(Essen / Deutschland) – Die Energiekonzerne RWE AG und Total Energies SE haben einen auf vorerst 14 Jahre angelegten Abnahmevertrag für grünen Wasserstoff geschlossen. Demnach liefert RWE in den Jahren von 2030 bis 2044 jährlich rund 30.000 Tonnen des Energieträgers an die Raffinerie von Total in Leuna (Sachsen-Anhalt) – und wird damit zum Ankerkunden der RWE-Elektrolyse im norddeutschen Lingen.

RWE in Lingen: Die Pilotanlage besteht aus einem Alkali-Elektrolyseur von Sunfire mit einer Kapazität von zehn Megawatt und einer 4-MW-Anlage, die von Linde unter Verwendung eines PEM-Elektrolyseurs von ITM Power entworfen und gebaut wurde. © RWE AG
Die Wasserstoffproduktion hatte dort im Sommer letzten Jahres mit einer Elektrolyseleistung von zunächst 14 Megawatt begonnen. Damit können stündlich 270 Kilogramm des Energieträgers erzeugt werden. Geplant ist der Ausbau in mehreren Stufen bis auf eine Leistung von 300 Megawatt im Jahr 2027.
„Dieser langfristige Vertrag für grünen Wasserstoff ist ein wichtiger Meilenstein zur Reduzierung unserer CO2-Emissionen in unserer Raffinerie in Leuna“, sagt Patrick Pouyanné, Vorstandschef und Geschäftsführer von Total Energies. Möglich werde dies durch das künftige im Endausbau 9.000 Kilometer lange H2-Kernnetz, das schrittweise durch Umwidmung von Gasleitungen sowie Pipelineneubau zwischen 2025 und 2032 in Betrieb gehen soll. Damit werden auch Lingen und Leuna verbunden.

RWE Generation wird grünen Wasserstoff aus Lingen in Gronau-Epe speichern, um auch an sonnen- und windarmen Tagen künftig über das Wasserstoffkernnetz liefern zu können. © RWE AG
Nach EU-Recht dürfen die Elektrolyseure nur mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen betrieben werden, der in derselben Stunde wie der grüne Wasserstoff erzeugt wurde. Um auch in sonnen- und windarmen Zeiten den vertraglich zugesagten Wasserstoff liefern zu können, habe RWE Generation Kapazitäten des Wasserstoffspeichers in Gronau-Epe gebucht, den die RWE-Tochter RWE Gas Storage West 2027 in Betrieb nehme.
Raffinerien nutzen heute bereits große Mengen Wasserstoff. Dieser stammt überwiegend aus fossilem Erdgas, was hohe CO2-Emissionen verursacht. In Deutschland werden Kraftstofflieferanten dazu motiviert, die Treibhausgasemissionen (THG-Quote), die durch ihre Kraftstoffe entstehen, schrittweise zu reduzieren, beispielsweise um 25 Prozent bis 2030. Der Einsatz von grünem Wasserstoff ist eine Möglichkeit für Raffinerien, CO2-Emissionen zu verhindern und so ihre THG-Quote zu verbessern.

250313 – RWE Generation wird grünen Wasserstoff aus Lingen in Gronau-Epe speichern, um auch an sonnen- und windarmen Tagen künftig über das Wasserstoffkernnetz liefern zu können. © RWE AG
Total Energies hat zur Dekarbonisierung seiner Raffinerien in Europa Lieferkontingente für 500.000 Tonnen pro Jahr grünen Wasserstoff ausgeschrieben. Außer in Leuna hat Total Bedarf an den Standorten La Mède, Grandpuits und Normandie (alle Frankreich) sowie Antwerpen (Belgien) und Zeeland (Niederlande). Schon der Einsatz von 30.000 Tonnen wie in Leuna spare jährlich 300.000 Tonnen CO2 ein. So viel stoßen rund 140.000 Pkws durchschnittlich pro Jahr aus.
Nach Unternehmensangaben habe man nun bereits Verträge in einer Größenordnung von 200.000 Tonnen unterzeichnet, darunter 70.000 Tonnen mit der Air Products & Chemicals Inc., die ebenfalls ab 2030 geliefert werden sollen (wir berichteten).
Foto oben
Total-Raffinerie in Leuna (Sachsen-Anhalt). © Total Energies SE