Deutschland: Enertrag kauft Halle für 130-MW-Wasserstoffproduktion in Prenzlau +++ Großbritannien: Ineos investiert 30 Millionen Pfund zur Nutzung von Wasserstoff am Standort Hull +++ Deutschland: Tyczka beginnt Bau einer Wasserstofftankstelle in Schweinfurt +++ China: Hafenschlepper tankt erstmals Ammoniak aus der neuen Fabrik von Envision +++ Deutschland: Am Brainergy Park Jülich werden die Elektrolyseure aufgebaut +++ Kanada: First Hydrogen erweitert SMR-Forschung +++ Südkorea: Doosan Fuel Cell startet Serienproduktion von SOFC-Brennstoffzellensystemen +++ Österreich: Umrüstung des Gasnetzes auf Wasserstoff erfordert 3,5 Milliarden Euro +++ Deutschland: BDEW-Diskussionspapier über Importinfrastruktur für Wasserstoff +++ Kanada: Next Hydrogen Solutions nimmt H2-Tankstelle in Betrieb

Eine Auswahl von PtX-Themen zum Wochenabschluss zusammengefasst

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Enertrag kauft eine Halle zur Wasserstoffproduktion mit 130 Megawatt Leistung in Prenzlau. © Enertrag AG / Tom Schweers

(Deutschland) Die Enertrag AG hat den Kaufvertrag für einen künftigen Wasserstoffproduktionsstandort in Prenzlau unterzeichnet. Die Anschlussleistung liegt bei 130 Megawatt. Der Wasserbedarf werde aus bestehenden Kontingenten gedeckt und habe keine Auswirkungen auf die allgemeine Trinkwasserversorgung. Die Anlage ist Teil des europäischen Förderprogramms Hy2Infra und soll jährlich bis zu 12.500 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren, der über die Flow-Pipeline in das künftige deutsche Wasserstoffkernnetz eingespeist wird. Ergänzend entstehen mehrere Trailer-Abfüllstationen zur flexiblen Versorgung. Der neue Produktionsstandort wird in eine bestehende Industriehalle integriert. Die dabei entstehende Abwärme könnte die Stadtwerken Prenzlau für das städtische Fernwärmenetz nutzen. Die geplante Investitionssumme liegt nach Unternehmensangaben bei rund 300 Millionen Euro. Es sollen 25 neue Arbeitsplätze entstehen. Das Projekt befinde sich derzeit in der Phase der technischen Grundlagenplanung, anschließend würden die Genehmigungsunterlagen eingereicht.

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In der Fabrik von Ineos Acetyls in Hull, Großbritannien, wird künftig Wasserstoff statt Erdgas verbrannt, was den CO2-Ausstoß senkt. © Ineos

(Großbritannien) Der Petrochemiekonzern Ineos Holdings Ltd. hat eigenen Angaben zufolge 30 Millionen Pfund in seinen Produktionsstandort Hull investiert und die Anlage auf die Verbrennung von Wasserstoff anstelle von Erdgas umgestellt. Der Energieträger werde als Nebenprodukt aus bestehenden Herstellungsprozessen gewonnen. Die Investition sei Teil der Strategie von Ineos, seine Betriebe in Großbritannien und Europa zu dekarbonisieren. Durch die Umstellung habe man den CO2-Ausstoß um 75 Prozent gesenkt, sagt David Brooks, CEO der in Hull ansässigen Ineos-Tochter Ineos Acetyls, Hersteller von Essigsäure, Essigsäureanhydrid und Ethylacetat im industriellen Maßstab.

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Spatenstich für die Tankstelle in Schweinfurt (v.l.): Stefan Weiß (Tyczka Hydrogen), Florian Töpper (Landrat des Landkreises Schweinfurt), Caroline Trips (Präsidentin IHK WÜ-Schweinfurt), Frank Götzelmann (CEO Tyczka Group), Sebastian Remelé (Oberbürgermeister Schweinfurt), Tobias Gotthardt (Staatssekretär Wirtschaftsministerium Bayern), Thomas Zorn, Christoph Stiller, Jürgen Schmidt (alle Tyczka Hydrogen). © Tyczka GmbH

