak auf See. Das FPSO würde Energie aus einem Windpark oder einer anderen erneuerbaren Quelle beziehen, um Strom für die Elektrolyse von Meerwasser bereitzustellen. Der Wasserstoff soll nach dem Haber-Bosch-Verfahren zu Ammoniak weiterverarbeitet werden. Tanker könnten ohne Landterminal direkt an der Plattform andocken und den Energieträger übernehmen. Das Konzept basiert auf dem Umbau eines bestehenden „Very Large Gas Carriers“. Das „P2X-Floater“-Design erhielt 2022 die grundsätzliche Zulassung (AiP) von der Zertifizierungsgesellschaft DNV, was die technische Machbarkeit bestätigt. H2 Carrier wurde 2020 von einem Team aus den Sektoren Offshore-Förderung von Öl und Gas sowie Offshore-Windkraft und Wasserstoff gegründet.
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Ministerpräsident Daniel Günther (Mitte) durchschneidet mit Gesellschaftern, Partnern und Kunden von HY.Kiel das Band zur Eröffnung der Wasserstofftankstelle. © HY.Kiel
(Deutschland) Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther hat (wie angekündigt) die erste öffentliche Wasserstofftankstelle des Bundeslandes eröffnet. Nach mehrjähriger Planungszeit habe der Bau nur ein Jahr gedauert. Die ersten Betankungen an den 350-bar- und 700-bar-Zapfsäulen hätten bereits stattgefunden. Der nun folgende Testbetrieb stelle regional produzierten grünen Wasserstoff für Busse, Lkw und Pkw bereit. Geplant ist unter anderem der ÖPNV-Einsatz zweier Brennstoffzellenbusse der DB-Tochter Autokraft im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Weitere regionale Unternehmen aus Logistik und Gewerbe hätten bereits ihr Interesse am Einsatz von Fahrzeugen mit Wasserstoffantrieb bekundet. Die Elektrolyseanlage mit zwei Megawatt Leistung könne jährlich bis zu 180 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren. Damit ließen sich täglich 20 Lkw, fünf Busse und zehn Pkw betanken. Betreiberin ist die HY.Kiel GmbH & Co. KG.
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Wasserstofftankstelle von H2 Mobility in Düsseldorf © H2 Mobility
(Deutschland) Der Entwickler und Betreiber von Waserstofftankstellen und Infrastruktur H2 Mobility bietet einen neuen Service im Bereich Treibhausgas (THG) und übernehme für Tankstellenbetreiber den Zugang zum Quotenhandel. Hintergrund sei die Komplexität des Handels mit Treibhausgaseinsparungen, der viele Wasserstofftankstellenbetreiber vor große Herausforderungen stelle. Darüber hinaus blieben „Marktzugänge teilweise durch schwer zu erreichende Mindestmengen an THG-Einsparungen verschlossen“, so das Unternehmen. Das Angebot umfasse die Vermarktung der Emissionseinsparungen, die Dokumentation, regelmäßige Preis-Updates sowie eine modulare Service-Struktur. Zentraler Aspekt sei „die Bündelung der THG-Einsparungen verschiedener Betreiber und die Wahl eines strategischen Verkaufszeitpunkts zur Verbesserung der Verhandlungsposition“. Somit könnten auch Betreiber teilnehmen, denen bisher der Zugang zum THG-Markt aufgrund fehlender Expertise oder geringer Mengen verwehrt blieb. Der THG-Quotenhandel ist ein staatliches Instrument zur Förderung nachhaltiger Mobilität. Er verpflichtet Mineralölunternehmen, ihre CO2-Emissionen schrittweise zu senken oder entsprechende Zertifikate zu erwerben. Betreiber von Wasserstofftankstellen können ihre eingesparten Treibhausgasemissionen verkaufen. Kontakt gibt es über die Website von H2 Mobility.
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iStock / © Danil Melekhin