Österreich: Energie AG stellt Antrag für Umnutzung von Gasleitungen für Wasserstoff-Startnetz +++ USA: Nikola nimmt Hyla-Tankstelle in Kalifornien in Betrieb +++ USA: Lancaster gründet Unternehmen zur Wasserstoffversorgung +++ Deutschland: Leistung neu installierter Windturbinen 2024 knapp über Vorjahresniveau +++ VAE: Abu Dhabi bekommt zwei Wasserstoffbusse +++ Indien: Avaada will zwölf Milliarden Dollar in Erneuerbare und Wasserstoff investieren +++ Deutschland (Studie): Künftige Rolle der Grundlastkraftwerke +++ Japan: Honda baut Produktionsanlage für ein neues Brennstoffzellensystem auf +++ Norwegen: Hydrogen Pro bekommt Finanzspritze von seinen Anteilseignern

Eine Auswahl von PtX-Themen zum Wochenabschluss zusammengefasst

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Alexander Kirchner, CTO der Energie AG und Aufsichtsratsvorsitzender der Netz Oberösterreich GmbH. © Energie AG / Robert Maybach

(Österreich) Die Energie AG Oberösterreich will die Umwidmung eines Leitungsstrang des bestehenden Erdgasleitungsnetzes der Netz Oberösterreich GmbH für Wasserstoff beantragen. Die Netz Oberösterreich GmbH, die Strom- und Gasnetzbetreiberin der Energie AG, verfüge über ein rund 6.000 Kilometer langes Leitungsnetz und könne einen Teil davon für die Wasserstoffversorgung zur Verfügung stellen. Man plane die Doppelstrangleitung zwischen Ebelsberg im Südosten von Linz und Sattledt künftig als dual-use-Leitung zu betreiben. Dadurch lasse sich in einer Röhre weiterhin Methan transportieren, während die zweite Röhre für den Transport von Wasserstoff genutzt werde. Diese könne 50.000 Kubikmeter Wasserstoff pro Stunde befördern – eine Menge, die etwa 170 Megawatt entspeche und die Leistung des Fernheizkraftwerks in Linz abdecke. Für die geplante Doppelnutzung sei eine Änderung der Betriebsanlagengenehmigung erforderlich. „Mit der Umwidmung der bestehenden Leitung zwischen Linz und Sattledt setzen wir einen ersten großen Schritt. Wir ermöglichen damit, dass Oberösterreich als eine der ersten Regionen österreichweit mit Wasserstoff versorgt werden kann“, sagt Alexander Kirchner, CTO der Energie AG und Aufsichtsratsvorsitzender der Netz Oberösterreich GmbH.

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(USA) Die Nikola Corp. installiert eine weitere Wasserstofftankstelle seiner Eigenmarkt „Hyla“. Standort ist Sacramento, Kalifornien. Die Station sei für Fahrzeuge der Klasse 8 (ab 15 Tonnen) ausgerüstet und könne in der ersten Phase täglich 20 Wasserstoff-Lkw betanken. Die Inbetriebnahme ist noch für Januar vorgesehen. Das Unternehmen will eine umfassende Wasserstoffinfrastruktur in Nordamerika aufbauen. Es gibt in den USA bereits eine Reihe von Hyla-Tankstellen. 2024 kamen überdies zwei Stationen in Kanada hinzu.

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Das neu gegründete Unternehmen First Public Hydrogen soll Produzenten erneuerbaren Wasserstoffs mit den Abnehmern zusammenführen. © City of Lancaster

(USA) Die kalifornische Stadt Lancaster und die nur wenige Hundert Einwohner zählende City of Industry, einem Vorort von Los Angeles, gründen ein öffentliches Wasserstoffversorgungsunternehmen. „First Public Hydrogen“ (FPH2) solle „eine erfolgreiche und nachhaltige Wasserstoffwirtschaft fördern“, sagte R. Rex Parris, Bürgermeister Lancasters und Vorsitzender des Verwaltungsrats. Bei der Versorgung bestehe derzeit eine „erhebliche“ Diskrepanz: „Die großen Abnehmer von erneuerbarem Wasserstoff streben einen nahtlosen Einkauf ohne Projektprüfung an, während die Hersteller mit erheblichen Vorabinvestitionen konfrontiert sind.“ Diese Lücke werde FPH2 überbrücken, die Zusammenarbeit fördern und das Wachstum des Wasserstoffmarktes vorantreiben. Das öffentliche Versorgungsunternehmen werde Hersteller von erneuerbarem Wasserstoff mit den Abnehmern zusammenbringen, die das Dekarbonisierungspotenzial in Branchen wie Schifffahrt und Häfen, Verkehr und Energiesektor nutzen wollen. „Durch die Schaffung eines transparenten und skalierbaren Wasserstoffversorgungsunternehmens positioniert FPH2 unsere Region und Kalifornien als Vorreiter bei der Revolution für saubere Energie“, sagt Cory Moss, Bürgermeister von Industry.