(Deutschland) Die Tyczka GmbH, Anbieter von Industriegasen, hat am Hafen von Schweinfurt (Bayern) mit dem Bau einer Wasserstofftankstelle begonnen. Die Station könne rund um die Uhr bis zu 1.000 Kilogramm grünen Wasserstoff pro Tag mit 350 oder 700 bar bereitstellen. Als Abnehmer stünden neben Lkw auch Busse und Müllsammelfahrzeuge im Fokus. Das bayerische Wirtschaftsministerium (StMWi) fördere das Vorhaben mit zwei Millionen Euro. Der nachhaltige Wasserstoff werde im ersten Schritt mit Trailern angeliefert und soll künftig im Rahmen eines „umfassenden Wasserstoff-Hubs“ der Unternehmenstochter Tyczka Hydrogen von einer am selben Standort entstehenden Elektrolyse bereitgestellt werden. Die Planung für die ebenfalls vom StMWi mit fünf Millionen Euro geförderten Anlage mit einer Leistung von fünf Megawatt liefen „auf Hochtouren“. Die Produktion werde auch die Region mit grünem Wasserstoff versorgen; die Inbetriebnahme soll Ende 2026 starten. Im Rahmen des Gesamtprojekts der Tankstelle, der geplanten Produktionsanlage und der zugehörigen Trailerflotte werde Tyczka Hydrogen mehr als 20 Millionen Euro in Schweinfurt investieren. Für Tyczka Hydrogen sei dies die dritte Station neben einer weiteren eigenen Tankstelle im Güterverkehrszentrum Augsburg sowie einer Beteiligung über die Hy2B Wasserstoff GmbH an einer Tankstelle in Hofolding, südlich von München.

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Envision Energy versorgt die weltweit erste grüne Ammoniak-Bunkertankstelle im Hafen von Dalian. Mit dem Energieträger wurde ein Hafenschlepper betankt. © Envision Energy

(China) Die chinesische Envision Energy Group hat erstmals grünes Ammoniak aus der gerade offiziell in Betrieb genommenen Fabrik in Chifeng ausgeliefert. Der Kunde China Shipping & Sinopec Suppliers Co., Limited habe damit im Terminal der COSCO Shipping Heavy Industry in Dalian ein 5.500 PS starkes Schiff des Hafenbetreibers betankt. Der Schlepper sei mit einem Ammoniak-Dual-Fuel-Motor sowie einem speziellen Kraftstoffversorgungssystem ausgestattet und erreiche eine Ammoniak-Substitutionsrate von bis zu 91 Prozent. Es habe von der China Classification Society die Klassifizierung „Ammonia Fuel Tug” erhalten. Damit sei die gesamte Wertschöpfungskette von der Produktion von grünem Ammoniak über den Transport und die Betankung bis hin zum Betrieb von ammoniakbetriebenen Schiffen nunmehr vollständig etabliert. Das Chifeng Green Hydrogen-Ammonia-Projekt sei die bislang weltweit größte und kostengünstigste Anlage ihrer Art. Sie werde vollständig durch integrierte Wind-, Solar- und Energiespeichertechnologien betrieben. Das produzierte grüne Ammoniak wurde, wie berichtet, durch das Bureau Veritas zertifiziert. Der Hafen von Dalian stärke damit seinen Status als Zentrum für grüne Energie in Nordostasien und schließe „eine wichtige Lücke in der Lieferkette für grünen Ammoniak-Kraftstoff für internationale Handelsschiffe“.

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Neumann & Esser liefert zwei Elektrolyseure für den Brainergy Park Jülich. © Neumann & Esser GmbH

(Deutschland) Im Brainergy Park Jülich sind die beiden Elektrolyseure angekommen. Die gesamte Produktionsanlage umfasst nach Fertigstellung außer der Produktion unter anderem auch Anlagen zur Verdichtung, Speicherung sowie eine Abfüllstationen und ein Betriebsgebäude. Sie wird von der HyDN GmbH errichtet und betrieben, an der das Unternehmen Messer Industriegase und der Kreis Düren eigenen Angaben zufolge zu je 50 Prozent beteiligt sind. Die Elektrolyseure mit einer Leistung von zehn Megawatt lieferte die Neumann & Esser GmbH & Co.KG aus Aachen. Gemeinsam mit der Messer SE & Co. KGaA ist das Unternehmen mit der Realisierung des gesamten Projekts beauftragt. Die Inbetriebnahme mit einer Jahreskapazität von 1.000 Tonnen ist für „spätestens Anfang 2026“ geplant. Dann sollen unter anderem die aktuell 20 Brennstoffzellenbusse im Kreis Düren betankt werden. Der Bau wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur mit rund 14,7 Millionen Euro gefördert. Die Gesamtinvestitionen liegen bei 35 Millionen Euro (Stand Juli 2024).

