(Paris / Frankreich) – Der französische Hersteller von Industriegasen Air Liquide SA soll den Wasserstoffbedarf einer Bioraffinerie von Total Energies SE bei Marseille decken. Im Rahmen eines langfristigen Vertrages werde das Unternehmen am Standort La Mède eine Produktionsanlage mit einer Kapazität von 25.000 Tonnen pro Jahr bauen und betreiben.
Dies ermögliche die Erzeugung von erneuerbarem Wasserstoff aus recycelten biogenen Nebenprodukten der Bioraffinerie. Der Energieträger werde hauptsächlich für die Herstellung von Biokraftstoffen und nachhaltigen Flugzeugtreibstoffen (SAF, Sustainable Air Fuels) verwendet. Die Investitionskosten lägen für Air Liquide bei mehr als 80 Millionen Euro. Die Gesamtinvestitionen für das Projekt beliefen sich für beide Unternehmen auf 150 Millionen Euro. Die Inbetriebnahme sei für 2028 vorgesehen.
Der 1935 in Châteauneuf-les-Martigues errichtete Komplex befindet sich seit 2015 im Umbau. Total Energies investiert eigenen Angaben zufolge 337 Millionen Euro, um La Mède von einer Mineralölraffinerie in eine Bioraffinerie umzuwandeln. Diese könne eine Vielzahl zertifizierter nachhaltiger Rohstoffe wie Pflanzenöle, Altspeiseöle und tierische Fette aus der Kreislaufwirtschaft verarbeiten. 2017 wurde ein Solarkraftwerk mit einer installierten Leistung von acht Megawatt in Betrieb genommen.
Das Air-Liquide-Vorhaben ergänzt eine Vereinbarung von Januar 2021 zwischen Total Energies und dem Energiekonzern Engie SA über Planung, Entwicklung, Bau und Betrieb des „Masshylia“ genannten Projekts in La Mède. Einst sollen dort 10.000 Tonnen grüner Wasserstoff mittels eines anfangs 20 Megawatt leistenden Elektrolyseurs erzeugt werden. Den Strom für die Produktion von fünf Tonnen Wasserstoff pro Tag liefert ein 100-Megawatt-Photovoltaikkraftwerk. Die Inbetriebnahme ist für 2029 vorgesehen. Beide Projekte würden die jährlichen CO2-Emissionen der Bioraffinerie kumuliert um 130.000 Tonnen reduzieren
70.000 Tonnen von Air Products
Im September 2023 startete Total Energies eine Ausschreibung zur Lieferung von jährlich 500.000 Tonnen grünen Wasserstoffs. Damit wolle der Konzern bis 2030 jährlich fünf Millionen Tonnen CO2 in seinen sechs europäischen Raffinerien an den Standorten Antwerpen (Belgien), Leuna (Deutschland), Zeeland (Niederlande) sowie Normandie, Donges und Feyzin (Frankreich) einsparen.
Den ersten Deal nach der Ausschreibung traf Total Energies mit der Air Products & Chemicals Inc. Die Unternehmen schlossen im Juni 2024 einen auf 15 Jahre angelegten Vertrag. Demnach soll der US-Hersteller von Industriegasen ab 2030 jährlich 70.000 Tonnen grünen Wasserstoff liefern (wir berichteten). Für Leuna hatten Total Energies und der Leipziger Gashändler VNG AG schon im Juni 2023 eine Vereinbarung zur Lieferung von grünem Wasserstoff getroffen. Für den Normandie-Komplex bei Le Havre vereinbarten Total Energies und Air Products im September 2023 die Lieferung von jährlich 15.000 Tonnen kohlenstoffarmem und grünen Wasserstoff.
Bereits vom November 2022 stammt eine Vereinbarung, wonach Air Liquide in Total Energies‘ zweiter Biodieselraffinerie Grandpuits, südlich von Paris, eine Wasserstoffproduktion mit einer Kapazität von 20.000 Tonnen aufbaut Die Inbetriebnahmen ist für Mitte 2025 geplant.
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Eine acht Megawatt leistende PV-Anlage hatte die amerikanische Sunpower Corp. für die Raffinerie La Mède schon 2017 in Betrieb genommen. Sunpower, an dem Total Energies mehrheitlich beteiligt ist, meldete im Sommer 2024 Insolvenz an. © Total Energies SE