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Die Stromerzeugung aus Windenergie in Deutschland erreichte 2024 kumuliert rund 137 Milliarden Kilowattstunden (2023: 142 Mrd. kWh). © IWR

(Deutschland) 2024 sind insgesamt 701 Windturbinen mit einer Leistung von 3.920 Megawatt (MW) neu in Betrieb gegangen (2023: 782 Anlagen; 3.843 MW). Onshore wurden 628 Anlagen mit einer Leistung von 3.178 MW installiert (2023: 755 Anlagen; 3.585 MW). Im Marktsegment offshore waren es 73 Windturbinen mit einer Leistung von 742 MW (2023: 27 Anlagen; 257 MW). Nordrhein-Westfalen steht an der Spitze mit 152 neuen Windturbinen und 733 MW Leistung, es folgen Niedersachsen (126 Anlagen, 652 MW) und Schleswig-Holstein (115 Anlagen, 579 MW). Am Ende des Bundesländer-Rankings stehen Thüringen (sechs Anlagen, 30,7 MW), Sachsen (fünf Anlagen, 23,9 MW) und das Saarland (zwei Anlagen, 9,8 MW). Dies geht aus einer ersten Auswertung von Daten des Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur durch das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) in Münster hervor. IWR-Chef Norbert Allnoch sieht nach den steigenden Ausschreibungszahlen der Bundesnetzagentur gute Voraussetzungen, „dass der Windmarkt in Deutschland 2025 und vor allem 2026 deutlich an Schwung gewinnt“. Kumuliert seien in Deutschland bis Ende 2024 rund 32.500 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 74.900 MW in Betrieb gegangen. Weil immer mehr Altanlagen nach Ablauf der Betriebszeit abgebaut und durch neue, leistungsstärkere Windturbinen ersetzt würden, seien derzeit etwa 30.620 Anlagen mit einer Leistung von 72.700 MW in Betrieb. Die Stromerzeugung aus Windenergie in Deutschland sank 2024 den Angaben zufolge von 142 auf nunmehr 137 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh), davon onshore 111,6 Mrd. kWh (2023: 118 Mrd. kWh) und offshore 25,6 Mrd. kWh (2023: rd. 24 Mrd. kWh). Windkraft war 2024 die bundesweit wichtigste Stromquelle mit einem Anteil von gut 33 Prozent.

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Hyundai hat zwei Wasserstoffbusse an Abu Dhabi Mobility übergeben. © Hyundai Motor Corp.

(VAE) Das Verkehrsunternehmen Abu Dhabi Mobility hat in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate zwei Brennstoffzellenbusse der Marke Hyundai für den öffentlichen Personennahverkehr übernommen. Die Lieferung erfolgte über den Hyundai-Händler Juma Al Majid Co. LLC. Es handelt sich um die Modelle „Elec City FC“ und „Universe FC“. Technische Details zur konkreten Konfiguration wurden nicht genannt. Nach Hyundai-Angaben hat der Elec City FC üblicherweise eine Kapazität von 25 Sitzplätzen sowie 36 Stehplätze. Das Fahrzeug könne mit dem 180-Kilowatt-Brennstoffzellensysten 500 Kilometer mit einer Tankfüllung zurücklegen. Der Universe FC schaffe 635 Kilometer. Die Busse wurden im Rahmen des „Green Bus“-Programms für Stadt- und Regionalbusse des Integrated Transport Centre (Abu Dhabi Mobility) angeschafft, das bis Ende 2025 läuft.

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Avaada will im Bundesstaat Rajasthan zwölf Milliarden Dollar in Erneuerbare investieren. © Avaada Group

(Indien) Die indische Avaada Group will den Bundesstaat Rajasthan mit Investitionen in Höhe von rund zwölf Milliarden Dollar „in ein globales Zentrum für erneuerbare Energien“ umwandeln. „Die enormen Solar- und Windressourcen Rajasthans bieten eine einmalige Gelegenheit, die globale Landschaft der erneuerbaren Energien neu zu definieren“, sagte Vorstand Vineet Mittal bei der Veranstaltung „Rising Rajasthan 2024“ im Beisein von Indiens Premierminister Narendra Modi und Rajasthans Ministerpräsident Bhajanlal Sharma. Rajasthan habe ein Solarpotenzial von über 142 Gigawatt und mehr als 325 Sonnentage pro Jahr. Zu den wichtigsten Investitionen, die auf dem Gipfel angekündigt wurden, gehören ein 1,2-Gigawatt-Pumpspeicherprojekt (700 Millionen Dollar) zur Verbesserung der Energiespeicherung und Netzstabilität, Projekte für grünen Wasserstoff und Ammoniak sowie Solar- und Windkraftprojekte im Versorgungsmaßstab in Jhalawar, Kota, Barmer und Bikaner. Einen Zeitplan, bis wann die ersten Projekte umgesetzt werden sollen, nannte Avaada nicht.