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SMR haben eine Leistung bis 300 Megawatt. Sie können vorfabriziert zum Aufstellungsort transportiert werden. © International Atomic Energy Agency IAEA / A. Vargas

(Kanada) Die First Hydrogen Corp. erweitert über die im März gegründete Tochter First Nuclear Corp. ihre im Juni begonnene Zusammenarbeit mit dem Renewable Thermal Laboratory der University of Alberta zur Weiterentwicklung kleiner modularer Kernreaktoren (SMR, Small Modular Reactors). Der Schwerpunkt liege auf Brennstoffreaktormaterialien, Reaktordesign und -optimierung unter Berücksichtigung des Wachstums von Rechenzentren mit künstlicher Intelligenz (KI).Wie berichtet sieht das Unternehmen in der SMR-Technologie ein „stabiles, kostengünstiges und effizientes Verfahren zur Erzeugung von grünem Wasserstoff“. First Hydrogen prüfe derzeit potenzielle Standorte in Kanada und Europa. SMR könnten industriell gefertigt und dann zum Bestimmungsort transportiert werden, um sie auch an abgelegenen Standorten zu installieren. Nach Angaben der kanadischen Regierung gibt es derzeit fünf herkömmliche Kernkraftwerke in drei Provinzen mit 22 Reaktoren. Diese produzierten 15 Prozent des Stroms in Kanada (Stand Januar 2025). Zu den bedeutenden kanadischen SMR-Projekten zählten den Angaben zufolge die Darlington-SMR-Initiative von Ontario Power Generation (OPG) zum Bau von vier Reaktoren, der Fokus von New Brunswick auf SMR der vierten Generation, darunter die Entwicklung von ARC Clean Energy in Point Lepreau, und die Erforschung von SMR für die Stromerzeugung im Netzmaßstab in Saskatchewan. Die Entwicklung von SMR-Konzepten begann in den 1950er-Jahre für militärische Zwecke. Laut einem Gutachten des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung liegen bislang keine SMR-spezifischen nationalen oder internationalen Sicherheitsstandards vor.

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Doosan Fuel Cell nimmt seine neue SOFC-Brennstoffzellenfabrik in Gunsan, Südkorea, in Betrieb. © Doosan Fuel Cell Co. Ltd

(Südkorea) Die Doosan Fuel Cell Co. Ltd. hat mit der Serienproduktion von Brennstoffzellensystemen (SOFC, Solid Oxide Fuel Cells) begonnen. Die Fabrik in Gunsan, Provinz Jeollabuk-do verfügt aktuell über eine Jahreskapazität von 50 Megawatt. Die dort hergestellten Brennstoffzellen, Stacks und Antriebssysteme würden zunächst an Kunden in Südkorea vermarktet. Basis ist die Festoxidtechnologie der britischen Ceres Power Holdings plc (CWR). Doosan sei „der erste strategische Lizenzpartner“ von Ceres, der mit dieser Technologie in die industrielle Fertigung einsteigt. Doosan Fuel Cell will den Angaben zufolge die ersten Brennstoffzellen noch vor Jahresende 2025 auf den Markt zu bringen. Der Fokus liege auf stationären dezentralen Energiesystemen, insbesondere für Anwendungsbereiche mit hohem und wachsendem Energiebedarf wie Rechenzentren, aber auch zur Stabilisierung von Stromnetzen und Mikronetzen auf Basis erneuerbarer Energien durch Spitzenstromerzeugung, außerdem Stromversorgungssysteme für Gebäude und Hilfsstromlösungen für die Schifffahrt.

