(Madrid / Spanien) – Mehr als ein Dutzend europäische Unternehmen haben eine „H2med Southwest Hydrogen Corridor“ genannte Allianz gegründet. Ziel ist es, die Dekarbonisierung von Industrieregionen durch die Umsetzung des Wasserstoffkorridors „H2med“ zu beschleunigen.
H2med soll in den 2030er Jahren die Wasserstoffmärkte in Süd- und Nordeuropa über Portugal, Spanien, Frankreich und Deutschland miteinander verbinden. Der Korridor umfasst Leitungen zwischen Portugal und Spanien („CelZa“, Celorico da Beira / Zamora) mit einer Kapazität von 0,75 Millionen Tonnen pro Jahr, eine Unterwasser-Pipeline zwischen Spanien und Frankreich („BarMar“, Barcelona / Marseille) mit einer Kapazität von zwei Millionen Tonnen sowie die Anbindung an das deutsche Wasserstoffkernnetz.
Offen für weitere Firmen und Regionen
Initiatoren von „H2med“ sind die vier Gasfernleitungsnetzbetreiber Enagás SA (Spanien), GRTgaz SA (Spanien), Redes Gasodutos SA (REN; Portugal) und Teréga SAS (Spanien). Im Oktober vergangenen Jahres stieß Open Grid Europe GmbH (OGE) aus Deutschland als fünfter Netzbetreiber hinzu.
An der neuen Allianz europäischer Industrien mit den Netzbetreibern beteiligen sich nunmehr auch der Petrochemiekonzern Moeve SA (Spanien, vormals Cepsa), die Energie- und Technologieunternehmen DH2 Energy España (Spanien), Thyssenkrupp Nucera (Deutschland), Thyssenkrupp Steel Europe (Deutschland), Elyse Energy (Frankreich), HDF Energy (Frankreich), Hynamics (Frankreich), Qair (Frankreich), Securing Energy for Europe (SEFE; Deutschland), SHS-Stahl-Holding-Saar GmbH & Co KG (Deutschland) sowie das Investmentunternehmen Copenhagen Infrastructure Partners (CIP; Dänemark). Die Allianz sei offen für weitere Unternehmen und Regionen, heißt es in einer Mitteilung.
Diese multiregionale und multisektorale Zusammenarbeit sei „von entscheidender Bedeutung, um eine solide Grundlage für die Steigerung des Wasserstoffangebots und der Wasserstoffnachfrage zu schaffen“, erklärt Enagás. Dazu werde die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den Mitgliedern in Bereichen wie Produktion, Technologie, Verbrauch und Transport verstärkt, um die nationalen Wasserstoffmärkte anzukurbeln sowie Angebot und Nachfrage zu koordinieren.
Anfang dieses Jahres beauftragten Enagás, OGE, GRTgaz und Teréga den schottischen Ingenieurdienstleister John Wood Group plc mit der Erstellung einer H2med-Vorstudie zu den Routen der 450 Kilometer langen maritimen BarMar-Pipeline sowie der CelZa-Leitung, die 250 Kilometer über Land Portugal und Spanien verbindet. Die Gesamtinvestition für beide Projekte wird auf 2,5 Milliarden Euro geschätzt.
Enagás-Präsident Antonio Llardén betont im April dieses Jahres, dass die Investitionen in Wasserstoffinfrastrukturen „der Schlüssel zur Dekarbonisierung und Versorgungssicherheit in Spanien und Europa“ seien. Die geschätzten Gesamtinvestitionen in Spanien beliefen sich bei den mit H2med verbundenen Projekten von gemeinsamem Interesse (PCI) auf 5,9 Milliarden Euro: 4,9 Milliarden für die Wasserstoffinfrastruktur und eine Milliarde für den spanischen Teil von H2med. Enagás selbst wolle zwischen 2027 und 2030 rund 3,2 Milliarden Euro in die Wasserstoffinfrastruktur investieren.
Interessensbekundung noch bis 18. Dezember möglich
Im November rief das Konsortium der fünf europäischen Übertragungsnetzbetreiber die Wasserstoffindustrie dazu auf, die Interessen an H2med-Infrastrukturen zu bekunden. Unternehmen können sich noch bis zum 18. Dezember über die H2Digital-Plattform beteiligen. Die Ergebnisse werden im ersten Quartal 2025 vorgestellt.
Die „H2med Southwest Hydrogen Corridor“-Allianz wurde im Rahmen der Veranstaltung „Scaling Up Green Hydrogen for Domestic Use and Export“ in der Deutschen Botschaft in Madrid offiziell gegründet und unterzeichnet, welche vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und der Deutschen Energie-Agentur (Dena) organisiert worden war. Laut BMWK haben rund 80 Akteure aus der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette in Spanien, Portugal, Frankreich und Deutschland teilgenommen sowie hochrangige politische Vertreter dieser Länder.
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H2med verbindet eine ganze Reihe Wasserstoffvorhaben der europäischen Industrie mit dem portugiesischen und dem spanischen Backbone-Netz sowie mit dem deutschen Wasserstoffkernnetz. Enagás hatte das Vorhaben im Oktober vergangenen Jahres in der spanischen Botschaft in Berlin im Vorfeld der Beantragung als „Project of Common European Interests“ (PCI) vorgestellt. Der deutsche Fernleitungsnetzbetreiber OGE trat seinerzeit dem Bündnis der vier anderen Unternehmen bei. © Enagás SA