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Studie: Eine sichere Energieversorgung ist auch ohne Grundlastkraftwerke möglich. © ESYS

Gemäß den aktuellen politischen Vorgaben sollen künftig hauptsächlich Photovoltaikanlagen und Windräder Strom erzeugen. Das führe zu einer „grundlegenden Umstellung“ im Stromsektor: von einer stets einsatzbereiten Herstellung in großen Kraftwerken hin zu einer wetter- und tageszeitabhängigen Produktion in zahlreichen verteilten, kleineren Anlagen. Eine Studie im Rahmen des Akademieprojekts „Energiesysteme der Zukunft“ (ESYS) befasst sich damit, welchen Platz Grundlastkraftwerke in einem veränderten Energiesystem künftig einnehmen. „Diese Frage ist umso relevanter, da der Strombedarf voraussichtlich steigen wird, wenn vermehrt Wärmepumpen genutzt und E-Autos gefahren werden.“ Die ESYS-Experten haben analysiert, ob und inwieweit es vorteilhaft für die deutsche und europäische Energieversorgung ist, Grundlastkraftwerke in einem umstrukturierten Energiesystem einzusetzen. Außerdem wird unter anderem diese Kraftwerksart grundsätzlich betrachten, die dort eingesetzten Technologien sowie deren Notwendigkeit hinterfragt. Ein Fazit: Eine sichere Energieversorgung sei auch ohne Grundlastkraftwerke möglich. Falls sie eingesetzt würden, kämen als CO2-arme Varianten Kernkraft, Geothermie, Erdgas und potenziell Kernfusion infrage. Ihr Nutzen ergäbe sich vor allem dann, wenn sie wirtschaftlicher sind als andere Energiequellen (hauptsächlich Photovoltaik und Windkraft). Aber: „Absehbar würden sie die Gesamtkosten der Energieversorgung wohl nicht senken.“ Das ESYS-Impulspapier wird getragen von der Leopoldina, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) und der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften. Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) hat Szenarioanalysen durchgeführt.

Das Impulspapier „Kernspaltung, Erdgas, Geothermie, Kernfusion Welche Rolle spielen Grundlastkraftwerke in Zukunft?“ gibt es kostenfrei als PDF (55 Seiten).

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Im Mai 2024 stellte Honda einen neuen Brennstoffstoffzellen-Lkw für den nordamerikanischen Markt vor. © Honda Motor Co., Inc.

(Japan) Die Honda Motor Co., Ltd. will in Japan ein neues Werk bauen, um das von Honda entwickelte und von dem Unternehmen so genannte „Brennstoffzellensystem der nächsten Generation“ zu produzieren. Standort ist ein Teil des Grundstücks und der Gebäude der Powertrain Unit Factory in Moka City, Präfektur Tochigi, die im Oktober 2024 die Produktion von Komponenten für Automobilantriebsstränge eingestellt hat. Die Kapazität wird mit 30.000 Einheiten angegeben. Die Investitionen belaufen sich auf 14,7 Milliarden Yen (90 Millionen Euro). Die Inbetriebnahme ist für den 31. März 2028 vorgesehen, an dem das japanische Geschäftsjahr endet. Honda rechnet mit einem staatlichen Zuschuss für die Errichtung des Werks sowie für die Produktion durch das japanische Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI). Honda strebt bis 2030 einen Anteil von fünf Prozent am Markt für brennstoffzellenbetriebene Lkw an, bis etwa 2040 solle der Marktanteil 30 Prozent erreichen.

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(Norwegen) Die chinesische Longi Hydrogen Energy Technology Co., Ltd., Tochter des Solarkonzerns Longi Green Energy, investiert gemeinsam mit Andritz AG und Mitsubishi Heavy Industries, Ltd. rund 140 Millionen norwegische Kronen (11,8 Millionen Euro) in das Technologieunternehmen Hydrogen Pro ASA. Darüber hinaus meldet Longi eine Vereinbarung, wonach man gemeinsam an der Erweiterung der Produktion, der Entwicklung und dem Service von Elektrolyseuren für den europäischen Markt für grünen Wasserstoff arbeite. Durch die Zusammenarbeit wolle man die sich ergänzenden Stärken nutzen, „um unseren Kunden einen überzeugenden Mehrwert zu bieten“, sagt Zhang Haimeng, Vice President & Chief Sustainability Officer von Longi Green Energy und Vorstand von Longi Hydrogen. Man erwarte Synergien in den Bereichen Technik, Lieferkette sowie Kundenservice und sei „zuversichtlich, dass diese Zusammenarbeit die Industrialisierung grüner Wasserstofftechnologien“ vorantreibe.

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