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Über die West-Austria-Gasleitung (WAG) fließt Erdgas unter anderem aus Nord- und Westeuropa in die Gasimport und -verteilstation Baumgarten in Niederösterreich. Die ÖVGW fordert rasche politische Entscheidungen, um die Gaswirtschaft Österreichs für Wasserstoff zukunftsfähig zu machen. © Gas Connect Austria GmbH

(Österreich) Um die österreichischen Gasnetze fit für die Wasserstoffversorgung zu machen, seien Investitionen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro erforderlich, zitiert die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) Michael Harasek vom Institut für Verfahrenstechnik der TU Wien. Dieser Betrag werde jedenfalls für den umfassenden Umbau des Leitungsnetzes benötigt. Das bestehende Gasnetz hat einen Wert von etwa 15 Milliarden Euro und könne künftig für den Transport von sauberem Wasserstoff genutzt werden. „Wichtig ist, dass wir die Umsetzungskraft der Politik jetzt auch bei Energiegesetzen wie dem Gaswirtschaftsgesetz (GWG) bekommen, damit wir rasch mit dem Bau und dem Umrüsten der Infrastruktur beginnen können“, sagt ÖVGW-Präsident Stefan Wagenhofer. „Auf dem Spiel stehen zum einen die Drehscheibenfunktion, die Österreich im internationalen Wettbewerb beim Erdgas hatte, und zum anderen die industrielle Wettbewerbsfähigkeit Österreichs.“ Ohne Wasserstoff gebe es keine dekarbonisierte Industrie. Mit einer politischen Investitionsentscheidung für das H2-Startnetz, könne den Systemteilnehmern die Sicherheit gegeben werden, „dass die Wasserstoffwirtschaft im nächsten Jahrzehnt in Österreich eine Infrastrukturbasis hat“. Neben Förderungen seien Staatsgarantien erforderlich, um den Aufbau des H2-Startnetzes „auch marktgängig finanzieren zu können, ohne den Staatshaushalt zu belasten“. Laut Harasek benötige Österreich „einerseits eine Inlandsproduktion und andererseits ein Zusammenspiel aus Pipelinesystemen und Speichern, damit wir auch Wasserstoffkapazitäten aus dem Ausland aufnehmen können“. Großinvestitionsprojekte in Tunesien, Marokko oder der Ukraine seien in Planung. Für sie sollen künftig Importkorridore geschaffen werden. „Für die erforderliche Planungssicherheit in der Branche und zur Schaffung eines investitionsfreundlichen Rahmens ist es unerlässlich, das Gaswirtschaftsgesetz zeitnah durch den Nationalrat zu bringen“, sagt ÖVGW-Präsident Wagenhofer.

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„Norsea-Gas-Terminal“ von Gassco in Emden. © Gassco AS

(Deutschland) Künftig sollen die deutschen LNG-Terminals für erneuerbaren und kohlenstoffarmen Wasserstoff genutzt werden. In einem-Diskussionspapier skizziert der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) seine Vorstellungen zu einer Importinfrastruktur für Wasserstoff und seine Derivate. Der Schwerpunkt liegt auf den bis 2030 notwendigen Maßnahmen. Demnach solle unter anderem ein „Masterplan Wasserstoffimportterminals“ erarbeitet werden. Inhaltlich seien schwimmende und landbasierte Terminaloptionen mit Investitionsbedarfen, Zuständigkeitsverteilungen und politscher Koordination zu berücksichtigen. Zudem müssten bestehende Förderinstrumente erweitert und Förderrahmenbedingungen für Erstnutzer und (Mit-)Investoren geschaffen werden. Auch seien rechtlich-regulatorische Unsicherheiten entlang der H2-Wertschöpfungskette und damit für den H2-Kunden zu identifizieren und offene Fragen etwa hinsichtlich des Netzanschlusses sowie zu Transport- und Haftungsfragen im H2-Kernnetz zu klären. Nach BDEW-Angaben würden die Handlungsempfehlungen über den Sommer in einer AG weiter verfeinert. Das Papier (11 Seiten) ist abrufbar auf der Website.

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(Kanada) Die Next Hydrogen Solutions Inc. hat die eigenen Angaben zufolge „größte saubere Wasserstofferzeugungs- und Tankstelle in Ontario“ in Betrieb genommen. Die Tageskapazität liege bei 650 Kilogramm und solle vorrangig mit Brennstoffzellen betriebene Stapler eines Vertriebszentrums bedienen. Next Hydrogen beaufsichtige vorerst das System, bis die Tankstelle offiziell auf den Kunden übertragen werde. Die Demonstration des Elektrolyseurs in einer Marktanwendung ebne „den Weg für eine groß angelegte, kostengünstige Produktion von grünem Wasserstoff“, sagt Raveel Afzaal, Präsident und CEO von Next Hydrogen.

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